D e r We t z s c l i i e f e r .
Am Abhang des Gebirges, etwa 10 Minuten weit vom
Dorfe sanft abwärts, steht graulichgelber Wetzschiefer als Ge-
birgsmasse zu Tage; er fällt schwach in Ost. Die Umwohner
der Gegend benutzten ihn schon lange, um ihre Messer zu
wetzen; er ist feinsplittrig im Bruch, lässt sich mit dem Messer
schneiden und giebt, besonders mit Oel getränkt, was er
gut annimmt, Wetzsteine, die zu feinen Schneidewerkzeugen
sehr vorzüglich sind. Zu oberst am Tage ist er in längliche
dünne Stücke zerklüftet, unter diesen finden sie sich 5 bis
6 Zoll dick und tiefer immer noch dicker, länger und besser.
Die obern sind natürlich sehr weich, da sie durch Luft und
Wetter etwas zersetzt und tlioniger geworden sind, die untern
greifen besser an. Diesem Gehänge grade gegenüber,
jenseits der sich an demselben herabziehenden Schlucht, steht
derselbe Wetzschiefer zu Tage, er ist dort etwas grauer und
härter.
Soll dieser Wetzschiefer benutzt werden, so müssen an
beiden Plätzen Steinbrüche angelegt werden. Der Abraum
ist an beiden Stellen unbedeutend, das steile Gehänge ist
günstig, die nicht brauchbaren Stücke abzustürzen, die Stücke,
welche die nöthige Grösse und Gestalt haben, müssen dann an
das nahe Meer gebracht und hingeführt werden, wo man Vorrichtungen
hat, aus ihnen Wetzsteine zurecht zu schneiden. Die ersten
Proben ergaben schon Wetzsteine von 8 Zoll Länge, 2^ Zoll
Breite und l f Zoll Dicke. Sie lassen in den ersten Jahren
guten Absatz hoffen.
Der Wind hatte sich gelegt, die Sonne schien mild, aber
die Gegend hatte, obgleich sie bewaldet war, etwas Verlass-
nes, was jeder fühlte, und froh war, als wir weiter zogen.
Auf der ändern Seite, wo der festere Wetzschiefer bricht,
zogen wir in einer stark bewaldeten Schlucht hinab; es soll
dort viel wilde Schweine lind Rehe geben. Wilde Tauben
kehrten in grossen Zügen in das Gebirg zurück, denn es
senkte sich die Sonne; am Abhang des Gebirges wandten wir
uns dann rechts und zogen durch Machala, vor welchem
schöne, dicht beschattete Quellen gefasst sind. Wir kamen
im Dunkeln nach Gardike.
2 2 s t e n . Ich kehrte nach Lamla zurück und gelangte
zum Abend nach Stelllda. Hier traf ich auf einem freien
Platze den Oberst Wassos, Major Triantäfillo, meinen alten
Bekannten, und Capitain Kourmousi, nebst noch einigen
Subalternen der leichten Truppen. Es war kühl, alle hatten
dicke weisse, innen zottige Kaputzen um, aus denen Pistolen
und Chanschare hervorblickten. Sie begaben sich zur Fahnenweihe
nach Athen. Major Triantäfillo hatte für mich 3
St. nördlich aus dem Gebirge eine Probe bringen lassen; es
waren glasige, schwarze, gut geflossne Kupferschlacken, ich
zerschlug einige und zeigte ihnen kleine darinn befindliche
Kupferkörnchen, aber man glaubte es nicht und meinte, es
sei wohl mehr als Kupfer. Es sollen dort, wie man sich griechisch
auszudrücken pflegt, ganze Berge davon vorhanden sein.
Ich bat, sich weniger um diese Schlackenhalden zu kümmern,
aber lieber die Umgegend durchstreifen zu lassen, um aufzufinden,
wo die Alten die Erze hernahmen. Eben-so erfuhr
ich jetzt bei meiner Rückkehr in Lamia, dass in Giphto-
chöri, was dicht an der türkischen Grenze, 9 Stunden weit
von Lamla (nordwestlich) liegt, sich grosse Schlackenhalden
fänden. Dieser Ort heisst jetzt Giplito-chöri, die Stadt der
Schmiede, wahrscheinlich corrumpirt aus Aegypto-chöri. Allein
nördlich von Stelfida und bei Giphto - chöri lag schon
Schnee und so konnte in dieser späten Jahreszeit 5 l)ec ; dort
nichts mehr untersucht werden. Ein Paar Monate später beauftragte
ich den Hrn. Revierförster Schlumberger, welcher
dorthin versetzt wurde, auf diesen Gegenstand Achtung zu