ausschwitzenden ZuckerstofF. In Griechenland werden sie an
die hastartigen Halme (T'adì) von Cyperus longus gereiht und
Schnüreweise aufgehängt, so kommen sie in den Handel.
Wenn man die süssesten Arten der griechischen Feigen auf
die Weise, wie in Smyrna, auf bewahrte, so würden sie auch
jedenfalls besser sein, aber als Schnuren aufgereiht, fällt der
ausschwitzende Zucker ab, die Schale wird hart, die Feige
trocknet aus. Man könnte sich wundern, wrarum es die spe-
culativen Griechen nun so, und nicht wie oben erwähnt, machen.
Hierauf ist zu erwiedern: a) die Gewohnheit, dass es
der Vater so gemacht, behalten auch seine Nachkommen}
(3) fast alle Landbewohner und der grösste Theil der Städter
haben nie eine Schachtel mit Feigen von Smyrna gesehen und
wer sie sah, nie daran gedacht, man könnte es ja auch so
machen ; y) allen Landbewohnern mangeln reinliche Behältnisse
die Feigen auf jene Weise aufzubewahren oder die Gelegenheit
sie sich wohlfeil zu verschaffen; es müssen aber nicht
grade Schachteln sein; feste, saubere Kästchen würden leicht
und wohlfeil gefertigt werden können und dieselben Dienste
leisten.
Auf vielen der griechischen Inseln, besonders auf den
nördlichen ist es gebräuchlich, wenn man zu Jemand auf
dem Lande oder in ein kleineres Kloster kommt, zum Willkommen
getrocknete Feigen und Raki zu bringen. Wo es
vornehmer hergeht, wird das sog. Glüko (eingemachte Früchte
oder Saft) mit einem Glas Wasser gebracht.
Der Feigenbaum giebt in den Ländern am mittelländischen
Meere zwei Ernten. Die ersten Feigen w'erden im Juni reif,
sie kommen aus den vorjährigen Trieben und heissen Sommer-
feigen, sie sind nicht häufig zu verkaufen, zwar grösser, aber
nicht so schmackhaft wie die spätem; man muss vermeiden
sie zu gemessen, denn sie erregen leicht Kolik und Fieber.
Die eigentliche Feigenernte, wo alle Bazare damit überfüllt
sind und man oft von dem unaufhörlichen Geschrei: S ih k a ,
Sihka übertäubt wird, ist im August, diese Herbstfeigen
kann man unbesorgt essen , sie erregen weder Kolik noch Fieber;
Nur die Herbstfeigen eignen sich zum Trocknen, nicht die
erstem.
Die äussere, milchende Schale wird, ehe man sie isst,
abgeschält, sie ist etwas unverdaulich. Ob und was dieser
milchige Saft der Feigen wirkt, ist noch nicht ausgemittelt,
es wäre wünschenswerth, da er bei getrockneten Feigen stets
mitgenossen wird. Die Feigen haben frisch und getrocknet
eine gelind eröffnende Eigenschaft, ihr Genuss ist daher in
südlichen Ländern zum Nachtisch anzurathen. So manches
Mal, wenn nichts weiter zu bekommen war, machten nur allein
getrocknete Feigen und Wein mein Mahl aus, was mir
ganz wohl bekam.
Der Feigenbaum ist unter den dortigen Fruchtbäumen
der empfindlichste, einige Grad Kâlté, besonders bei heftigem
Winde reichen hin, den zarten Spitzen der Zweige zu
schaden, so dass die nächste Ernte nicht gut ausfällt.
Der veredelte Feigenbaum ist meist nur von mässiger
Grösse, wenn er aber diese erreicht hat, so senkt er seine
Aeste weit um sich herum und macht dichten Schatten unter
sich, aber jeder Grieche räth ab in diesem Schatten zu schlafen,
denn die Ausdünstung der Blätter erregt Betäubung und
Kopfschmerz. Es ist daher das Sprüchwort: Unter dem Feigenbäume
schlafen, was so viel bedeutete als ein sorgenfreies,
ruhiges Leben führen, nicht wohl gewählt.
Aus dem Holz dev Feigenbäume schnitzten die Alten Götterbilder;
es widersteht der Verwesung. Zum Brennen taugt
es nichts.
Zur Verbesserung könnten Feigenbäume von Smyrna, Sicilien
und Venedig eingeführt und cultivirt werden. Es sind
am Schluss dieses Abschnittes einige der vorzüglichsten Sorten
aufgeführt.