Als ich im Herbst 1834, in Auftrag der K. Gr. Regierung, mich
von Nauplia nach Euböa begab, um die Braunkohlen von Kumi
zu begutachten und ihren Abbau einzuleiten, landete ich im Pi-
räeus und sah dort einige schlechte leichte Häuser am Strande,
worunter das, worinn der Hafencapitain wohnte, und die daran gebaute
theure Locanda, die besten waren. Noch zwei kleine einmastige
Ï ahrzeuge, ausser dem, auf welchen wir gekommen, und
zwei Seemöven (Larus) belebten den Hafen.
Schwer war es, Pferde zu bekommen und schwer für sie, uns
und unser Gepäck nach Athen zu tragen.
Bis zum April 1837 hatte ich die Gebirgsuntersuchung Griechenlands
beendigt, die Resultate derselben vorgelegt und bereitete
meine Abreise vor, um meine Familie in Sachsen zu besuchen
; also um 2^ Jahr später, sah ich am Piräeus eine freundliche
Hafenstadt mit regidären Strassen, schönen Wohnhäusern, Kaufläden,
massiven Waarenmagazinen u. s. w ., wie durch Zauberschlag
entstanden. Flaggen aller grossen Nationen flatterten im
Hafen; Kriegsschiffe und Dampfschiffe kamen an und fuhren ab;
ein Wald von Masten erfüllte den Strand; Kahnführer sind auf
den Wink bereit, und die Luft wimmelt von lustigen Möven.
Zöllner und Polizeibeamte erwarten den Fremden und ist er
von ihnen entlassen, so stehen ihm Wagen, Kameele und Reitpferde
zu Dienst, ihn und sein Gepäck zur Hauptstadt zu bringen.
Der Weg durch einen breiten Streifen Olivenwald, der sich,
wie ich früher erwähnte, vom Kephissos südlich nach der Phale-
rischen Bucht zieht, war noch 1833 m der nassen Jahreszeit so
voll Schlamm und Löcher , dass Packpferde oft nicht mehr fortkonnten;
1835 war bereits durch die deutschen Truppen eine
breite, feste Kunststrasse bis nach Athen hergestellt, auf welcher
1836 Wägen aller Art und auch schon eine Journalière, jetzt gewiss
auch Omnibus, hin und her rollen, während des Erichthonios
vierräderiger Wagen schon seit vielen Jahrhunderten vergessen
war, und man bereits keinen Wagen mehr kannte, es müsste denn
ein türkischer mit hölzerner Achse und 2 Rädern gewesen sein, der
heulend fortgeschleift wird.
Wäre schon Gemeinsinn unter den Bewohnern Athens gewesen,
so hätte diese Strasse bei weitem kürzer in grader Linie nach
Athen geführt werden können ( was jetzt einer Eisenbahn Vorbehalten
bleibt); aber wer dort Olivenbäume besass, verlangte so
viel er nur in der Schnelligkeit aussprechen konnte , für jeden
alten ausgebrannten Oelbaum, der der neuen Strasse hätte weichen
müssen. So war es auch mit Entschädigungen für Ländereien
; obgleich diese kleinen Besitzer sich nicht davon erhalten
konnten, was sie verloren hätten, und viele durch die neue
Strasse, obgleich sie deren Krümmungen veranlassten, ihren Unterhalt
fanden.
Athen war bis 1834 noch ein elendes vlachisches Dorf und
wie ein schmucker Elephant vor einer Heerde Schafe, stand an
der Spitze des Dorfes der herrliche Tempel des Theseus vor einigen
Hundert niedrigen Hütten und Brandstellen. Nur die Achtung
gebietenden Trümmer des Parthenon, verachtend den nie-
dern Schutt, ragten stolz aus der Akropolis hervor zum reinen
Himmelsgewölbe, als harrten sie der Götter Ruf: surge et impe-
ra; und die heil’ge Stimme ward nicht überhört, es kam der So-
tiros und half und hilft, was er nur helfen kann.
König Otto liess für Athen einen regelmässigen grossartigen
Plan entwerfen und der aus der Asche neu erblühenden Stadt zu
Grunde legen, und des Himmels Walten gab auch hier sich kund;
in kaum 3 Jahren waren regelmässige Strassen, grosse europäische
Wohnhäuser, leicht, aber freundlich nach südlicher Weise, und
selbst viele pallastartige Gebäude, man kann nicht sagen erbaut,
sie sind mehr emporgewachsen.
Durch ihre Länge, bei gehöriger Breite, zeichnet sich die
Hermesstrasse aus; in ihrer untern Hälfte steht ziemlich in der
Mitte der Breite eine schlanke Dattelpalme; zum Endpunct hat
sie die neue im Bau begriffne Königliche Residenz. Bei der Grundgrabung
derselben wurden Römische Gräber aufgefunden, in welchen
sich interessante Alterthüiner von Silber fanden.
Sehr zu bedauern ist, dass fast in der Mitte der Länge dieser
Strasse eine Kirche steht, die ihre ganze Breite einnimmt, doch
wird sie vielleicht versetzt, ihr Heiligthum kann ja wo anders