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er ist aus dem Mittelalter. Längs dem Wasser wachsen viel
Platanusbäume; wir kamen bei einem Trupp Zelte von Decken
vorbei, in welchen Schäfer mit ihren Familien wohnten.
Da, wo am Ufer eine kleine Anhöhe sich hebt, steht zersetzter
Glimmerschiefer zu Tage, er ist stellenweise gelblich
oder bräunlich, und enthält auch kleine Parthieen frischen
Quarz, fällt in Nord, ist sehr zerklüftet und auf den Ablösungen
durch Eisenoxyd bräunlichschwarz gefärbt. In dem
breiten, eine lange Ebene bildenden Flussthale zeigten sich
crosse Schafherden. Die Schafe hatten © einen starken Pelz
von weisser zottiger Wolle. Am südlichen Ufer des Sper-
clieios ist dünne Waldung, in welcher sich Waldschnepfen
und Fasane aufhalten.
Pat radz ig (Patradschik)
(nach Kruse’s Atlas Nea Patra, nach ändern Hypate)
liegt jenseits auf einem vorspringenden Joch, die dortigen
heissen, salzig-schwefelhaltigen Quellen sollen grossartig und
sehr sehenswerth sein, aber die späte Jahreszeit liess keine
Zeit übrig sie zu besuchen. Etwa 3 Stunden vor Zeituni
tritt in den untern die Ebene berührenden Flügeln dunkellauchgrüner
Serpentin hervor, er enthält stellenweise viel
dunkelölgrüne Diallage. Man sieht von dieser Seite, vom Wege
aus nur das Schloss-von Zeituni (Lamla) und vorn 5 kleine
Mühlen untereinander, die von einem hoch herahkommenden
Bache ihr Wasser erhalten; ehe es aber die Ebene erreicht,
könnte es noch 4 bis 5 Gefälle für oberschlägige Räder geben.
Von da, wo das Wasser in die Ebene gelangt, ist das
Meer, zum grössten Theil über sumpfigen Boden, 1 Stunde
weit entfernt. Der Weg führt bergauf über den von den
Mühlen herabkommenden Bach, dann bald durch ein Thor des
alten Lamla, die Seitenmauern des Einganges bestehen aus
grossen regelmässigen Quadern, mehr ist nicht vorhanden.
Wir hatten einen starken Marsch gemacht, es war bereits
finster, wir mussten aber 1 St. warten, ehe sich Unterkommen
fand.
1 8 t e n . Die Stadt zeigt überall noch Zerstörung; einige
zierliche Minarets stehen noch. Die sonstige Wohnung des
Pascha, ein grosses Haus, ist an der hohen Seite (südöstlich)
mit Strebpfeilern gestützt, eine dasselbe weit umgrenzende
Mauer ist niedergerissen. Man baut viele neue Häuser. In
Lamla wie in Missolonghi ist ein Blutgericht, ausser diesen
beiden gieht es weiter keins in Griechenland. Ich besuchte
den hier cömmandirenden Oberst der leichten Truppen, den
wackern Wassos, und lernte bei ihm den Capitain Kourmousi
kennen; dieser schreibt griechische Schauspiele, in welchen
er die Fehler der Neu-Griechen rügt.