N A ü P L I A
u n d s e i n e F e s t u n g e n .
-Nauplia war schon zu Zeiten des Pausanias verödet, II. 38. 2.;
es wurde zwar später wieder bewohnt, hob sich aber erst
unter der Herrschaft der Venetianer, von 1687 bis 1715, wo
diese von deu Türken vertrieben wurden. Die Venetianer
haben hier zwei Festungen erbaut: das F o r t Pa l amld i ,
was auf einem steil sich über der Stadt erhebenden felsigen
Berge den von der Landseite einzig möglichen Zugang ver-
theidigt; und da s F o r t I t s chk a l e , welches östlich an der
Stadt auf einer felsigen, sich bis an das Meer erstreckenden
Anhöhe den Meerbusen beherrscht.
Im innern Hafen liegt auf einem sich aus dem Meere hebenden
Felsen malerisch ein kleines Kastei, wie eine Ritterburg,
es wird Bour za genannt; von ihm kann der Eintritt
in den innern Hafen und auch der Weg von der Landseite
nach der Stadt beschossen werden. Bourza diente um die
schlimmsten Gefangenen zu. verwahren. Auf dem höchsten
Theil desselben geht ein einige Klafter tiefes Gefängniss hinab,
in welches der Gefangene an einem Stricke hinabgelassen
wird, so auch seine Nahrungsmittel; die Mauern schienen fest
und rings herum ist Meer, und dennoch sind in den letztem
Jahren ein Paar Gefangene zur Seite, durch die in schlechtem
Mörtel liegenden Ziegel ausgebrochen und haben sich
an’s Land geflüchtet.
Nauplia ist sehr schwer zu nehmen, Mas die heftigen
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Stürme der Griechen 1821 und 1822 bewiesen haben. Erst
am lsten Dec. 1822 mussten die Türken aus Mangel an L e bensmitteln
die Festungen übergeben, welche am 3ten Jan.
1823 die Griechen besetzten. Nauplia wurde dann zum Sitz
des Regierungs-Präsidenten, Graf Kapodistria, erwählt, welcher
hier am 9ten Oct. 1831 ermordet wurde.
Am 6ten Februar 1833 landete Se. Majestät der König
OTTO und residirte daselbst nebst der Regentschaft bis zum
13ten Dec. 1834, wo die Regierung und Residenz nach Athen
verlegt wurde. Während dieser Zeit bekam Nauplia regelmässige
Strassen und zum Theil schöne Gebäude, anstatt der
frühem elenden Häuser.
Nauplia wurde seit den Zeiten der Venetianer Napoli di
Romania genannt, hat aber jetzt seinen ursprünglichen Namen
wieder angenommen.
Der Berg, auf welchem die Festung Palamldi liegt, besteht
zu unterst aus kalkigem Thonschiefer, Kalkschiefer,
über welchem ein mächtiges Lager des rothen eisenkieseligen
Gesteines liegt, dieses decken mächtige, kahl emporstehende
Felsen von graulichweissem Kalkstein, auf sie ist der Palamldi
erbaut.
Diese Festung besteht aus 7 Forts, deren eins das andere
deckt und die völlig von einander getrennt sind, oft
durch breite und tiefe, zwischen den Kalkfelsen von den
Venetianern ausgesprengte Gräben. Jedes Fort hat eine
gute, grosse Cisterne. Die Venetianer haben hier eine ungeheure
Arbeit ausgeführt. In dem isolirtesten Fort Miltiades,
was mit steilen hoch aufgemauerten Böschungen umgeben ist,
werden gefährliche Staatsgefangene, Mörder und Räuber gefangen
gehalten. Wenn das Wetter im Sommer still und ruhig
ist und man jedes leise Geräusch hört, verhalten sich die
Gefangenen ruhig; wenn aber die Herbststürme eintreten,
Regengüsse herabstürzen und jeder Schall ohnmächtig verhallt,
dann machen sie stets Versuche auszubrechen; so gelang es
im Frühjahr 1837 sechzehn der schlimmsten Subjecte sich
durch die Böschungsmauern durchzuarbeiten und das übrige