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Weg, den man auf Griechenlands Gebirgen findet. Solchen
Weg hatten wir auch liier auf dem ziemlich flachen Gebirge.
Wir kamen durch eine kleine Bergebene, auf welcher die
Landleute mit der Ernte beschäftigt waren. Am südlichen
Ende dieser Ebene befindet sich ein Brunnen, sein Wasser
ist aber nicht gut; dann führt der Weg eine ziemlich hohe
Bergklippe hinauf; wo man sie überschreitet, zeigt sich an der
linken Seite das eisenkieselig rothe Gestein zu Tage ausstehend,
wie auf Akrokorinth, hoch aufgetrieben; es liegt sonst
gewöhnlich schwach geneigt unter dem meist mächtig aufgelagerten
Kalkstein.
Von hier blickt man hinab in eine hübsche, bebaute
Ebene und auf grüne Weingärten, gegen Westen sieht man
ein kleines wlachisches Dorf und auf einer Kalkklippe die
Ruinen einer alten Burg, wie es von ferne aussieht, des Mittelalters,
man nennt sie An g e l o -Ka s t r o (die Engelsburg),
so heisst auch das Dorf. Man vermuthete in Korinth, es
sei hier etwas unter dem Schutz der Burg gegraben oder geschmolzen
worden, es kennt aber niemand dergleichen in dieser
Gegend. Die Burg war wohl nur um des fruchtbaren
Landes und günstigen Locales willen erbaut, wahrscheinlich
auf alterthümlichen Ueberresten.
LTnter einem aus mehrern Stämmen bestehenden grossen
ausgebreiteten Mandelbaume (Amygdalus communis, der wilde
Mandelbaum) am Abhange bei dem Dorfe schlug ich mein
Nachtlager auf.
:3*Jui^1 ®er Weg von hier geht anfangs eben fort, dann
über einen Bergrücken in ein breites Thal, an dessen Seitenrändern
viel wilde Birnbäume (Pirus communis) wachsen,
sie sind klein, krüpplig, die Birnen (Apidi) sind noch kleiner
als in Deutschland, herbe und sauer, wurden aber doch
aufgesucht und für den Durst gegessen.
Es zeigt sich wieder das eisenkieselige rothe Gestein,
was hier meist in kleine Stücke unregelmässig zerklüftet ist,
diess findet überall statt, wo sein Thongehalt überwiegend
PIADDA.
ist. Dieses Gestein zieht sich an der östlichen Seite ( des
Thaies fort bis Piadda, vor diesem Ort ist es kieselhaltiger,
dünn geschichtet, streicht h. 9,4 und fällt einige und 40°
in Ost. Etwa 1 St. vor Piadda tritt zerrüttetes und wieder
verbundenes Serpentingebirg zwischen dem eisenkieseligen Gestein
in mehreren Kuppen hervor, es besteht aus graulich-
grüner Talkmasse, die auf den häufigen, gekrümmten Ablösungen
glänzend is t, in ihr liegen von einander getrennt, an
den Kanten gerundete Stücke Serpentin mit demselben Talk
glatt überzogen, sie sind meist klein, von etwa £ Zoll Durchmesser,
unregelmässig eckig, doch finden sich auch Stücke,
die 1 Zoll lang und L Zoll dick sind. Kurz vor Piadda tritt
schwärzlichgrüner Serpentin auf, er enthält Diallage und ist
wie gewöhnlich stark zerklüftet. Auf ihm liegt in grossen
Felsmassen gelagert dichter graulichweisser Kalkstein.
Pi a d d a liegt hoch, zwischen einer durch die zu beiden
Seiten s c h r o f f aufsteigenden Kalkfelsen gebildeten engen Schlucht,
in der auf einer Felsenkuppe links eine kleine Kirche mit einem
gemauerten Bogen, in welchem eine Glocke hängt, den
romantischen Anblick vermehrt. Das Dorf hat wie gewöhnlich
schlechte Häuser. Wir zogen durch die Schlucht zwischen
dem Dorfe, auf der ändern Seite, wo sich keine Häuser mehr
befinden, hinab, bis nahe zu den östlich hier unten befindlichen
gut bewässerten Gärten; hier stehen auf einem
Felde ein Paar grosse Olivenbäume, es war der schönste Platz,
um Mittags da zu rasten. Die steile Feiskuppe, an welcher
das Dorf liegt und auf welcher sich alterthümliche Ueberreste
finden sollen, bildet von dieser Seite eine hohe senkrechte
Felsenmasse. Der Kalkstein ist wie gewöhnlich oberhalb senkrecht
zerklüftet, er zeigt sich jedoch hier an der Felsenwand
mit Klüften durchschnitten, die h. 4. streichen und 11
in Süd fallen, sie trennen den Kalkstein in einige dicke Bänke.
Ich habe schon früher die Beobachtung ausgesprochen, dass
aller zu dieser Formazion gehörende und meist oberhalb senkrecht
zerklüftete Kalk in grösserer Tiefe sich geschichtet
findet, kommen aber Klüfte an anderen Punkten auch in so