Ein Theil derselben ist zu einer Capelle benutzt, in welcher
5 bis 6 Personen stehen können; an der Hinterwand sind Ziegelstücke
aufgemauert und ist Platz gemacht Tür ein Heiligenbild.
In einer kleinen Seitenhöhle sieht man einen Sinter, der
eine zur Hälfte hervorragende Säule bildet, wie ein Stalacmit.
Der untere Theil der hintern Wand dieser Höhle ist mit einer
£ bis f Zoll starken Rinde des schönsten, weissen, trocknen
Kochsalzes überzogen, was auch die Bauern und Hirten zuweilen
holen, da es angenehmer schmeckt als das Meersalz, es erneuert
sich stets wieder; Wärme war jetzt in dieser Höhle
einige Grad mehr als in der äussern Luft. Eine andere kleinere
Nebenhöhle war mit den Excrementen von Fledermäusen
bedeckt, es fand sich aber keine darinn. Auch in der Höhle
klingt der Boden hohl, da wohl hier Gewölbe über Gewölbe
steht.
Von hier begab ich mich auf dem kahlen Sinter hinab an
das Meer, in dessen Nähe auch heisses Wasser aus dem Sinter
hervorbricht. Nun gingen wir nach der sog. grossen Quelle,
man nennt sie so, obgleich die, welche wir zuerst besuchten,
unter allen das meiste Wasser ausgiebt. Ihr Abfluss sieht von
weitem wie eine grosse gelbe Halde aus, auch weiter westlich
sieht man einen solchen Hügel, der einer ähnlichen
Quelle gehört. Die grosse Quelle hat 60^-° R. Wärme, verbreitet
weniger Geruch nach Schwefelwasserstoffgas und scheint,
nach dem erst salzigen Geschmack, noch bitterer zu sein als
die erstere. Sie setzt bei weitem mehr Eisenoxyd ab wie jene,
was mit kohlensaurem Kalk zunächst der Quelle dünne, oft
kaum TVZoll starke Rinden bildet, die A Zoll und mehr von
einander getrennt, über einander liegen und durch sintrische
Concretionen mit einander verbunden sind. Auf der obersten
Rinde und an im Wasser liegenden dürren Reisern setzen sich
Holzschwämmen ähnliche kleine Sinter von | bis 1^ Zoll Durchmesser
ab, sie sind unten braun, auf der ebenen Oberfläche
aber bräunlichgelb. Weiter herab, wo das Wasser schon den
meisten Kalk abgesetzt hat, findet man nur noch gelben Eisenocher
als Schlamm. Diese Quelle schwärzte ein hineingelegtes
blankes Silberstück langsamer als die erste und reagirte ebenfalls
auf Kalk und Eisen.
Von dieser Quelle östlich am Fuss des Gebirges hin quillt
auch warmes Wasser, es hat aber wenig Trieb. Weiterhin
kommt eine andre warme salzig schwefelhaltige Quelle aus
zersetztem Glimmerschiefer, der hier h. 9. streicht und 36^°
in Ost fällt. Bemerkenswerth is t, dass einzelne Streifen des
Glimmerschiefergebirges roth sind, wie gebrannt, Zeichen
früherer, starker Ausbrüche von Hitze. Ueber dem Glimmerschiefer
liegt eine gelbliche Breccie von Thonschiefer, die wegen
ihrer hellen Farbe, ohne genauere Besichtigung, für Kalkmergel
gehalten werden könnte; zu oberst liegt dichter grauer
Kalkstein. Weiter östlich, wo eine Einbuchtung vom Gebirge
abwärts geht, kommt unter dem Schiefer eine Quelle hervor,
welche nur 22° R. Wärme h a t; sie entbindet viel Schwefelwasserstoffgas
und wo dieses durch den grauen Schlamm entweicht,
hat sich gediegener Schwefel abgesetzt. Nahe dabei
sind im Boden eingesetzte Ziegel bemerkbar, es stand ein ganz
kleines Gebäude da, vielleicht um das reichlich entweichende
Schwefelwasserstoffgas als Gasbad zu benutzen oder im Schwefelschlamm
zu baden. Diese Quelle liegt etwas tief. An meh-
rern Stellen in der Nähe quillt auch warmes Wasser, das eine
ist trübe und hat 1 9 |° R., es kommt hier wahrscheinlich kaltes
Wasser dazu und Schwefelhydrat wird abgeschieden. Fünf
Schritt davon ist eine andre Quelle mit klarem Wasser und
39° R. Temperatur.
Diese Quellen hiessen im Alterthum vorzugsweise die Bäder
des Herakles, dem alle warmen Wasser heilig waren, jetzt
nennt man sie, wie alle warmen Quellen, Tliermä (&sq{a,<xi\
d. i. warme Bäder.
Bereits in der allgemeinen Einleitung über Euböa bemerkte
ich, dass Demetrios Kalatinos berichtet: durch ein Erdbeben
wurden die Quellen bei den Thermopylen und hier bei Ae-
depsos verstopft, so dass sie ganz und gar zu fliessen aufgehört
hatten, bis nach Verlauf von 3 Tagen die bei Aedepsos
aus einer ganz ändern Stelle wieder zum Vorschein kamen.