Erdhütten, die auch Daulis heissen, dort ist aber nichts zu
bekommen, man bleibt daher vor dem kleinen Dorfe in einem
Chan, wo jedoch ausser einigen trocknen Hülsenfrüchten und
einem Fässchen faulender Sardellen nicht mehr zu finden war
als in dem vorigen Chan.
D ie H ö r n e r v o n LiwadTa .
( K squtu vrjs Aißaöiag.')
Von Daulis geht es noch ^ St. aufwärts eben fort, dann
bergauf, bei den Hörnern von Liwadla vorbei.
Links vom Wege über einer kleinen Wasserriese streichen
in dem östlich einfallenden dichten grauen Kalkstein zwei gegen
drei Fuss mächtige Lager zu Tage. Sie bestehen aus
dicht über- und durcheinander liegenden Versteinerungen, so
dass nur die Zwischenräume zwischen ihnen mit kalkig-tho-
niger Masse ausgefüllt sind; diese Lager sind scharf von dem
Kalkstein des Gebirges getrennt. Die Versteinerung ist Hip-
purites cornu vaccinum; oft sitzen an ihnen Milleporiten. Das
nördliche Lager streicht h. 9,4 und fällt 41° gegen Osten,
wie der deckende Kalkstein. Nach Süden zu wird es immer
schmäler und die Versteinerungen sind kaum mehr zu erkennen
, bis es sich ganz auskeilt. Einige Lachter darunter befindet
sich das andere Lager; es keilt sich eben so gegen
Norden aus wie das obere; die beiden Enden der Lager ziehen
sich mehrere Lachter weit unter- und übereinander fort,
so dass, wo das obere sich gegen Süden auskeilt, das einige
Lachter darunter liegende sich noch in seiner vollen Mächtigkeit
mit wohl erhaltenen Versteinerungen zeigt; so ist es
auch umgekehrt mit dem untern der Fall gegen Norden. Ich
fand ferner ein wohl erhaltenes Exemplar von Exogjra nov.
spec. (siehe Letäa von Bronn).
Auf dem niedrigen Berge, in welchem diese Lager sich
zeigen, liegt zu oberst Kalkbreccie, die sonst gewöhnlich am
Fusse der Kalkberge vorkommt. Der deckende Kalkstein ist
grau, dicht und, wie gewöhnlich, versteinerungsleer, um so
interessanter ist dieser Punkt.
Diese Versteinerung, welche meist gegen 8 Zoll Länge
und zu unterst 3 Zoll Durchmesser hat, läuft nach der Spitze,
die gewöhnlich etwas gewunden ist, konisch zu, und hat daher
grosse Aehnlichkeit mit einem kurzen stumpfen Ochsen-
horne. Die Landleute behaupten auch, es seien Hörner, und
wissen sogar, wie sie hierher gekommen sind. Die Sage lautet:
„Es lebte hier vor Zeiten, als die Götter noch selbst
„regierten, ein Hirt, der grosse Heerden besass. Er gab
,, von seinem Ueberfluss den Armen; die Heerden mehrten sich
„und er häufte Vorräthe auf Vorräthe, da befiel ihn ein
„Uebel, was auch jetzt dort nicht selten sein soll, es heisst
,, Phantasla ( eine Gemüthskrankheit, bei welcher der damit
„Befallene alles zu wissen ; zu verstehen und machen zu kön-
;,nen glaubt, was er doch nur erst hörte, las, oder den Anfang
„lernte, auch bedarf es manchmal das alles nicht, sondern es
„entsteht aus dem Besitz von Geld oder Gütern, das war hier
„der Fall). Der reiche Hirt wähnte nun in seinem Ueber-
,, muth der Erste des Landes zu sein und gab auch den Ar-
„men nichts mehr. Das kam vor den Rath der Götter und
„der Rath der Götter erzürnte darob, vernichtete seine
„Heerden und Vorräthe und warf alles durcheinander. Von
,,den Heerden blieben nur die Hörner, die zu Stein wurden,
„ der Käse füllte die Lücken aus; ob der Hirt auch versteinert
„ s e i und wo er liegt, das ist bis jetzt nicht kund geworden.
„Ein warnend Beispiel seien diese Hörner für alle, welche
,, Hörner zu verlieren haben, damit sie nicht selbst die Hör-
„ner noch verlieren mögen.”
Eine Stunde von diesem Platze kommt man an den Abhang
des Gebirges, was mit weissem, erdig-körnigem Kalktuff
bedeckt i s t ; man erblickt eine grosse grüne Ebene, es ist
Schilf und Sumpf des Kopäis- oder Tobol-See’s. Noch 1
St. weiter gelangt man, auf einer zerfallenen Pflasterstrasse
zwischen schlüpfrigem Thonboden, nach dem in einem Winkel
des Gebirges liegenden Liwadla.
Von hier besuchte ich zum 2ten Male (zuerst Anfang
Juni a. St., jetzt Ende November) den Kopais-See und die