IX. BLUMEN.
Blumen hatten hohen Sinn und Werth bei den Hellenen und
Hellas war blumenreich, als es selbst noch in seiner Blüthe
stand, aber mit dem Verfall des Reiches wurde Jahrhunderte
hindurch nur zerstört, selbst der Baum des Friedens ward
nicht geschont, es gab stets Krieg, Raub und Sclaverei und
jeder Grieche hatte nur zu ringen, sich und den Seinigen das
Nothwendigste zu verschaffen, wer konnte dann an Blumen
denken“? Aber alles Zerstören war nicht hinreichend, Griechenland
so zu veröden, dass es nicht wieder Wälder, Fruchtend
Gemüse-Gärten, reiche Fluren und Wiesen aus seinen
eighen Gewächsen bilden könnte, dass es nicht noch Blumen
hätte, um Gärten zu zieren, selbst mehr noch, als man dazu
bedarf $ dass dem so ist, wird sich im Folgenden ergeben.
Am Eingang des jetzt zu bildenden Blumengartens mögen
blühende, riesige Agaven stehen.
AGAVE am e r ic a n a tj- Ame r ik a n i s c h e Agav e .
In Menge bei Klemoutzi, unweit Gastuni in'Eiis u. a. m.
Dieses kleine Dorf ist ganz damit umgeben, siehe S. 383, in
der Ferne glaubt mau dürre Kiefernstämmchen zu sehen, die
Blüthenschäfte waren über 18 Fuss hoch, sie haben oberhalb
eine reich mit Blüthen besetzte, pyramidale Rispe, deren armförmig
ausgebreitete Zweige nach der Spitze zu immer kürzer
werden, die Blüthen sind grünlichgelb, ziemlich gross, stehen
aufrecht, riechen angenehm und enthalten viel Honig. In ihrem
Vaterlande, Südamerika, werden die Schäfte bis zu 36
Fuss hoch, man benutzt sie dort und hier zum Bau von leichten
Hütten und Häusern; die feste, dünne, äussere Rinde
schliesst ein weisses, leichtes Mark ein, was von Entomologen
geschätzt wird; nach der Blüthe stirbt die Pflanze ab.
— Die Wurzelblätter sind an 6 Fuss lang, sehr dick, fleischig,
am Rande mit dornigen Zähnen besetzt und endigen
in einem starken, spitzigen Dorn, der als Waffe dienen kann,
mit ihm durchstachen sich die alten Mexikaner Arme, Beine
u. s. w. als Bussübung. Die weitere Benutzung folgt.
In Mexiko wird die Agave Maguey genannt und in Menge culti-
virt, die getrockneten Blätter dienen zur Bedachung, die Stacheln als
Nägel; man bereitet ferner aus dem Bast der Blätter s ehr s t a r k e
S t r i c k e , die bereits im Handel Vorkommen, auch eine Art Papier. —
Das gekochte Mark der Blätter - kann gegessen und auch als Seife benutzt
werden. Wenn sich ein Blüthenschaft entwickeln wi l l , was sehr
rasch geschieht, so schneidet man dort oft den Büschel der Central-
Blätter heraus; es sammelt sich nun hier all der Saft, der zur Bildung
des Schaftes und der Blüthen bestimmt ist und zwar so reichlich, dass
man 4 bis 5 Monate hindurch, täglich gegen 3 Preuss. Quart herausschöpfen
kann, er giebt durch Gährung ein weinartiges Getränk, P u l-
q u e ; es wird ferner eine Art Branntwein daraus bereitet; auch einen Sy rup
kann man aus diesem Safte kochen. — Diese Agave blühte das erstemal
in Europa, 1580 zu Toskana. Man nennt sie meist die hundertjährige
Aloe, obgleich sie bei gutem Stand in bei weitem kürzerer Zeit blüht.
Es wäre interessant, auszumitteln, wie sie nach Klemoutzi gekommen
ist, wahrscheinlich durch die Venetianer, die das nahe Castel gründeten,
— Bei Genua gebraucht man sie zu Einfassung der Felder, was aber
viel zu viel nützliches Land wegnimmt.
Hier ist diese Agave der Riese unter den Blumen; auf den mexikanischen
Gebirgen, in einer Höhe von 9 bis 10,000 Fuss, wächst aber
eine hierher gehörige, noch anschaulichere Gattung, die F o u r c r o y a
l o n g a e v a Kurw. Sie bildet einen 40 Fuss hohen Stamm mit grossen
Agavenblättern, aus deren Mitte sich ein 30 bis 40 Fuss hoher Schaft
mit unzähligen Blüthen erhebt; sie bedarf wahrscheinlich 3 bis 400 Jahr,
ehe sie blüht!