78 d a s l a u r io n g f :b ir g .
Gruben ist ein kleines schlechtes Bohrgeräthe lind Schiesspulver;
Fahrthen (Leitern) werden durch treppenartig eingehackte
schief angelegte schwache Baumstämme ersetzt. Die Blasebälge
werden fortwährend durch Menschen bewegt u. s. w.
Die Alten scheinen die Erze nicht geröstet, sondern roh
verschmolzen zu haben, denn ausser den Schlacken (okodqici)
unterscheiden sie folgende drei Hüttenproducte:
1) Ch r y s i t i s , das erste Product aus den Erzen; also Bleistein.
2) A r g y r i t i s , die bleireichen Schlacken bei der Darstellung
des Bleies aus dem Bleistein.
3) Mo l y b d i t i s , Product aus dem Blei selbst, was sie auch
Lithargyros nannten. Diess war also Glätte.
Die Glätte wurde wieder zu Blei gefrischt. Auch ein zinki-
scher Ofenbruch wird erwähnt. Da ihr Silber aus sehr reinem
Blei geschieden wurde, so war es auch sehr fein, es
wurde nicht legirt, ihre Silbermünzen nahm man daher wegen
ihrer Feinheit überall gern, was ihnen grossen Vortheil brachte.
Die Alten sprachen ferner von 12 Arten Smaragden, die
sich in den Gruben des Lauriongebirges fanden, deren je doch
nur 3 wirkliche gewesen sein sollen. Hawkins brachte
dem verstorbenen Bergrath Werner ein Stück vom Laurion-
gebirg mit, welches derselbe für Chrysopras erklärte (siehe
Walpole’s Memoires, Lond. 1818). Zinkhaltige Erze kamen
auch vor, wie der Ofenbruch beweist. In den Gruben des
Kallias fand man einen glänzenden schwarzen Sand, welcher
scharlachrothe Theile enthielt, die man auswusch und daraus
Zinnober bereitete; auch Quecksilberlebererz und gediegenes
Quecksilber soll vorgekommen sein. Von allem diesen kann
man vielleicht nur Kunde bekommen, wenn einige Gruben in
verschiedenem Revier werden aufgenommen worden sein; jetzt
zeigt sich nirgends eine Spur davon. Auch Gold soll man
gefunden haben, wahrscheinlich mit jenem schwarzen Sande,
der durch das Vorkommen von Zinnober als ein goldhaltiger
Schliech bezeichnet wird. Ich kann keine bestimmte Ursache
angeben, vermuthe ihn aber in der Camara dissenterina in
den Grubenbauen, auf deren Halden die Hirten den gelben
thonigen Eisenocher (Sil) zu holen pflegten, und werde mich
in dieser Ahnung wohl nicht täuschen.
Die Alten nannten das Laurisclie Erz gewöhnlich Silbererde,
und auch jetzt nennen die Griechen jedes Mineralpro-
duct in welchem sie Silber vermuthen, noch eben so. Auch
sollen theure Holzzufuhr und erhöhte Preise der Lebensmittel
den Bergbau zum Erliegen gebracht haben. Unter
Solon kostete ein Medimnos Getreide (beinahe ein Berliner
Scheffel) Eine Drachme (5 Gr. 6 Pf.); bei Sokrates und Ari-
stophanes 2 bis 3 Dr. und unter Demosthenes 5 bis 6 Dr.
(1 Thlr. 3 Gr. bis 1 Thlr. 9 Gr.), und im letzten Zeitraum
stieg der Preis ohne andere besondern Theurung auf 18 Dr. (4
Thlr. 2 Gr.). Jetzt sind allerdings theures Arbeitslohn, Brennmaterial,
Lebensmittel, Holz, Gezäh, Materialien zu Ofenbau,
Ab- und Zufuhr, Mangel an Wasser u. s. w. bedenkliche Dinge,
um einen verhauenen Bergbau mit geringhaltigem Erz wieder
aufzunehmen, es kann jedoch der Abbau der reichen von mir
dort nachgewiesenen Eisensteinablagerungen dem verwaisten,
verödeten Gebirg auch ohne Silber Leben geben und Gold
einbringen. Geschieht das eine oder das andere oder beides,
so wünsche ich aus ganzem Herzen Glück auf !