Gewächs sich so misshandeln. Auch der Oelbaum der Athene
auf der Akropolis schlug, nachdem ihr Tempel mit ihm durch
die Perser niedergebrannt worden war, wieder aus.
Den zahmen Oelbaum zu beschädigen, wurde im Alterthum
streng bestraft, und auch jetzt noch schärfer als andre
Baumfrevel, und sollte der Landmann nicht Gewalt haben den
Frevler zu strafen, so zollt er ihm wenigstens volle Verachtung,
es empört mit Recht sein Inneres. Nur die Osmannli’s
hatten keine Achtung für den Baum des Friedens, sie vernichteten
die schönsten Oliven-Waldungen bei Korinth, Missolonghi
und vielen ändern Orten, aber die nie schlafende Nemesis
rächte die zerstörten Friedensbäume.
Es stellen sich Viele vor, wie angenehm und friedlich es
in einem Oliven-Haine sein müsse. Das ist es aber nicht, die
grauen, knorrigen Stämme, das mattgrüne, starre Laub machen
keinen erheiternden Eindruck; lustiger ist es schon zwischen
Weidenbäumen, die mit den Oelbäumen am häufigsten
verglichen werden.
Zuweilen schwitzt aus dem Stamme des Oelbaumes ein
rothbraunes Gummihar z , was sich auf glühenden Kohlen
aufbläht und einen angenehmen Vanillengeruch verbreitet.
Man hat es wie Benzoe zum Räuchern benutzt.
Das Hol z des Oelbaums ist blassgelb, hart, dicht, aber
sehr brüchig, es lässt sich schön von Drechslern und Tischlern
verarbeiten. Die eherne Axt, welche Menelaos dem getödte-
ten Pisander abnahm, und die, welche Ulysses von der Kalypso
erhielt, hatten Stiele von künstlich gearbeitetem, feingeglätteten
Olivenholz. Meist wird es nur als Brennholz benutzt,
da die Stämme stets überständig werden.
Am Fuss des veredelten Oelbaumes treiben eine Menge
stachlige wilde Schösslinge hervor und bilden grosse Knorren,
denn nur die Krone ist edel, wie diess hei den veredelten
Obstarten sich ebenfalls häufig zeigt.
Das Wurzelholz stärkerer Oelbäume ist wegen der vielen
Knorren schön maserig oder seidenartig geflammt (geflasert).
Es ist blassgelb, sehr brüchig, hart, nimmt daher Politur an
und wird zu Tabaksdosen, um Meubeln zu fourniren u. s. w.
benutzt.
Zu Methymna auf der Insel Lesbos zogen einst Fischer
in ihren Netzen ein Gottähnliches Gesicht von Olivenholz aus
dem Meere, es hatte aber nichts den hellenischen Gottheiten
ähnliches; die Pythia gebot ihnen es als Dionysos Kephallen
zu verehren. Pausan. X. 19. 2.
Die Hellenen rechneten den Oelbaum auf der Akropolis
zu Athen und den auf Delos zu den ältesten Gewächsen der
Vorzeit. Pausan. VIII. 23. 4.
Nicht alle Oliven können zur Oelbereitung gebraucht werden,
so wie man nicht aus allen Weintrauben Weip bereiten
kann, einige Abarten beider Fruchtsorten dienen nur für den
Tisch (zum Essen). Die folgende Tabelle wird Beispiele der
Art geben.
Die eingesalznen Oliven machen in den südlichen Ländern
ein häufiges Nahrungsmittel aus, so auch in Griechenland,
da während der streng gehaltenen Fastenzeiten aller Genuss
von Fleisch untersagt ist, und wenn endlich auch Fische und
Seethiere, selbst Oel zu gemessen verboten wird, so sind doch
noch gesalzene Oliven (obgleich sie Oel enthalten) erlaubt zu
essen; sie machen dann mit Brod meist die einzige Nahrung
aus und helfen den Weg zum Himmel offen halten.
Man sagt, dass in Italien durch häufigen Genuss der Oliven,
vielleicht aus Armuth fast das ganze Jahr hindurch, die
Häute des Unterleibes sehr an Zähigkeit verlieren und leichter
zerreissen, es sollen daher in solchen Gegenden häufig Brüche
Vorkommen. In Griechenland habe ich niemals darüber klagen
hören, viel kann die Uebung im Springen, wozu schon in der
Jugend einige Spiele der Griechen Veranlassung geben, beitragen
, jenen Häuten mehr Festigkeit zu geben.
Man kann folgende Arten unterscheiden: die Oliven, theils
kurz vor der Reife, grün, wie sie aus der Provence und aus
Italien besonders schön versandt werden, theils reif, braunschwarz
aufzubewahren: