HEISE DURCH AKARNAMEN.
D en ^§. December. Erst um Mittag konnte ich abreisen,
denn es vuar Feiertag. Der Weg führt nördlich durch die
jetzt sehr nasse Ebene; an mehrern Stellen stand alles voll
Wasser. Als Missolonghi von den Türken, belagert wurde,
bedeckte diese Ebene ein Olivenwald, sie schlugen ihn aber
gänzlich nieder, noch sieht man viele dem Boden gleiche, ausgebrannte
Wurzeln dicker Bäume. Der Kalkstein, welcher in
der nördlichen Bergkette bei Missolonghi gebrochen wird, ist
gelblichweiss, dicht und sehr fein im Korn; er würde sich
gewiss gut zu lithographischem Zweck eignen, ist aber zu
unrein, stets durch feine Adern in allen Richtungen durchsetzt,
schwer würde man eine reine Parthie finden von einigen
Zoll Quadrat. Er gehört zur Kreide. Der Weg wendet
sich in der Nähe der kleinen vorliegenden Berge westlich
längs dem Abhange hin. Zur Seite sieht man bald auf einem
kleinen Berge die Grundmauern der alten Stadt Pleuron.
Unter ihnen tief am Abhange steht eine viereckige Mauer
aus Quaderstücken. Weiterhin kommt man an eine felsige
Anhöhe; eine gepflasterte Strasse einige Fuss breit führt hinauf
und oben längs am südlichen Abhange hin. Am nahen
Fuss der Felsen ist Sumpf, der sich bis in die Nähe von
Anatoliko forterstreckt. Hat man diese felsige Anhöhe überschritten,
so senkt sich der glatte, aus unförmlichen Stücken
gepflasterte Weg in eine kleine Einbuchtung; zu beiden Seiten
sind Kalkfelsen und dichte immergrüne Sträucher; hier
ist der schlimmste Platz des ohnedem leicht zu verlegenden
Weges, den man Kaki Scala (die schlechte 'lreppe) nennt.
Dort wurde Hauptmann Krause misshandelt und getödtet; er
kam von einer Dienstreise aus Wrachori und kehrte in seine
Station Missolonghi zurück, wo er die Gensdarmes-Caserne
erbaut hatte. Er hatte keine Casse bei sich, sondern nur
um ihn zu tödten lauerte ihm Kalamata mit 42 Räubern auf.
Alle diese Räuber wurden später nach und nach theils im
Kampfe getödtet oder eingefangen und durch das Blutgericht
in Missolonghi erschossen, nur des Anführers Kalamata
konnte man bisher noch nicht habhaft werden; er hält sich
im türkischen Gebiet auf, wird aber seinem Geschick nicht
entgehen. Hat man diese Kalkklippen durchschritten, so findet
man am Fuss derselben, wo sich der Weg in die Ebene
senkt, starke Quellen (Kephalo wrises, Hauptquellen). Sie
dringen so reichlich hervor, dass sie sogleich einen starken
Bach bilden, ihr Wasser ist aber matt und nicht erfrischend
zu trinken. Bis zu Kaki Scala rechnet man 1 St. von Missolonghi
und von der Scala 2 St. bis Anatoliko. Der Weg
geht jetzt eben fort zwischen Sträuchern und Olivenbäumen.
Spina Christi mit seinen scharfen Stacheln, die schlimmer
verwunden und alles zerreissen als alle ändern hiesigen Dornen
, wächst hier sehr reichlich. Zur linken Seite sind zuweilen
Weingärten mit Hecken umgeben Wenn das Gebüsch
endigt, kommt man über eine flache salzige Niederung, die in
der nassen Zeit stellenweise sumpfig ist, es führt daher eine
Pflasterstrasse durch.
Anatoliko ist rings umgeben von Meerwasser, was noch
weit nördlich einen Busen macht; dort hatten die Alten einen
Kanal angelegt bis zum Acheloos. Dieser Meerbusen ist ganz
versclilämmt, der Schlamm ist 1 bis 1^ Lr. tief und wenig
freies Wasser darüber. Von Anatoliko kommt eine grosse
flache Barke, um Leute und Pferde überzusetzen, so ist es
auch auf der ändern Seite. Einige Klafter vor dem Platze,
wo die Barke landet, ist über die Breite des gepflasterten
Weges ein kleines überdachtes Gebäude aufgeführt, mit einer