K A R Y S T 0 .
(K a r y s t o s.)
War berüliint durch den karystischen Stein (il Cipolino an-
tico), der nicht mir hier, sondern bei weitem besser noch
bei Marmarion gebrochen wurde, es wird nachher von diesen
Marmorarten die Rede sein. „Die Karystier stellten in Del-
„phi eine eherne Kuh bei dem Apollon auf, von dem Siege
„über die Meder, weil sie nachher sowohl den übrigen Wohls
t a n d , als auch den Ackerbau für ihr von den Barbaren
„befreites Land wieder in Frieden gewannen.” Pausan. X.
16. 2.K
arysto hat keinen Hafen; im Alterthum wurden die
Schiffe mittelst eines Molo geschützt, durch welchen auf einigen
Untiefen, die sich quer vorziehen, auch jetzt, freilich
mit vielen Kosten, ein Hafen sich abschliessen Hesse.
Am Strande sieht man die Ruine eines Forts neuerer
Zeit, dessen starke Mauern mit Kanonen besetzt waren, um
die Annäherung von Schiffen zu hindern. Die vom Strande
an sich sanft erhebende Ebene ist, weil sie durch ein Paar
aus dem Gebirg kommende Bäche bewässert wird und gute
Erdbedeckung hat, sehr fruchtbar. Es hat sich hier ein
Herr angesiedelt, der dort eine Stadt zu gründen und einen
Hafen zu bilden wünscht. Nah am Wege dahin spülte das
durchgeleitete Wasser unter hoher Erdbedeckung vor einigen
Jahren einen sehr sorgfältig aus Stein gehauenen Sarkophag
fr e i, in welchem sich einige interessante Alterthümer gefunden
haben; der Deckel fehlte jetzt; ob der Sarkophag an den
Seiten Verzierungen hat, habe ich nicht untersucht, er stand
im Schlamm und Wasser.
Am Wege vom Strande nach der Stadt findet man weit
verbreitet eine Menge Eisenschlacken. Die Eisensteine wurden
wahrscheinlich von den Kykladen (Thermia, Serpho u. a.)
hierher gebracht, um hier, weil Holz genug in den Gebirgen
von Karysto wuchs, verschmolzen zu werden; in dem hiesigen
Gebirg ist kein Eisenerz bekannt.
Ueber dieser sich allmählig hebenden Ebene steigt ein
schroffer, niedriger Berg empor, atif welchem die mit einer
Mauer und Thürmen umgebene Stadt liegt, sie wird von den
zurückgebliebenen Türken bewohnt, welche noch Ländereien
besitzen, die sie nach und nach so gut als möglich zu verkaufen
suchen, um in ihr Vaterland zurückzukehren; ausser
Türken wohnt in der Stadt nur der Bischof (Despötis) und
der Gouverneur (Eparchos), beide waren verreist. Rechts
unter der Stadt steht ein Trupp Häuser auf einem Vorsprunge
des Gebirgs-Fusses, worinn nur Griechen wohnen,
wir bekamen daher hier Quartier. Ueber der Stadt erheben
sich auf steilen, besonders an der Nordseite senkrecht herabgehenden
Felsen die Ruinen der Burg, Castel Rosso, die
nicht unbeträchtlich sind und von den Venetianern herrühren;
ob und wo noch alterthümliche Ueberreste der alten Burg von
Karysto vorhanden sind, auf welche die neue gebaut wurde,
ist nicht untersucht worden. Sie hat eine grosse Cisterne
und war wichtig durch ihre Lage und Festigkeit; sie wurde
mehrmals bestürmt, auch 1821 unter dem Panner der schönen,
muthigen, ihr Vaterland liebenden Griechinn Modena
Maurogenla.
Die Felsen der Burg sind durch eine tiefe Schlucht von
dem nordöstlich sich felsig und zerrissen höher und höher
erhebenden Gebirg getrennt. Auf dem abschüssigen, ein gutes
Stück weit ebenen obern Abhange des über dieser Schlucht
liegenden felsigen Berges sieht man sieben riesenhafte Säulen
liegen, vom Lager getrennt und rund gehauen, vier neben