DIE BRAUNKOHLEN DER WE ST B E IT E
VON MOREA,
1) b e i Lon g o Kr emi smen no ;
2) im Di s t r i c t Ol ympi a ;
3) von Kl e 'mö li t z i be i Gas tüni .
1. Die Braunkohlen bei Longo Kremismenno.
jOas Gebirg, an welchem wir bisher reisten, wendet sich
gegen West, es besteht immer noch aus dem rothen Gestein,
mit dichtem Kalkstein bedeckt; die Schichtung fällt in Ost.
Diesem Gebirgszug gegenüber zieht sich parallel ein andrer,
mit hohen felsigen Kalkkuppen, auch gegen West. Das zwischen
beiden befindliche, unten ganz enge Thal, was vom
mittlern Gebirgsabhange aus, in grader Linie gerechnet, £ St.
breit sein mag, ist mit einer Süsswasserformazion ausgefüllt,
feie besteht aus gelblichweissem, erdigem Kalkmergel, in welchem
das Wasser eine enge Thalschiucht ausgespült hat, wodurch
zu beiden Seiten die Mergelablagerung abgesunken ist,
weshalb man diese Gegend Kr emi smen n o (abgestürzt)
nennt. Oberhalb dieser Thalschlucht liegt Lo n g o , ein Dorf
von 5 bis 6 Häusern.
Dieser Kalkmergel ist überall bröcklich und erdig, nur an
Einer Stelle am höhern jenseitigen Gebirg, wo der Weg von
Sacharo nach Platiäna sich bald um den Abhang biegt, fand
ich denselben Kalkmergel in härtern, zerklüfteten Massen, sie
zeigen Schichtung unter 50° gegen West. Auf den Absonderungen
und auch im Innern dieser Stücke finden sich eine
Menge Blätter, ähnlich denen von Weiden, Ahorn u. s. w.
Von Conchylien bemerkte ich in diesem Mergel keine Spur.
Er enthält keine Ueberreste von Infusorien. Dieser härtere
Mergel ist sehr rein in seiner Masse, er greift pulverisirt
Messing, Kupfer u. a. sehr gut an; der feine erdige Kalkmergel
aus Akarnanien, dessen ich früher erwähnte, dient
hingegen zur feinem Politur.
Das Wasser hat nun, wie ich schon früher bemerkte, den
erdigen Kalkmergel immer tiefer und tiefer ausgespült und
zu unterst ein Kohlenflötz bloss gelegt und zerrissen, was vor
3 Jahren sich beim Zutritt der Luft selbst entzündete und
beinahe 2 Jahr brannte. Der darüber liegende Mergel ist
roth gebrannt, der nächste aber in eine sehr poröse, leichte,
schwarze Schlacke verwandelt. Das Ausbeissen des muldenförmig
eingelagerten Kohlenflötzes zeigt sich zu beiden Seiten
der Thalschlucht, fast im tiefsten Punkte derselben; an der
nördlichen Seite ist das nächste neben der Schlucht ausgebrannt,
das übrige durch abgesunkenen Mergel bedeckt, aber
an der Südseite beisst es noch unzerstört, wenige Klafter vom
ausgebrannten entfernt, aus; ich liess es hier aufschürfen; es
ist ungefähr 27 Zoll mächtig.
Vom Dach an gerechnet, bricht 15 bis 16 Zoll stark
dünnschiefrige mit grauen Letten so durchdrungene Braunkohle,
dass sie nur Brandschiefer zu nennen ist; dieser hinterlässt,
nachdem er ausgeglüht hat, eine gelbliche, thonige Masse,
von der Gestalt, welche das Stück vorher hatte; darunter
liegen, 6 bis 7 Zoll stark, ziemlich gute, im Bruch wachs*
glänzende Braunkohlen.
Unter dem Flötz liegt grauer Letten. Ueber dem Flötz
fanden sich im Mergel einige nierenförmige Stücke Thoneisenstein,
die mit einer ochrigen Rinde umgeben sind.
Dieses mit den hiesigen Süsswasser - Formazionen verbundene
Vorkommen werde ich später noch an 3 Punkten nach-
weisen.