Fuss und Wurzeln senkrecht empor, diese sind mit nahe
übereinander befindlichen horizontalen Seitentrieben, die in
eine scharfe Spitze endigen, besetzt. Dergleichen Schösslinge
scheinen sehr geeignet zu sein, um sich ihrer als Bi’atspiess
( Sovßict) im Bivouak zu bedienen, man kann sie aber dazu
nicht gebrauchen; denn wo sie das Fleisch berühren, theilen
sie ihm einen bittern, unangenehmen Geschmack mit, so wie
Stöcke von Nadelholz einen harzigen. Für diesen Zweck sind
am besten Platanus, Arbutus Andrachne, Corylus Avellana, Salix
u. a. m. Juniperus und Myrtus theilen dem anliegenden
Fleische einen nicht unangenehm bitterlich-aromatischen Geschmack
mit, besonders letztere.
Wegen der grossen Menge Triebe, welche aus dem Stammende
oder aus dem Fusse der stärkern Schösslinge wachsen,
bildet der wilde Oelbaum häufig knorrige, schwere Stöcke und
Keulen. Das Holz dieses Baumes ist hart , gelblichweiss, fein,
aber sehr brüchig.
Pausanias berichtet II. 32. 9 : „Rachos nennen die Troi-
„zener jede Art von Oelbäumen, die keine Früchte tragen.
„Man unterscheidet den Wald-Oelbaum oder Kotinos, der
„reichlich kleine Früchte trägt, die aber kein Oel geben;
„den unfruchtbaren Oelbaum oder Phylia und den männlichen
„Oelbaum oder Eläos.”
In der Altis zu Olympia stand ein wilder Oelbaum, der
s ch ö nen Kr änz e genannt, denn von ihm nahm man die
Kränze für die Olympischen Sieger, Pausan. V. 15. 3 , da
Herakles zuerst die olympischen Spiele eingesetzt und den
wilden Oelbaum zuerst nach Hellas gebracht hatte.
0 . e u r o p a e a s a t iv a . ’Ekctiu rjjxsQCi, Diosk. ’Elaiu, n g r .
D e r z a hme Oe lbaum.
Ihn pflanzte zuerst Athene in ihrem Tempel zu Athen
und von da aus wurde diess Geschenk der Göttinn über das
ihr geheiligte Attika und dann weiter über ganz Griechenland
und seine Colonien verbreitet.
Der Zehnte des Ertrages der Oelbänme von Athen wurde
für den Schatz der Göttinn eingesammelt und sie hatte noch,
eigne mit Oelbäumen bepflanzte, mit.Hecken umgebne Grundstücke,
die verpachtet wurden; das Pachtgeld verwendeten
die Priester zur Unterhaltung des Dienstes der Göttinn.
Athfene war, trotz der Demeter, kundig in der Wahl des
Bodens, der nächst dem Clima das meiste zum Gedeihen eines
Gewächses bedingt; denn sie pflanzte vorzugsweise den
Oelbaum in Attika, wo er auf dem dort meist kalkmergligen,
trocknen und steinigen Boden vorzüglich gut gedeiht, während
der fette, feuchte Boden des so fruchtbaren Böotiens wohl,
für Getreide sehr günstig ist, aber nicht für den Oelbaum.
Das Oel von Attika war einst geschätzt, in neuerer Zeit
konnte es aber grösstentheils nur zu Seife verbraucht werden.
Zwei Hauptursachen liegen dem zum Grunde.. Zuerst liegt
viel im jetzigen Stande der Olivenbäume. Die grössten Gruppen
derselben am Kephissos u. s. w. stehen auf tiefem, gutem,
feuchtem Boden, und werden, wo es angeht, noch bewässert,
so bekommt man zwar grössere und vielleicht etwas mehr
Oliven, auch wohl etwas mehr Oel , aber es ist um desto
schlechter. Man handelte gegen den weisen Willen der Göttinn
und die Strafe blieb nicht aus. Ich führe nur zwei der
dürrsten Punkte an, die aber dennoch vorzüglich gutes Oel,
bei gleicher unzweckmässiger Behandlungsweise, geben: Das
dürre Methana und die verdorrte kalkig-steinige Westküste
der Maina; noch 100 andre Punkte auf den Inseln nicht zu er^
wähnen, deren Oel in der Regel besser ist, als das des Festlandes
und von Morea.
Wie dem in Attika zu helfen ist, leuchtet von selbst
ein, nur die Zukunft kann es bringen. — Will man aber in
irgend einer Sache nützlich sein, und glaubt nützen zu können,
so darf man auch im besten Fall es nicht nur geheim-
nissvoll andeuten, sondern muss keinen Tadel und keine bösen
Zungen scheuen. Jenes Ziel im Auge, wie in diesem ganzen
Werke, sag’ ich denn auch hier meine Meinung offen, wenn
sie auch anfangs auffallen könnte, sie ist der Natur entlehnt:
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