hält ein Krieger ein sich bäumendes Ross, unten sind Verzierungen.
Der Deckel des Sarkophages liegt zur Seite, auf
ihm und aus demselben Marmorblock gehauen ruht eine weibliche
Gestalt, mit der linken Hand auf ein Kopfpolster gestützt,
der Kopf ist abgeschlagen und weggeführt. Der Deckel
ist besonders in der Nähe des fehlenden Kopfes mit Licheen
überzogen. Einige Bewohner von Kastri sagten: sie hätten
in der Zeit der Anarchie (ehe Graf Kapodistria die Presidentschaft
übernahm) den Sarkophag geöffnet, weil der Kopf der
Statue aus der Erde hervorragte. Unter der türkischen Herrschaft
durfte kein Grab ohne besondere Erlaubniss geöffnet
werden; sie würden sonst beschuldigt und in Anspruch genommen
worden sein, Schätze gefunden zu haben- Sie behaupteten,
im Sarge sei nichts mehr gewesen, obgleich der
Deckel regelmässig darauf gelegen habe, was wohl möglich
is t, denn schon in den ältesten Zeiten wurden Gräber ausgeplündert.
Unter Graf Kapodistria erhielten sie Befehl, den
Sarkophag von allen Seiten frei zu graben, damit man ihn
sehen könne. Er steht in der Richtung von W. nach 0 .;
ganz nahe dabei in derselben Richtung ein roh behauener geöffneter
Sarkophag östlich in derselben Richtung. Südlich
stehen nur wenige Fuss von dem schönen Sarkophage an dessen
Enden, ganz nahe hinter einander, nach Süden gestellt,
auf jeder Seite zwei roh behauene Sarkophage.
Etwa 10 Minuten weit westlich von dem alten Thurm ist
am Felsen eine ebene länglich viereckige Fläche, etwa 1^ Lr.
hoch und 1 Lr. breit, senkrecht gehauen; sie ist ziemlich in
der Mitte durch eine seigere Spalte zerrissen; auf jeder
Hälfte sind oben ein Paar Löcher neben einander, darunter
ein einzelnes Loch, in der Mitte zwei Paar Löcher neben und
unter einander und unten wieder ein Paar Löcher neben einander
rund ausgehauen, als hätten 3 Zoll starke Hölzer darinn
gesteckt. Bis hierher soll ein enger Gang von der Kastäli-
schen Quelle im Felsen ausgehauen führen, und man soll die
'°n der Landseite her kommenden Fremden hier aufgehalten,
ausgefragt und durch den Gang schnell Nachricht gegeben
haben. So erzählen die jetzigen Bewohner von Kastri; doch
war dazu Zeit in Delphi selbst, denn die Pythia wahrsagte
monatlich nur Einmal. Wozu aber diese Stelle diente, ist
schwer zu sagen. Von hier weiter bemerkt man im Felsen
mehrere flach gewölbt ausgehauene Gräber. Am Fuss der
steilen Kalkfelsen hin gelangt man dicht vor dem Dorfe an
eine Wasserriese, in welcher ein kleiner klarer Bach herab-
rieselt; links steht von Olivenbäumen umgeben ein verlassnes
Kloster und man sieht alte Grundmauern von grossen Quadern;
rechts öffnet sich eine enge romantische Felsenspalte,
durch zwei senkrechte, kahle, hellgraue Kalkfelsen gebildet;
es sind die Phädriaden; sie erheben sich nach Holland ungefähr
800 Fuss über Delphi und etwa 2000 Fuss über die
Meeresfläche. Der östliche Felsen ist die Hyampeia, dem
Apollon geweiht, der westliche die Naupleia, dem Dionysos
(Bacchus) heilig. Die Felsenkluft ist nur etwas über ein Paar
Klafter breit; sie steigt steil ins Gebirg auf. Im nahen Hintergründe
stürzt, wenn der Schnee schmilzt, ein schöner
Staubbach herab; er versiegt dann und man sieht den gröss-
ten Theil des Jahres, so wie auch jetzt, nur trocknen kahlen
Kalkfelsen. Rechts in der Schlucht tritt eine steile Felsenmasse
vor, in welcher Tritte ausgehauen sind, man sagt: um
heraufzusteigen, wenn einer der herabgestürzten Männer hier
her fiel und noch lebte, was wohl geschah, dann erhielt er
den Gnadeustoss. Als Aesop, den man für einen Verächter
der Gottheit ausgegeben hatte, unschuldig herabgestürzt worden
war, oder weil ein Herabgestürzter in die Kastalische
heilige Quelle fiel, wurden die Verurtheilten nachher von der
Naupleia herabgestürzt. Am kahlen Felsen kletterte ein Mauerspecht
(Sitta muraria).