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soll durch sie und den daraus bereiteten Essig sein Leben
auf 170 Jahr verlängert haben.
COLCHICUM. Z e i t l o s e .
C. m o n ta n um 2 Auf dem Hymettos bei Athen.
C. v a r ie g a t u m 4. SnuGGoxoqxov, ngr. Helikon, Parnass
u. a. m.
C. AtrtuMNALE 2J.. KoX%lxov , Diosk. BoX%ikov , ngr. Am
Parnass. H e r b s t -Z . An mehreren Orten in Griechenland.
Die Zwiebel ist scharf und erregt Erbrechen, getrocknet giebt
sie gutes Stärkemehl.
CYCLAMEN. E r d s c h e ib e .
C. h e d e r if o l iu m 4. KvuXa^uvog, Diosk. An schattigen
Plätzen Gr.
C. p e r s ic u m 4. KvxXc/fiiSct, ngr. Häufig bei Athen und
auf den Bergen Griechenland^. Die Fischer gebrauchen die
zerstampfte Wurzel, um Sepia Octopus aus ihren Schlupfwinkeln
zu treiben.
C. europaeum I{. TQrj[i£Qcc, i] TQixlctfjicc, ngr. Domus Togani,
türk. Auf schattigen Bergen Kreta; ist, wie die vorigen, Ziergewächs.
Re t t u n g s v e r f a h r e n .
B e i 'V e r g i f t un g e n durch s ch a r f e P f l a n z e n g i f t e muss
man sich hüten, Brechmittel, Essig und andere reitzende Getränke zu
geben. Findet häufiges Erbrechen, auffallende Ermattung und Gefühllosigkeit
sta tt, so gebe man nach Unterstützung des Erbrechens durch
Zuckerwasser einige Tassen durchgeseihten, starken Kaffee, überdiess
von Zeit zu Zeit 3 bis 4 Gran Campher mit einem Eierdotter angerührt.
— Wird oder ist bereits der Unterleib schmerzhaft, so sind 12 bis 15
Blutigel darauf anzulegen. Wenn aber anstatt einer allgemeinen Abge-
schlagenheit grössere Erregungen, Zuckungen, Wahnsinn u. s. w. sich
einfindet, so gebe man nach, durch Zuckerwasser erregtem Erbrechen,
den Absud von 3 bis 4 Mohnköpfen in 1 Seidel Wasser mit 6 Loth
Zucker und 2 .bis 3 Pomeranzenblättern.
Zu den hier aufgeführten scharfen Pflanzengiften gehören noch die
früher erwähnten: Juniperus Sabina. Daphne Mezereum. Clematis
Vitalba. Cucumis Colocynthis. Ferner haben gleiche Wirkung Nar-
cissus pseudonarcissus. Delphinium Staphysagria. Fritillaria imperialis.
ARZNEIKRÄUTER.
Chelidonium majus. Rhus toxicodendron s. radicans. Convolvulus Scam-
momea u. s. w.
B. Betäubende Pf lanzengi f te.
PAP AVER. Mohn.
P. s o m n if e r u m 0 . Mfaoav ijfiSQOg nett ayqia, Dioskor.
S c hwa r z e r M. In Morea auf Feldern. Von ihm wird im
Orient das als Arznei wichtige, als Genuss grässliche Opium
bereitet, Millionen Menschen machen sich damit zu elenden
Schattengestalten. Die betäubende Kraft des Opium liegt in
einem Alkaloid, dem Morphium.
P. R h o e a s 0 . M^kcov p o /a j , Diosk. IIcmttQovv<x, ngr.
Wi lde r M. Er wächst nur allzuhäufig zwischen der Saat,
was oft sehr schön aussieht. Der ausgepresste Saft färbt vorbereitete
Seide, Baumwolle, Wolle und Leinwand schön roth.
P. d u b ium 0 . Saat-M. In Argolis, Messenien, Lako-
nien. Gewährt gleiche Benutzung.
P. A r g e m o n e 0 . Acke r -M. In Attika, Argolis.
P, h y b r id um 0 . Kl e ine r M. Auf Griechenl. Feldern.
Der Same des Mohn, besonders von P. o f f ic in a l e . We i s -
s er M. giebt ein treffliches, süsses, austrocknendes Oel, was
die Maler häufig gebrauchen. Er wird in Kuchen, Nudeln
u, s. w. gebacken; die Römer assen ihn geröstet mit Honig
zum Nachtisch; auch dient er als Futter für mancherlei Stubenvögel.
Von den meisten kann man das Kraut gemessen, es
ist aber nur im Nothfall zu gebrauchen.
Der Mohn war das Symbol des Kreislaufs der Zeit, so
wie das der Erde und ihrer Fruchtbarkeit. Er war der Demeter
heilig und gehörte in das Mysterienkästchen. Er war
auch der Hera heilig, ihr Bild und ihr Tempel zu Samos
war damit geschmückt und Neuvermählte trugen oft an ihrem
Hochzeitfeste Kränze von Mohn. —- Der Mohnkopf war Attribut
des Schlafes und seines Sohnes Morpheus, des Traumgottes,
mit seinem phantastischen Gefolge. Die Stadt des
Schlafes war mit Mohnstauden und Mandragora umgeben und
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