Das Sprüchwort der Hellenen: d e r We in s t o c k i s t oh n e
S t ü t z e (oder alle Hoffnung ist verloren) und seine wörtliche,
so nothwendige und nützliche Anwendung ist vergessen, doch
grünt die Hoffnung zu besserm Wein auf’s neue.
Bei Anlage neuer Weingärten, besonders ausländischer
Sorten, ist zu wissen nöthig, dass es zuweilen Weinstöcke
giebt, die blos männliche Blüthen tragen und daher niemals
Trauben bringen können*).
Von einer Abart des Weinstocks ist noch zu sprechen,
die einen wichtigen Handelsartikel abgiebt, und als eine eigene
Art betrachtet Vi t i s Co r in th i a c a minuta und vorzugsweise
ZracpvXa genannt wurde. Es sind die bekannten
Ko r in th e n ; mit ihnen verhält es sich aber also: Als die
Venetianer noch in Griechenland herrschten, gab es bei Korinth,
was so lange wüst und öde lag, Weinstöcke, die so
verwildert waren, dass sie nur ganz kleine süsse Beeren trugen,
diese wurden getrocknet, unter dem Namen Korinthen
verkauft. Vor der Venetianer Zeit geschah ihrer nirgends
Erwähnung; jetzt wächst diese verwilderte Abart bei Korinth
nicht mehr, sondern bei Patras und besonders auf den jonischen
Inseln Zante und Kephalonia, sie giebt das Haupter-
trägniss von Zante, was allein jährlich 6 Millionen Pfund pro-
ducirt, Kephalonia 3 ^Millionen Pfund, Ithaka \ Million. Von
Griechenland rechnete man sonst 6 Millionen Pfund, der Ertrag
hat sich aber jetzt mehr als verdoppelt, für 1000 Pfund
(Chiliade) werden 85 bis 90 span. Thaler (510 bis 540 Drachmen)
gezahlt, wobei der Zehnte und Ausfuhrzoll dem Käufer
zur Last fallen.
Diese Abart des Weinstockes ist lange tragbar, er liebt
einen tiefen, fetten Boden, am Fuss der Gebirge, der gut
bewässert ist. Man rechnet, dass ein baccillo (400 [jF u ss)
leidlich gutes Land in gewöhnlichen Jahren 1000 Pfund Ko-
*) Ueber die Unfruchtbarkeit vieler Weinstocke, von Ma x imil ian
Kel l e r in Freiburg. Verhandl. des Grossh. Bad. Landwirthsch. Vereins
1825. S. 174.
rintben trägt. Sie gedeihen nicht überall, man machte Versuche
sie in Korfu und St. Maura einzuführen, aber sie kamen
nicht fort. Die Trauben geben einen fetten, süs s en Wein;
getrocknet dienen sie als Nachtisch, und, wie bekannt, im
Backwerk.
An der trojanischen Küste wächst Vi t i s Co r inth ia c a
mit gelblichen, kleinen Beeren ohne Kern, sie werden getrocknet
unter dem Namen Sultania versendet. Die Trauben
geben den süssen, feurigen Homeros-Wein. Auch in Frankreich
wird sie häufig gebaut und ist gewöhnliche Tafeltraube.
Corinthe blanc, ßaisin de passe. Spielarten von ihr sind:
V. a p v r e n a mit kleinen Beeren. V. p r a e c o x scheint auch
hierher zu gehören. — Die samenlosen Trauben, die bei der
Reife schwarzblau sind, haben das Eigene, dass ein Theil
der Beeren schnell sich färbt, die übrigen aber noch lange
grün bleiben.
Es folgt nun eine Zusammenstellung der auf Zante wach-1
senden Weinarten, nach welcher man sich eine Vorstellung
von der Unzahl der Weinsorten auf den Inseln im Archipe-
lagos machen kann. Auch von Korfu könnte man mehrere
schätzbare südliche Wein-Sorten bekommen.
Wäre nicht der. Weinstock ein so höchst wichtiges Gewächs
für Griechenland, so könnte man es bei einer allgemeinen
Empfehlung, ihn aus gewissen Ländern anzubauen,
bewenden lassen, allein das wird überlesen, blos ein Paar
Werke anzuführen, hilft nichts, der griechische Grundbesitzer
hat sie nicht gleich bei der Hand, findet derselbe aber die
Haupt-Sorten angegeben, so trifft er seine Wahl nach seinen
Bekanntschaften, Boden und Geschmack; also müssen, so
schwer die Wahl auch is t, die empfehlenswerthesten Sorten,
dem Zweck dieses Werkes gemäss, Griechenland zu nützen,
aufgeführt werden. Dabei ist zu bemerken, dass die deutschen
und französischen Weinsorten unter wärmerm Himmel,
den der Weingott selbst empfahl, die köstlichsten Spielarten
geben werden, während man bei den südlichem Weinsorten