Kalkfelsen war die schmale Strasse der Alten, nur für Einen
nicht hreiten Wagen ausgehauen und die tiefen Wagengleise
noch zu sehen. Jetzt ist dieser Weg breit ausgesprengt, denn
hier ireht die Kunststrasse von Athen, von der ich vorhin
sprach, vorüber. Der bis in das Meer vortretende Kalkstein
ist graulichweiss, ein wenig krystallinisch körnig und brennt
sich leicht und gut. Die neue Kunststrasse senkt sich auf
dem alten Wege den Abhang hinab und geht dann auf dem
Strande breit und fest fort zur eleusinischen Ebene. Bald,
nachdem man herabgestiegen auf den Strand, zeigt sich rechts
ein kleiner Teich, in welchem mehrere fliegende Fische von
der G rosse eines Herings sich aus dem Wasser hoben; sie
haben weisses wohlschmeckendes Fleisch und sind besser als
die meisten hiesigen ändern Seefische. Dieser Teich ist durch
eine niedere Mauer aufgestaut, und aus ihm fliesst ein starker
Bach, der eine damals verfallene Mühle trieb, in das
nahe Meer. Sein Wasser schmeckt salzig-bitter wie das Meerwasser.
Dann zieht sich ein niedriger Rücken vom Gebirg
her vor, und man kommt nachher wieder über einen noch
reichlicher abfliessenden Bach, dessen Wasser eben so salzigbitter
ist, wie vom vorigen; auch an ihm sind Ueberreste
einer Mühle. Beide Bäche kommen am Fusse des ganz nahen
niedrigen Kalkgebirges aus einigen starken Quellen, es sollen
deren nahe bei einander in allem 7 sein; sie entspringen etwa
Ein Lachter hoch über dem Niveau des Meeres, und die am
Rande der eleusinischen Ebene befindlichen wurden in der
letztem Zeit als Salinen benutzt. Der dadurch entstandene
Sumpf ist jetzt durch Gräben entwässert worden. Diese Quellen
sollen, wenn das Meer heftig stürmt und schwere Gewitter
vorüberziehen, bei weitem stärker quellen, sich höher
heben und dann feine weisse Bimsteine bis zur Grösse einer
Wallnuss auswerfen, so dass» der Boden in ihrer Nähe dann
mit Schnee bedeckt zu sein scheint. Unbeschadet der Entwässerung
des nächsten Landes, können diese Quellen gefasst
werden, um mit voller Kraft ein Paar Kropfräder einer nützlichen
technischen Anlage umzutreiben. Diese beiden Bäche
sind die Rheitoi (Venoi) der Alten, sie machten einst die
Landesgrenze zwischen den Athenern und den Eleusinern. Bei
ihnen musste sonst der Pöbel die nach Eleusis zur Feier der
Mysterien Wandernden hohnecken, zur Erinnerung der Grobheiten,
welche die Demeter (Ceres) hier von einem alten
Weibe erduldete. Jetzt gehören sie, so wie einiges Land nach
der Ebene zu, zur Domaine Daphne. Pausanias schreibt von
ihnen I. 38. 1.: „Die sogenannten Rheitoi haben blos das
„Fliessen von den Flüssen, denn sonst ist ihr Wasser wie
„das des Meeres. Man könnte daher auch vermuthen, dass
„sie von dem Euripos der Chalkideer (die Meerenge bei Chal-
,,kis) unter der Erde hervorfliessen und in das tiefer ges
en k te Meer fallen. Die Rheitoi sollen der Kore und De-
„meter heilig sein, und die Fische daraus dürfen nur die
„Priester nehmen.“
Pausanias war ein kühner Geognost, diese Quellen vom
Euripos herzuschreiben; sie kommen nicht von dort, sondern
werden von unterirdischen vulkanischen Einwirkungen hervorgebracht,
worauf der ausgeworfene Bimstein hinweist, was in
der Folge noch weiter erörtert werden wird.
Jenseit der Rheitoi stand König Krokons Wohnung. Der
heilige Weg nach Eleusis zieht sich nun westlich gradenwegs
dorthin, er war gepflastert und noch finden sich Spuren davon
; eine andere Strasse der Alten, die heilige Pythische,
durchschneidet die Ebene nordwestlich und führt nach Theben,
ihrer Richtung folgten wir. Bald kommt man hei einem
alterthümlichen Ueberrest vorbei, was nach Gell, aus einer
Inschrift an den Marmorfragmenten, das Grab des Straton gewesen
sein soll. Pausanias spricht nicht davon, Krokons Grab
konnte er nicht finden; er erwähnt Eumolpos Denkmal und
das Heroon des Ilippothoon- und nahe dabei das des Zarex.
An 5 Punkten in der Ebene zeigen sich theils länglich
viereckige Grundmauern von grossen Quaderstücken, die einen
kleinen Raum einscliliessen (wahrscheinlich abgetragene Grab-
mäler von Heroen), theils mit aufrecht stehenden, dicken,
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