wir uns nach einer alten Burg zu wandten, die auf einem
in’s Meer vorspringenden Felsen liegt.
Diese Burg der Venetianer, welche aus schlechtem Mauerwerk
von kleinen Bruchsteinen besteht, konnte lange Zeit
nicht von den 1 ürken eingenommen werden j es soll aber im
Felsen der Burg eine Höhle oder ausgehauener Gang sein,
•der bis an das Meer hinabgeht, dieser wurde durch eine
alte Frau verrathen und sodann die Burg erstürmt. Nahe
am Meere, wo eine kleine Rhede ist, stehen noch zwei
äussere feste Thürme.
Es wurde Abend, wir überschritten das Thal, an dessen
steilem Gehänge dennoch Felder urbar gemacht sind, und begaben
uns an dem Bache, der dieses enge Thal durchfliesst,
ein wenig aufwärts, wo wir unter einer Gruppe von Maulbeerbäumen
übernachteten.
1 8 1 e n. Wir mussten wieder einen steilen Berg hinauf.
Der Glimmerschiefer fällt in Ost. Nachdem die Höhe des
Berges überstiegen war, zogen wir wieder hinab in ein enges
Thai und den jenseitigen Abhang hinauf.
Als wir in einer Wasserschlucht unter Felsen und Ahornbäumen
ein wenig rasteten, kam ein Gebirgsbewohner, der
uns von weitem hatte ziehen sehen, und brachte mir gutmü-
thig ein Stück Honigscheibe, er bot sich an, auf unsermWege
mich zu einem Felsen zu führen, bei dem etwas verborgen
sei. Noch eine halbe Stunde weit gingen wir östlich auf dem
schmalen Fusswege fort, dann führte er uns rechts den Abhang
hinauf. Es zeigt sich hier nur graulichweisser Kalkstein,
in ziemlich starken, nur wenig nach Osten geneigten
Banken, die oft am Abhange übereinander gethürmt sind;
zwischen einer solchen Gruppe geht eine £ Lr. breite Spalte
durch, über dieser lag eine grosse, schöne, starke Kalkplatte
querüber, eine zweite, welche neben ihr die Kluft bedeckt
hatte, war in die Spalte hinabgeworfen, ich liess sie zur
Seite rücken. Unter ihr fanden sich viele Scherben von kleinen
Thongefässen, aussen glänzend schwarz, wie die schönem
altgnechischen Gefässe,auch rothe Scherben von feiner Masse
und eine Menge Ziegelstücke. Ich liess etwa f Lr. tief graben,
im Schutte lag eine Kalkplatte, die ein Grab gedeckt
hatte; es war alles schon umgewühlt. Diese Spalte im einsamen
Gebirg war überdeckt gewesen und hatte zur Grabstätte
gedient. Die Ausfüllung war Erde mit Glimmerschieferbrocken
; es findet sich so hoch im deckenden Kalkgebirge kein
Glimmerschiefer weiter. — Wir begaben uns wieder herab
auf den nahen Weg und zogen weiter am Abhange, der jäh
in eine tiefe Felsenschlucht abfällt, in welcher ein Bach
fliesst. Ueber der engen Thalschlucht steigen oft senkrecht
abgerissne Kalkwände hoch empor und bilden groteske Formen.
Der ganze Gebirgsstock besteht aus mächtigen massigen
Bergen durch enge Schluchten getrennt, hier ist die Kalkbedeckung
vorherrschend und das Gebirg nimmt daher einen klip*
pigern romantischen Character an.
Die Untersuchung jener Spalte hatte ein Paar Stunden
Zeit weggenommen, wir blieben daher am Gebirgsabhange unter
einem grossen Platanusbaume, bei welchem eine herrliche Quelle
entsprang. Ich hatte einigen Zweifel, ob nicht jener Gebirgsbewohner
uns nur aufhalten wollte, bei der Spalte, wo er
vielleicht wusste, dass alles längst umgewülilt sei, doch
sagten mir die Männer, welche zu den Pferden gehörten, es
gäbe hier im einsamen Gebirg keine schlechten Leute. — Ich
besah mir die nächste Umgebung,’ es war Gebüsch und Felsenstücke,
was mir nicht ganz gefiel, nur unter dem seine
Aeste weit ausbreitenden Platanus wrar freier Platz. Wir befanden
uns hoch im Gebirg und zur Nacht wurde es recht
kühl. Der alte Platanus war hohl und ausgebrannt, dürres
Holz fand sich wenig in der Nähe, ich liess daher nochmals
Feuer in dem Stamme machen, aus welchem, wie aus einem
guten Kamine, eine allen wohlthuende Wärme ausstrahlte.
Meine leichte Reisematratze wurde ausgebreitet und ich legte
mich sorglos nieder, konnte aber nicht einschlafen; da kam
über mir aus dem Loch eines starken Astes des Platanus eine
Stichflamme, es war zu befürchten, der langgestreckte Ast
möge vollends ausbrennen, brechen und mich auf dem Lager