MOREA ODER DER PELOPONNESOS.
K o r i n t h .
■Diese Stadt Mar einst reich und mächtig, voll herrlicher
Tempel, Prachtgebäude, Statuen und Kunstwerke; von alledem
sind nur noch 7 Granitsäulen mit einem Architrav übrig,
die mächtig und ernst, wie sie da stehen, zu sagen scheinen:
wir gehörten zum Tempel des Poseidon. Sie sind aus dem
frühesten Alterthum, das beweist schon der Granit; den Untersuchungen
der Archäologen zu Folge sind es aber die Ue-
berreste des Tempels der Athene Chalinitis (der Zügeinden,
denn sie zähmte und zügelte den Pegasos).
Korinthos hatte schöne Bäder, das berühmteste war nahe
am Tempel des Poseidon, vom Eurykles aus Sparta erbaut
und mit Steinen verziert, die man zu Krokea im Lakonischen
Lande grub (Porfido verde antico); von ihnen wird später
die Rede sein. In Korinth lebten Diogenes, der Philosoph,
in der höchsten Einfachheit, und Lais, die schönste Buhlerinn
ihrer Zeit, in aller Ueppigkeit; Pausanias sah ihre Grabmähler.
Die Korinther nahmen Theil an dem Kriege gegen die
Römer, daher wurde Korinth durch den römischen Feldherrn
Mummius zerstört, alle Männer niedergemacht, Frauen und
Kinder fortgeführt und verkauft, die Statuen fortgeschleppt
und auch die Gräber ausgeplündert. So stand die abgebrannte,
niedergerissene Stadt öde, bis Julius Caesar eine Colonie dahin
sandte und es wieder aufbauen liess. Kaiser Hadrian leitete
von Stymphalos reichlich fliessend Wasser in die Stadt,
die Leitung ist aber zerstört. Zuletzt wurde Korinth von den
Türken niedergebrannt.
Am nördlichen Fuss der steil sich erhebenden Akroko-
rinthos streckt sich ein sanft abhängiger Abhang weit hervor,
da lag die frühere Stadt und jetzt die neu erbaute; nordnordöstlich
bildet der Abhang einen Vorsprung, der nach
der Ebene zu steil abfällt; er ist bedeckt mit Brandstellen.
D i e Q u e l l e P e i r e n e .
Nördlich nahe unter der Stadt macht der Abhang einen
einige Klafter hohen senkrechten Absturz, an welchem unten
der Eingang zu der Quelle Peirene ist. „Von ihr aber erz
ä h le n sie, dass Peirene durch ihre Thränen um ihren und
„des Poseidons Sohn Kenchrios, der von der Artemis ge-
„tödtet worden war, aus einem Menschen zur Quelle gewor-
„ den sei. Die Quelle ist mit weissem Marmor verziert und
„Einfassungen sind um sie gebaut, Grotten ähnlich, aus wel-
„ chen das Wasser frei in das Quellbecken ausfliesst. Es soll
„angenehm zu trinken sein, und das Korinthische Erz, wenn
„ es glühend und heiss ist, von diesem Wasser gefärbt werden
,, (nämlich Bronzefarben); so schreibt Pausanias II. 3. 3. Diess
verhält sich nun also:
Es steht hier über 1 Lr. mächtig erhärteter, gelblich-
weisser Kalkmergel zu Tage; er verhindert das Tiefersinken
der Tagewasser des darüber liegenden Abhanges, was daher
sich hier tropfenweise, wie Thränen, hervordrängte: diess gab
den Alten mit ihrem poetischen Sinne Stoff zur Sage über die
vielleicht oft an diesem stillen kühlen Plätzchen trauernde
Mutter, als sie nicht wiedergesehen wurde.
Die Alten benutzten, was die Natur hier andeutete, sie
öffneten diese wasserhaltige Lage stollenweise und bekamen
fliessend Wasser. Das ist die Quelle Peirene. Das abgestürzte
Erdreich hat hier eine flache Grotte gebildet. In diesem
Wasser erhielt das Korinthische Erz den schönen Bronze-
Erster Theil.