Futterkräuter.
Ausser zuweilen einigen kleinen Feldern mit Wickenlinsen
und etwas Luzerne, wird kein Futter angebaut.
Für die in Athen stehende Cavallerie wurde Gerste ge-
"Säet und ehe sie in die Aehren ging, abgemäht, sie diente
den Pferden als purgirende Friihlingscur.
Sämmtliches Vieh muss seine oft kümmerliche Nahrung
sehr zerstreut auf weiten Strecken suchen, wobei zugleich
der Dünger vertragen wird; während das Vieh, was in einem
kleinen Umkreise seine Nahrung findet, mehr Ruhe hat und
besser gedeiht.
In Griechenland wachsen die meisten Kräuter wild, welche
für den Anfang der unbemittelte kleine Landwirth bedarf, um
sich Futterfelder und Weideplätze zu bilden, er braucht nur
die Samen der tauglichen Gewächse seiner Umgegend, durch
Kinder, alte und gebrechliche Personen einsammeln, und sich
von seinen Bekannten aus fernem Gegenden schicken lassen;
es bedarf ja von den meisten nur sehr wenig, J bis 1 Loth,
diese säet er auf einige durch Pflanzen-Düngung gut vorbereitete
Beete seines Gartens, und in kurzer Zeit wird er sich
im Besitz von hinieichendem Samen befinden, um seine unter
der Zeit vorbereiteten Aecker, Wiesen und Weideplätze, auf
welchen er früher nicht das nöthigste Ackervieh ernähren
konnte, so mit Futterkräutern bewachsen zu sehen, dass er
dann nicht nur mehr und besseres Ackervieh, sondern auch
noch Mastvieh, Schafe u. s. w. wird ernähren können.
Milch, Käse, Butter, Wolle wird besser, sein Ackerbau
bedeutender, ergiebiger werden. Sein Wohlstand und somit
der des Landes wird sich in kurzer Zeit heben.
Auch auf den Inseln des nicht griechischen Archipelagos
und in Kleinasien wachsen eine Menge Kräuter und Gräser wild,
welche verdienten cultivirt zu werden; manche würden treffliche
Resultate geben. Besonders wichtig für diese und die
nächsten Abtheilungen sind Cype rn und Kr e ta (Candia).
Die meisten Kräuter und Gräser, welche jetzt auf magerm,
dürren Boden einzeln stehend, hart und mager sind, w'erden
auf vorbereitetem Boden im dichten Schluss wachsend, zarter
und saftiger gedeihen.
Je mehr Gräser und Kräuterarten auf einer Wiese sich
befinden, desto besser ist sie, es bedarf jedoch hierzu nur
20 bis 30 Arten, dann kann das Vieh fressen, was ihm gut ist,
es findet mannigfaltige Nahrung, bleibt gesünder und wird
kräftiger.
Auf mittelguten Wiesen findet man kaum 5 bis 10 verschiedene
Arten; oft hat aber das Unkraut so überhand genommen,
dass das Vieh genöthigt wird, um den Hunger zu
stillen, von dem Schlechten das Mindestschlechte zu fressen,
die Folge davon is t, dass es erkrankt oder wenigstens nicht
gedeiht.
Um nun reichliches, gesundes Futter und Weide zu bekommen,
ist es nöthig, eine gewisse Anzahl zusammenpassender
Kräuter und Gräser zugleich anzusäen und zu erziehen.
Es werden in der Folge ein Paar dergleichen Gemenge, wie
sie in Deutschland vortheilhaft sind, als Beispiel angegeben
wei’den, um eine Anleitung zu haben, darnach für Griechenland
passende Gemenge der zu Gebote stehenden Samenarten
zusammenzusetzen.
Ich habe bisher gerathen, nur die im Lande wildwachsenden
Arten zu sammeln, auszusäen und zu erziehen, weil diess
für den kleinen Landwirth das leichtest Ausführbare ist und
weil das Gedeihen der inländischen Gewächse auf angemessnem
Boden und Stand am sichersten ist, während es bei vielen
aus dem fernem Auslande ungewisser ist, wie sie sich accli-
matisiren und ob sie so gedeihen werden, wie im Vaterlande;
die einheimischen reichen für ihn aus, bis er durch sie zum
grössern Landwirth geworden ist, dieser kann leichter einen
nicht gelungenen Versuch übersehen, hat eher die Mittel sich
fremde Samen zu verschaffen, für ihn sind nach den wildwachsenden
stets die empfehlenswerthesten angegeben.