Die Ke rne der Weintrauben enthalten ein fettes Oel,
am meisten die von schwarzen Trauben; aus frischen Kernen
ist es goldgelb, mild und geruchlos und brennt ohne Geruch
oder Rauch; aus altem Samen ist es bräunlich und scharf.
I. Fontanelle erhielt aus 60 Pfund italiänischen Samen 6 bis
10 Pfund Oel*). Aus 21 Pfund deutschen Samen wurde nur
1 Pfund Oel erhalten**).
Die gerösteten Kerne hat man als Kaifeesurrogat benutzt***),
und Binder will mit Zucker, Zimmt und Vanille
eine gute Chocolade daraus bereitet haben, die aber gewiss
tlieurer war, als ächte Cacaochocolade.
Zarte, frische We in b l ä t t e r werden als eine Art Gemüse
gebraucht, man wickelt nämlich in sie ein Gemenge von
gehacktem Fleisch, Reiss, Eiern, Butter, Pfeffer, Salz, Petersilie
und gehackten Zwiebeln, und kocht diese Päcktchen,
die von den Weinblättern einen angenehm säuerlichen Geschmack
bekommen. Man nennt dieses Gericht Sarmäde s ;
Junge Schösslinge der We in r e b e n haben französische
Oekonomen zur Bereitung von Bindfäden u. s. w. vorgeschlagen
f ) .
Junge, lange Reben, die doch jährlich weggeschnitten
werden, können zum Binden dienen. Bei Athen am Ilissos
hatte ein Grieche davon in Ermangelung von Stricken ein
um zwei Walzen (die eine unter dem Wasserspiegel) bewegliches
Geflechte gemacht, womit e r , mittelst angehängten
Schöpfeimern, Wasser aus dem weiten Brunnen für seinen
Garten hob. Es ist sehr dauerhaft.
*) Journ. de Chim. mdd. Fevr. 1827. S, 6 6 . — Mag. für Pharm.
Bd. 19. S. 53.
**) Daselbst Bd. 22. S. 159. — Correspbl. des würtemb. landwirth-
schaftl. Vereins, Bd. 14. p. 375. Bd. 15. p. 279. Bd. 16. p. 218. —
Erdmann’s Journal Bd. 10. Heft 3. p. 352.
*T*) London Mechanic’s Magazin No. 201. 30. Juni 1827. p. 4 1 6 .—
Di n g l e r ’s polytechn. Journal Bd. 25. p. 350.
f ) Annales de la Soc. Linn. de Paris. Mars 1827. p. 22. du Bulletin
Linn. — L e c o q , Annales scient. Vol. 1. p. 203.
Besonders auf den Inseln treibt oft eine Rebe aus dem
beschnittenen Weinstock in Einem Jahre gegen drei Klafter
lang.
Von des Weinstocks starken Reben kann man gute, biegsame
Stöcke schneiden, die, wenn sie auch selbst keinen Saft
mehr geben, doch manchem schlechten Boden noch Clairet
entlocken können. — Ein römischer Bürger durfte, wenn er
mit der Mastigosis (Geisselung) bestraft wurde, nur mit Weinreben,
aber nicht mit Ruthen geschlagen werden.
Das zu Kohle gebrannte Rebholz giebt nach Jacobi eine
schöne blaue Farbe für Maler und Zeichner.
Zur Verbesserung der Weincultur hat König Otto auf
seinem Landgut zu Tyrinth echte Burgunder- und Rheinweinreben
anpflanzen lassen; es war im dritten Jahr, als bei der
Tafel griechischer Wein von Rheinweinreben gebracht wurde,
er hatte noch das Bouquet des Rheinweins, aber griechisches
Feuer war dabei.
Griechische Reben, auf anderen passendem Boden und
Standort verpflanzt, werden ebenfalls bessere Sorten geben.
Nicht blos durch fremde gute Reben, von denen in der
Folge einige empfojhlen werden, sondern auch durch Samenkerne
von vorzüglichen Sorten kann man neue, gute Sorten
erziehen, die wenigstens dauerhaftere Stöcke geben werden,
als die durch lange Cultur verzärtelten.
Ein neu angelegter Weingarten giebt im dritten Jahre
Ertrag. — Die Stöcke werden jedes Jahr nahe am Stocke
beschnitten, weil die dem Mutterstocke nächsten Trauben die
besten sind, je entfernter sie von ihm an langen Reben wachsen
, desto mehr verliert die Traube an Geschmack, der Wein
an Kraft. — Die Weinstöcke werden nicht durch Pfähle gestützt,
da das dazu nöthige Holz nicht in der Nähe vorhanden
ist und anzukaufen zu theuer ist. Man lässt die Hauptrebe
einige Stärke bekommen, bis sie die Trauben tragen kann.