Athen von der Rednerbiihne der Pnyx, bis 1833 gesehen,
war nur ein Haufen niedriger Hütten und Brandstätten, stellte
das steinige Attika vor, und trug mit der kahlen Umgegend bei
Sonnengluth einen africanischen Character. Die Rednerbiihne ist
Landeinwärts gekehrt, damit das Volk auch seine Landmacht fest
stelle, und nicht mit dem Blick auf’s Meer, nur für Seemacht
entflammen möge. Von der in Kalkfelsen ausgehauenen Tribüne
sprachen Aristides, Tliemistokles, Perikies, Demosthenes u. a.,
aber mehr noch Sykophanten. Hier wurde Sokrates zum Giftbecher
verurtheilt, und die für ihr Vaterland waltenden Männer verbannt,
obwohl Athen ein Prytaneion hatte, in welchem um den
Staat verdiente Männer lebenslänglich auf öffentliche Kosten gespeist
wurden.
Mehr von den alterthümlichen Ueberresten Athens zu sprechen
ist überflüssig, denn es giebt ausführliche treffliche Beschreibungen
schon so viele. In Athen sind die dortigen Gelehrten und
Gebildeten freundlich, gniigende Auskunft zu geben und Cicerone
sind jetzt leicht zu bekommen. Nur diess sei noch bemerkt,
dass zwar in den Kriegen mit den Persern Athen und die Akropolis
zerstört wurde; alles sich aber nachher immer schöner hob,
und jene Barbaren nur Geld und Gut raubten, aber noch nicht
barbarisch genug waren, Kunstschätze zu rauben. Aber seit der
Plünderung Athen’s durch die Römer, wo eine Menge Kunstschätze
nach ihrer Hauptstadt fortgeschleppt wurden, weil Rom, die
Weltbeherrscherin, in 700 Jahren noch nicht besass und nicht
hervorbringen konnte, was in Athen in Einem Menschenalter gebildet
wurde. Seitdem entstand, bis auf die neuesten Zeiten, eine
Plünderungswuth, welcher jetzt durch ein Gesetz Einhalt gethan
worden ist. Aber selbst über 1700 Jahre reichten nicht hin, alles
zu rauben, alles zu vernichten und nicht noch schöne Denkmäler
übrig zu lassen und Spuren einstiger Grösse und Herrlichkeit, um
die Räuber und Zerstörer anzuklagen.
Jetzt kann ich zu den geognostischen Verhältnissen der Umgegend
von Athen übergehen.
Der von dem Felsen der Akropolis nördlich und nordwestlich
liegende Theil von Athen ruht auf Thonschiefer, der an einigen
Stellen zu Tage aussteht. Er ist grobflaserig geschichtet, und
fällt flach in Norden; schwärzlich grau im Bruch, weich, gi6bt ein
graulich weisses Pulver, braust stark mit Säuren. Vor dem Löth-
i ohr schmilzt er zu einem grünlich weissen blasigen Glase; mit
Kobaltsolution giebt er ein schwarzes Email, was an den Rändern
ins bläuliche spielt.
Vor der Stadt, nahe bei dem Hotel der K. Grossbritt. Gesandtschaft,
westlich, oberhalb dem Katakuzenischen Hause, ist
1835 ein Brunnen gegraben worden; kurze Zeit darauf, als ich
nach Athen zurückgekehrt war, fand ich auf der Halde einige
Stücke Thonschiefer und eine dünne Quarzlage , welche auf den
Ablösungen hin und wieder mit fasrigem Malachit ( kohlensaures
Kupfer) bekleidet sind, auch 1^ Zoll grösser Punkt muschliches
Kupferbraun fand sich eingewachsen. Es gehören diese Stücke
einer schmalen Schichtung des Gebirges an, die bei 21 Lr. Teufe,
mit Lettenklüften undeutlich und unregelmässig begrenzt ist. Dieses
Vorkommen ist zu unbedeutend, um benutzt werden zu können
; es wäre jedoch zu wünschen, dass, wenn Bohrzeug vorhanden
sein wird für artesische Brunnen, auch in dieser Gegend
ein Paar hinreichend tiefe Bohrversuche gemacht würden, um zu
wissen, ob nicht tiefer bauwürdige Kupfererze einbrächen. Man
würde übrigens diese Bohrungen nicht vergeblich machen, da
man auch hier wahrscheinlich Wasser erbohren wird, was, wenn
es aus dem Thonschiefer auch nicht gut zum Trinken wäre,
dennoch vortheilhaft zu Bewässerungen und technischen Zwecken
benutzt werden könnte. Doch darf, wenn man auch bald quellend
Wasser bekäme, diess nicht hindern, die Bohrung fortzusetzen,
bis man über das Vorkommen tieferer kupferhaltiger Lager
oder Schichten Aufschluss hätte.
Am Wege nach Patissia, nördlich von Athen, steht dieser
Thonschiefer zur Seite zu Tage, er ist oberhalb mit Beibehaltung
seiner Schichtung unausgebildet abgesetzt. Da zeigt er sich
weiss, mild, saugt Wasser ein, lässt sich dann leicht zerdrücken
und bildet eine Masse, die aber nicht plastisch ist. Er braust
heftig mit Säuren, brennt sich röthlich gelb und schmilzt leicht zu