Keratia im Süden vorliegenden Kalkberge nach West. Am
Ende des Berges gelangten wir an die fruchtbare Ebene, die
sich von Markopulo südlich herabzieht. Mitten in derselben
ragt ein viereckiger hoher Thurm aus rohen Bruchstücken hervor.
Die Sonne sank, als wir uns bei einer verlassnen Kirche,
neben welcher sonst einige Klostergeistliche wohnten, befanden.
Hier war Wasser und eine Mandra nicht weit entfernt,
wir mussten daher Nachtlager machen, da iiberdiess der nächste
Brunnen noch gegen 2 Stunden weit entfernt war. Hirten
hatten an der innern Kirchmauer mehrere Viehhürden errichtet.
An der Vorderseite der Kirche waren, wie diess auf
dem Lande gewöhnlich ist, einige bunt gemahlte Teller und
Schüsseln mit dem Boden in den Mörtel eingesetzt, um als
Verzierung zu dienen. Nach der Spitze der Vordermauer
zu ist eine kleine antike zierlich gearbeitete Marmorsäule aufrecht
stehend zur Hälfte eingemauert, und die Spitze der
Kirche krönte ein mit schönem Laubwerk verzierter antiker
Säulenknauf von mittler Grösse. So wurde das Alte mit dem
Neuen verbunden. Es stand einst hier ein schöner Tempel.
Zur Nacht kam der Hirt der Mandra und zündete
die ewige Lampe in der Kirche an. Den ändern Morgen zogen
wir gegen Süden hinab. Es zeigt sich Glimmerschiefer
mit Kalk bedeckt, der hier und fast in ganz Griechenland
die Berge bildet, beide fallen in Nord. Auch grüner Schiefer
steht an ein Paar Stellen zu Tage aus, er ist oft stark
verwittert. Ich folgte einer tiefen Wasserriese, in welcher
man die tiefern Schichten entblösst sehen kann. Wir kamen
nahe an das Meer und wandten uns dann östlich, hier steht
wieder ein viereckiger Thurm und dabei ein zerstörtes türkisches
neueres Gebäude. Ganz nahe dabei ist ein mit Marmor
eingefasster antiker Brunnen, in welchem gutes Wasser
ist. Grosse Quaderstücke von weissem Marmor beweisen, dass
im Alterthume hier ein grosses Gebäude stand. Wir zogen
nun an der Südseite des langen Kalkberges (südlich von
Keratia) hin und sahen nach etwa ^ St. einige niedrige, lange,
aus Bruchsteinen erbaute Häuser und nochmals einen Thurm,
man nennt diese Häuser Elimbo (vielleicht stand hier früher
Elmo); etwas weiter östlich steht ein einzelnes Haus und
eine Gruppe F e ig en-, Oliven- und Maulbeerbäume. In der
Ebene waren schöne Felder mit Bart-Gerste. Könnte man
hier Wasser schaffen, so würde es ein köstlich Stückchen
Land, im Norden ist es durch den hohen Kalkberg geschützt
und im Osten durch das Thdriko- und Laurion- Gebirg, so
liegt es wie ein Treibgarten. Von hier wandten wir uns
südlich und kamen nach einer halben Stunde wieder zu einigen
Häusern, die man Anawiso nennt; westlich über ihnen
erhebt sich ein hoher Kalkberg Skordi. Die Ebene setzt nun
noch weiter südlich fort, bis an das Meer, wo einige Häuser
stehen, die auch noch Anawiso genannt werden. Das Meer
bildet dort einen Hafen, er hiess im Alterthume Anaplilystos
und auf dem Lande lag der gleichbenannte Demos. Am
Meere ist dort eine flache Niederung, in Avelche man das
Meerwasser treten und durch die Sonnenhitze verdunsten
lässt. Das krystallisirte, am Boden befindliche Salz schaufelt
man mit dem dunkelgrauen schlammigen Erdboden zusammen,
holt es in Schiffen ab, löst es wieder auf, lässt die abgesonderte
klare Sohle krystallisiren und erhält nun erst weisses
brauchbares Salz, was man gleich in der Saline bereiten
könnte.W
eiter südlich an der Westküste hinab, \ Stunde zuvor
ehe man zum Hafen Legräna kommt, liegt ganz nahe am
Meeresufer eine grosse Schlackenhalde. In ihrer Nähe zeigt
sich lauter Glimmerschiefer und keine Spur von Bergbau.
Die Erze wurden hierher gebracht, weil es auf dieser Seite
noch Holz gab, oder weil dessen Zufuhr hier leichter war.
Wir wandten uns, um nach dem Berge, der vor uns lag, zu
gelangen, östlich in ein Thal hinab; am Gebirgsabhange steht
ein verlassnes Gehöfte, dabei war ein frisch bearbeitetes
fruchtbares F e ld , was uns aber willkommner war, ein guter
Brunnen. Ueberall zeigt sich Glimmerschiefer, meist stark
in Ost geneigt, oder auf dem Kopfe stehend, er führt häufig
Quarzlagen, die oft mit Eisenocher durchwachsen sind, auch
Erster Theil. 5