REISE VON ATHEN NACH THEBEN.
5^ en Juni 1836 verliess ich Athen. Wir zogen den
heiligen Weg nach Eleusis. Durch den Olivenwald und über
den Kepliissos war eine feste, grade, breite Strasse bereits
abgesteckt und begonnen, sie wurde in demselben Jahre noch
beendigt, denn auch hier war im Winter vor Schlamm und
Löchern und dem angeschw7ollenen Kephissos oft nicht fortzukommen;
sie folgt der Richtung des heiligen Weges, und
bald wird sie durchgeführt sein bis Korinth, und so eine
wichtige Verbindung wieder hergestellt.
Hat man den immergrünen Olivenwald durchschritten, so
wird die Gegend kahl und nur Disteln wachsen hin und wieder
auf dem dürren steinigen Boden. Grauer Thonschiefer
tritt zu Tage, er streicht h. 2. und fällt 60° in Ost. Der
Weg schlängelt sich auf die vorliegende Anhöhe. Dort sieht
man noch die hehre Akropolis und Athen, dann nicht mehr.
Zwischen Hügeln gelangt man in ein schmales Thal, in dessen
Mitte auf mächtigen Quadermauern, wo sonst ein Tempel
des Apollon stand, die Ruinen des grossen Klosters Daphne,
dessen Name sich wohl auf den Gott bezieht, dem der Lorbeer
(ngr. öaq)vij) heilig war und der hier verehrt wurde.
In seinen Seitenmauern sind, wie gewöhnlich an solchen Plätzen,
wo der Alten Heiligthümer standen, antike Marmorstücke eingemauert,
weil sie stets einen grossen Raum ausfüllen und
bereits behauen in der Nähe lagen. An der Westseite fanden
Gell und Dodwell noch im Jahre 1800 drei Jonische Säulen,
welche durch Lord Eigin in das brittische Museum kamen.
Das Kloster ist zerstört und verödet. Im innern Hofe war
ein kleines Stückchen gutes Land mit Taback bepflanzt. Die
Hirten der Umgegend halten sich an und in den Ruinen dieses
Klosters häufig auf und bivouaquiren da. Es war die älteste
christliche Kirche in Attika. Ganz nahe vor dem Kloster
östlich ist ein mit vieler Sorgfalt erbauter, noch wohl erhaltener
Brunnen, welcher bei 5 Lr. Tiefe frisches, gutes Wasser
enthält. Die zu beiden Seiten des Thaies sich hebenden kahlen
Felsen bestehen aus graulichweissem Uebergangskalk. Das
enge Thal ist hoch mit Kalkgeröllen und dazwischen etwas
Erde ausgefüllt. An der Südseite des Thaies, östlich vor dem
Kloster, könnte Wasser erbohrt werden, was sich wahrscheinlich
bis zur Oeffnung heben wird.
Der König hat dieses Thal bis zur Ebene von Eleusis an
sich gekauft.
Das Thal hat westlich unter dem Kloster starken Fall;
es zieht sich bis an das Meer hinab. Rechts an einem Kalkfelsen
sind mehrere kleine Votiv-Nischen ausgehauen und zwei
Inschriften, welche sich auf die Phile Aphrodite, die hier einen
Tempel Dorischer Bauart mit kyklopischem Unterbau
hatte, und auf die schöne Hetäre Pythonike beziehen; die
letztere ward in der Nähe begraben, entweder bei dem Tempel,
oder nördlich von ihm auf dem Berge, auf welchen ein
beschwerlicher Weg führt. Weiter hinab am Wege zeigen
sich ein Paär geöffnete Gräber. Nach dem Meere zu erweitert
sich das Thal ein wenig, hier stehen einzelne Oliven
und einige Johannisbrodbäume, der Boden ist schlecht und
hat keine Bewässerung, das Thal ist daher hier höchst unfruchtbar,
es darf jedoch nur Wasser geschafft werden, und
trotz dem schlechten Boden werden hier Getreide, Wein und
Früchte und was der Süden Schönes hat freudig gedeihen.
Am Ausgange des Thaies, kaum 10 Minuten weit südlich
an der Küste, sind Ruinen eines alten Demos, wahrscheinlich
Thria.D
er Weg wendet sich nördlich dicht am Meere hin; am
Erster Theil. 6