D E R P I R A T E N T H U R M .
.D e r Capitain führte mich zu dem auf dem schmalen Bergrücken
westlich oberhalb des Hafens stehenden hohen Thurme,
von welchem man westlich und östlich das Meer übersieht.
Liess sich in früherer Zeit ein Segel blicken und man glaubte
seiner habhaft werden zu können, so machten zu beiden Seiten
bereit liegende Barken sogleich Jagd darauf; der Platz
ist für diesen Zweck sehr günstig.
Hier hauste der Häuptling mit seinen Palikaren, oft in
der dürftigsten Lage, nur ein Paar Zwiebeln und Wasser zur
Nahrung, von Tag zu Tag sein Leben, seine Herrschaft hinfristend,
unbesorgt um die Zukunft und von der Zinne wehte
stolz seine selbst gewählte Fahne.
Um den Thurm herum sind ein Paar kleine steinerne
Häuser angebaut. Aus einem Vorhause an der Ostseite geht
eine schmale steinerne Thiire, in welche man hineinkriechen
muss, in den eigentlichen Thurm, in diesem war es stockfinster.
Eine schlechte Treppe mit eingeschobnen schmalen Bre-
tern führte auf den ersten Boden, eine noch schlechtere auf
den zweiten, und eine immer schlimmere auf den dritten, alles
ist, schon ohne vertheidigt zu sein, zum Halsbrechen eingerichtet.
Hier waren einige Schiessscharten und kleine Fen-
sterchen. Dann gelangten wir auf das flache Dach des Thur-
mes, mit Zinnen umgeben. Der Thurm ist viereckig und aus
Bruchsteinen mit Mörtel erbaut. Die Aussicht von der Höhe
des Thurmes ist weit; gegen Norden erblickt man höhere
und höhere kahle Kalkfelsen, gegen Osten und Westen offnes
Meer, gegen Süden kahle, felsige Berge.
Auf dem Wege vom Hafen nach den Eisenerzen trafen
wir eine grau- und gelblich-marmorirte Viper, gegen 3Fuss
lang, nach welcher alle liefen, um sie mit dem Chanschar
zu zerhauen; denn sie soll sehr giftig sein; ich wünschte sie
unbeschädigt zu fangen und rief ihnen Halt zu, aber sie entwischte
zwischen den Steinen.
Der Wacht eifang der Mainotten.
Als wir wieder zurück an den Hafen kamen, begegneten
uns ein Paar Mainotten, die Wachteln zu fangen ausgegangen
waren; sie hatten an einem langen Stocke eine Art Fischhamen,
mit welchem man die Wachteln, die jährlich im Herbst
auf dem Zuge hier eine Weile rasten und dann erst fast vor
den Füssen auffliegen, aus der Luft mit einem Schwung des
Hamens, wie Schmetterlinge wegfängt. Dieses Jahr klagte
man, dass der Zug der Wachteln sehr schwach sei. Das
Stück wird mit 20 Lepta (1 gr. 1 pf. sächs) verkauft, sie
werden in grösser Menge eingesalzen und versendet. Reis-
Pilav mit gedünsteten Wachteln ist eins der leckersten Gerichte;
man liebt es besonders in Constantinopel.
Als wir aus dem Hafen segelten, liess ich dem Capitain
Gligörä Conchönä zum Abschied, während wir mit 3 Volten
hinaus kreuzten,' 3 Salven geben; ich hatte vorher sagen lassen,
warum wir feuern würden. Die leichten Soldaten am
Strande antworteten mit Kugeln, die uns um die Ohren pfiffen,
sie hatten scharf geladen und können die Kugeln nicht
gut aus ihren Gewehren ziehen. Auch vom Kloster wurde
ein furchtbar stark geladenes Gewehr uns zum Abschied abgeschossen.