weg; daneben ist Sumpf mit Rohr und Schilf bewachsen.
Diess ist der Engpass der Thermopylen, der jedoch im weitern
Sinne sich noch fast Eine Stunde westlich zieht, bis wo
steil der Fuss des mächtigen Oeta zwischen tiefem Sumpf
einen schmalen Streif schwer zu passirenden, zähen Thonboden
übrig lässt, dann öffnet sich zur Seite das Spercheios-
Thal. Das Meer war sonst überall näher, aber dennoch eben
so wenig von Nutzen; denn man konnte nicht mit Fahrzeugen
an dem schlammigen flachen Strande landen und wegen des
seit Bildung des Meerbusens sich dort absetzenden tiefen
Schlammes auch nicht dort vorbei gelangen oder an’s Land
waten oder schwimmen. Im Verlauf der Jahrhunderte hat sich
das Meer mehr zurückgezogen und die schlammigen Ränder
haben noch breitem undurchdringlichen Sumpf gebildet, so
dass dieser Pass noch eben so schwierig zu durchziehen ist,
als wie sonst, obgleich jetzt unter etwas veränderten Verhältnissen.
Ich hatte allen Kupferstichen zu Folge einen romantischen
Felsenpass erwartet, aber nicht einen niedrigen, meist mit
Erde bedeckten kleinen Bergrücken,, auf welchem nur einige
Kalkblöcke wenige Fuss hoch hervorragen; aber um so höher
ist Leonidas und seine Spartaner zu schätzen und e in
Leonida s muss es s e in, we r s i ch mi t e inem kl e inen
Häuf l e in e inem g r o s s e n He e r e e n t g e g e n s t e l l t , um
mi t s e in em To d e das Va t e r l a n d zu r e t t en. Und warum
beschloss Leonidas diesen wichtigen Pass bis zum letzten
Blutstropfen zu vertheidigen: Weil er sein Vaterland wahrhaft
liebte, das Land mit dem klaren, reinen Himmel, wo
bei spärlichem und magerem Boden der Fleiss mit reicher
Fruchtbarkeit belohnt wird, das Land voll Felsen, gleich wie
sichre Burgen, das Land voll Buchten und Häfen 3 Welt-
theilen nahe, das Land, was vor allen selbst die Götter liebten.
Wer wird, wenn’s Einen Eingang zur Wüste Sahra
gäbe, oder zur Steppe der Kirgisen, oder in’s Innere von
Grönland, ein freudenleeres Land bis zum • Tode vertheidifOf en7,
damit der Wüste Bewohner sich sammeln und zur Gegenwehr
rüsten können.
Damals kam es auf persönliche Tapferkeit an, jetzt wäre,
mit Geschütz wohl besetzt, vom Oeta und vom Meer gesichert,
dieser Engpass leichter zu halten. Auf dem Bergrücken
zeigen sich noch Spuren eines zerstörten Tambours;
dieser Pass wurde im Kriege mit den Türken heftig ver-
theidigt.
Im Sumpfe mag noch manche alte Waffe vom Schlamme
wohl umschlossen und erhalten liegen, doch ist jede Nachsu-
chung hier zu schwierig.
Es dunkelte schon und wir mussten weiter eilen, erst
des Nachts erreichten wir östlich ein Dorf, Mollo, was ein
Paar von Bruchsteinen erbaute Häuser hat.
2 6 s ten. Es trat jetzt heitere Herbstwitterung ein. Nach
ein Paar Stunden kamen wir nach Genurio (neu). Dieses
Dorf war ganz zerstört, als der alte Thaleri (er wird so genannt,
weil er viel Thaler hat) nach seinem Geburtsort zurückkehrte
und ein grosses, Einen Stock hohes Haus erbaute,
um welches sich bald eine Menge Schilfhütten ansiedelten,
denn der Boden ist hier sehr fruchtbar. Sein Sohn lud mich
ein in sein Haus zu kommen, er brachte zum Willkommen
Wassermelone und Raki, unter der Zeit sandte er nach seinem
Vater, denn nur dieser wusste, wo in der Gegend Silbererde
sei. Der alte Thaleri, ein eigensinniger Kopf, kam,
war aber willig mich dahin zu führen. \ St. weit ritten wir
durch die Ebene, dann einen Hügel hinauf, der unten aus
Serpentin besteht, auf diesem fand ich einzelne Stücke Mandelstein,
ähnlich dem bei Gardike; wir begaben uns am Abhange
des Hügels aufwärts in eine enge wilde Schlucht; hier
zeigte er mir Glimmerschiefer, dessen perlmutterartig-glänzend
weisse Glimmerblättchen Silber sein sollten; er sieht aus wie
Talk, schmilzt aber vor dem Löthrohre zu weissem Email und
giebt mit Kobaltsolution ein blassblaues Email, er enthält hin
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