Wir kelirten von hier denselben Weg zurück, zogen aber
von den salzigen Quellen grad nach Norden, bis wir an die
Kalywia Ajii Joanni kamen, diess sind Häuser, welche am
Rande der Ebene stehen und von den Einwohnern des im Gebirge
liegenden Dorfes Ajio Joanni so lange bewohnt werden,
bis ihre Feldarbeiten und der Winter vorüber sind. Man
hatte erst vor kurzem eingeärntet und war nun hinauf in’s
Gebirg gezogen, um dort den heissen Sommer zuzubringen.
Alle Häuser Maren verschlossen, doch fanden sich noch ein
Paar Leute, die uns etwas Wein verkauften.
Der Fall der Kalkschichten längs dem Mustos bis hierher
ist 30° in West. Es kommen die meisten Quellen an der
Ostküste dieses Theiles von Morea aus den aufsteigenden
Schichten, es wird diess in der Folge aber auch an ändern
Punkten nachgewiesen werden.
Von den Kalywien Ajii Joanni 1 St. bergauf kommt man
an ein einzelnes Haus, bei welchem gutes Wasser quillt. Es
wohnt da ein sog. Mastöri (Meister), der in Metall arbeitet.
Hat man den Berg überstiegen, so senkt er sich abwärts
durch öde, kahle Kalkklippen. Südöstlich sieht man grau-
lichweisse schroff emporsteigende Kalkfelsen, an deren Abhange
einzelne dunkle Gruppen Nadelholz wachsen; was sich
recht gut ausnimmt. Wir mussten aufwärts nach dem Dorfe
Ajio Joanni. Es war dunkel, als wir dort ankamen und nachdem
man mir vom Pferde geholfen und ich mich auf mein
Lager begeben hatte, weiss ich nichts, mehr von mir bis zum
nächsten Morgen, wo ich zwar etwas gestärkter erwachte,
aber fühlte, dass ich zum Reisen noch zu angegriffen war,
ich beschloss daher einige Tage in Ajio Petro oder KastanSa
zuzubringen, da die Lage dieser Orte als die Gesundheit sehr
stärkend gerühmt M'ird, und es in der That auch ist.1
Ajio Petro ist von hier 3 Stunden entfernt. Nach ungefähr
| St. kommt man in eine Gegend, die von oben herab
wie eine Ebene aussieht; hier liesse sich wahrscheinlich Wasser
erbohren, aber da es keine zusaramenliegende Ebene ist,
sondern durch viele Vertiefungen getrennt wird, so würde
sich das Wasser nicht gut vertheilen lassen. Wir zogen durch
gegen Westen und gelangten-an einige Häuser, diess sind die
Kalywien von Ajio Pe tro , deren Zweck derselbe ist, wie vorhin
beschrieben wurde. Nahe dabei steht eine grosse Ceder
(Juniperus phönicea), ein stattlicher Baum. Von da geht es
abwärts und wieder steil und hoch aufM'ärts bis zu dem
freundlich zwischen Kastanienbäumen (Fagus Castanea) liegenden
ziemlich grossen Dorfe.
A jio P e t r o hat herrliches frisches Wasser und erquickende
Gebirgsluft. Ich bekam zwar ziemlich gut Quartier,
fror aber die Nacht tüchtig, da wir nicht nur aus der Hitze
der Ebene kamen, sondern auch die Haut vom Fieber sehr
empfindlich wird. Kaum vermochte ich allein zu gehen, so
stark hatte ich Schwindel. Oestlich vom Dorf ist ein kleiner
Wald Kastanienbäume, ihre Früchte sind hier und überall in
Griechenland klein, aber was noch übler is t, meist mit der
braunen Haut durchwachsen, welche den innern Kern um-
giebt.
Es wurde am Gebirge ein guter Stand ausgemittelt und
ich gab meiner Mannschaft ein Schiessen, um jeden Musque-
ton und den, der ihn führte, kennen zu lernen.
Mit Müh’ erreichte ich den nächsten Tag eine einsame
Klippe, um den schönen reinen Himmel recht ungestört zu
sehen, es war am ££ August, der Tag, an dem ich vor 44
Jahren das Licht der Welt erblickte. Da brachte niemand
Kränze, Glückwünsche, Gedichte, Geschenke, leere Worte,
aber festlich war die Natur.
Es waren 3 Tage vergangen., ich fing an mich gestärkter
zu fühlen und setzte meine Reise fort.
Bei Ajio Petro zeigt sich Glimmerschiefer, er fällt 20°
bis 30° in Süd, er ist hier und noch an vielen ändern Punkten
westlich nicht mit anderm Gebirg bedeckt. Er führt in
der Nähe von Ajio Petro westlich etwas Eisenglanz, von dem
der Giessbach der tiefen Wasserschlucht unter dem Dorfe
zuweilen Stücke mit sich fortreisst. Der zu Tage liegende
Glimmerschiefer zersetzt sich leicht und ist daher reichlich
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