seht man noch 100 Schritt näher, so öffnet sich ein kreisförmiger O ' —
Abgrund; 150 Fuss tief und gegen 250 Fuss breit ist das Plateau
eingebrochen* Steil wie eine Wand starren graue und ocher-
farbne Kalkfelsen empor, aber unten grünt ein dicht belaubtes
Olivenwäldchen, in welchem oft ein Rudel Hirsche Kühlung sucht;
jetzt kurrten Turteltauben drinn, aus den Höhlungen der Kalkfelsen
flogen blaue wilde Tauben ab und zu, und drüber hoch in der
Luft schwebten rothbraune Thurmfalken. Nur an der nördlichen
Seite kann man hinabsteigen. Diese ungeheure Vertiefung ist
wahrscheinlich durch den Einsturz einer darunter befindlichen
Höhle entstanden. Höhlenbildung ist im Kalkgebirg und bei
Eisensteineinlagerungen, die von einiger Bedeutung sind, in Griechenland
überall gewöhnlich. Der Kalkstein ist hier senkrecht
gekliiftet, was den Einsturz sehr begünstigte. Der Prtscheko
hängt durch dieses Plateau mit dem nördlichen Gebirg zusammen,
von hier streckt er sich ^ St. gegen Süden, wo er durch eine
Schlucht getrennt is t , jenseit derselben setzt dieser Bergrücken
bis fast an das Meer fort.
Von hier begab ich mich noch weiter nördlich auf den höher
ansteigenden Berg, welcher bis zur Spitze aus salinischen Kalkstein
besteht. An seinem untersten westlichen Abhange fand ich
oberhalb eine bedeutend grosse Schlackenhalde und ganz nahe dabei,
tiefer eine Gruppe grösser hoher Berghalden, es war hier
einst bedeutender Bergbau und wahrscheinlich ziemlich tief getrieben
worden. Gleich unterhalb den Halden öffnet sich ein kleines
freundliches Thal. Die Hirten gaben mir keinen bestimmten
Namen an, ich nenne es daher um es später kurz bezeichnen
zu können Tscheko Theriko, um zu bezeichnen, dass es so
gut, wie später Dartgse Theriko, an der Südseite des Thorikos
Gebirges, nördlich vom Prtscheko liegt.
Ich kehre zum ersten Fund zurück. Oestlich von dort hebt
sich eine ziemliche Kuppe; an ihrem Abhange steht im Glimmerschiefer
eine mächtige Niere weisser reiner Quarz zu Tage.
Westlich von dem Fund, auf dem obersten Bergrücken des
Prtscheko, finden sich noch mehrere alte Schächte und Höhlen,
auch in und bei unbedeutenderen Eisensteineinlagerungen. T ie DAS
LAURIONGEBIRG. 53
fer am westlichen Abhange findet man Grundmauern grösser Gebäude
und Bleischlacken; hier standen Schmelzhütten, die Plätze,
wo die Oefen gestanden haben, sind noch bemerklich, auch die
Gesteine fand ich, welche den Schmelzraum bildeten; es ist
grauer Trachit.
Ich kehre, ehe ich den südlich vom Prtscheko fortsetzenden
Gebirgsrücken verfolge , nach dem zuletzt erwähnten Nachtlager
zurück, um die dortige nächste Umgegend erst zu beschreiben:
Begiebt man sich von dort südsüdwestlich durch die Ebene, so
gelangt man bald zu einer langen Grundmauer, welche westlich
einige Quermauern hatte, an dieser Seite ist eine grosse
tiefe Cisterne mit einem schön gearbeiteten weissen Marmordeckel,
welcher in der Mitte eine runde Oeffnung hat. Man
wollte ihn vor einigen Jahren nach Keratia führen, der dortige
Klostergeistliche wünschte ihn zu haben, er war den Leuten
zu schwer, da wurde er zornig und legte selbst Hand
an, doch stand er bald ab, fühlte sich unwohl und starb ein
Paar Tage darauf. Seit der Zeit herrscht die Meinung, wer
ihn in böser Absicht anrühre, werde krank und sterbe bald,
diess schützt den alterthümlichen Stein auf seinem Platze
mehr, als ein Verbot. Einige Schritte vor der langen Grundmauer,
nicht ganz rechtwinklich mit derselben, liegt ein grösser
unbehauener Würfel, ohne scharfe Kanten und Ecken; er
hat etwa Ein Klafter zur Seite; auf seiner obernFläche sieht
man eine rundliche Vertiefung, in welcher oft und lange Zeit
Feuer gebrannt hat, aus ihr geht ein ebenfals natürlicher rinnenförmiger
Abzug, in welchem, wenn auf diesem Steine
Thiere geopfert wurden, das Blut abfliessen konnte, denn man
kann ihn für nichts andres halten, als für einen Altar; vielleicht
gab dieser so eigen gestaltete, gleichsam von den Göttern
dahin gelegte Stein Veranlassung, dass hier Gebäude und
daher auch die schöne Cisterne, in welcher noch reichlich
Wasser stand, erbaut wurden. Nirgends sieht man im Laurischen
Gebirg einen ähnlich geformten Stein, unter den Tausenden
von herum liegenden Kalkblöcken, zu denen er doch
seiner Masse nach gehört. Hinter diesem Platze südlich ganz