serstolln schon vorhanden, so wurde er nicht mehr im Stande
erhalten, es geschahen llrüche, oder was noch gewisser ist,
der Feind, dessen Hauptsystem damals stets völlige Vernichtung
war, stürzte einige Lichtlöcher zu, somit wurde aller
Durchfluss verhindert und der See stauete sich wieder auf,
Orchomenos und seine reichen Gefilde wurden mit Fluthen
bedeckt, kein neuer Nachbar konnte sich dort festsetzen
lind wieder gross werden.
Alexander der Grosse wollte die treffliche Ebene wieder
gewinnen und liess den geschicktesten Grubenvorsteher von
Chalkis den Krates kommen. Dieser konnte natürlich in dem
damals hoch gespannt stehenden See nichts für die Reinigung
der unter Wasser stehenden Einflussöffnungen der Katawothren
thun, wohl aber den verbrochenen Stolln aufgewältigen (in Stand
setzen, wie er früher war), dadurch erhielt der See so viel
Abfluss, dass die Baustellen vom alten Orchomenos, Eleusis
und Athen wieder erschienen und trocken wurden. Da die
natürlichen Katawothren aber in dieser Zeit auch schon etwas zu
eng oder verstopft waren, so reichte der Stolln nicht mehr allein
aus, alles Wasser rasch genug abzuleiten, er begann daher den
Stolln aiiszuweiten, wie die im 14ten Lichtloch 4 Fuss starke
nachzuholende Förstenstrosse zu beweisen scheint.
Wenn es eine Bestimmung der Zeit gäbe, welche Krates
während der Eröffnung eines Ausflusses aus dem See aufwendete,
bis er schon günstigen Erfolg hatte, aber gehindert
wurde, so könnte man daraus abnehmen, ob es möglich war,
in dieser Zeit den ganzen Stolln vom ersten Anhieb an zu
treiben. Da Krates im Auftrag Alexander des Grossen dieses
Unternehmen übernahm, so fehlte es ihm gewiss nicht an
Arbeitern und Hülfsmitteln, gesetzt nun, er habe alle 15
Lichtlöcher, und wenn diese fertig waren, die 30 Gegenörter
von ihnen aus zu gleicher Zeit Tag und Nacht betreiben lassen
können, so ging es zwar möglichst rasch vorwärts, brauchte
aber bei alledem bedeutende Zeit, da alles mittelst Steinhauerarbeit
(Schlägel - und Eisenarbeit) durch den dichten
Kalkstein, in welchem man nicht sehr rasch vorwärts kommt,
betrieben wurde. Betrachtet man die bedeutende Arbeit dieses
Wasserstollens, der von der Ebene an gerechnet bis zum letzten
Lichtloch eine Länge von beinahe 1000 Lr. hat, auf welchen
15, von 6 bis zu 20 Lr. tiefe Lichtlöcher herabgehen,
so scheint er wohl einer frühem Periode anzugehören. Ferner
schreibt auch Strabo IX. S. 407. mit klaren Worten, es
habe Krates (er nennt einen Geometer Gorgo) wegen eines
Aufstandes in Böotien aufhören müssen die v e r s t o p f t e n
Gänge zu räumen.
Gesetzt aber, Krates habe diesen Stolln angelegt, so trieb
er ihn mit der geringem Dimension vorwärts, um vor allen
Dingen nur erst durchschlägig zu werden, dadurch wurden
schon jene alten Ortschaften wieder trocken, er wollte dann
dem Stolln die nöthige Breite und Höhe geben, damit er
seinen Zweck vollständig erfüllen könnte, wie man aus der
stehengelassnen Förstehstrasse sieht, wurde aber durch die
ausgebrochnen Unruhen verhindert, es auszuführen.
Wenn nicht früher, so wurden damals einige der Lichtlöcher
muthwillig verstürzt, was noch deutlich ersichtlich
is t, es bedurfte diess aber nicht, ohne Aufsicht und Ausbesserung
brachen einige selbst zusammen.
Erst wenn einige der Schächte aufgewältigt sein werden,
wird man mit Bestimmtheit darüber urtheilen können. Es
mochte nun einer oder der andere Fall stattfinden, so thut
das Alter des Wasserstollens nichts zur Sache, wohl aber ist
ersichtlich, dass der Stolln noch nicht hinlänglich grosse Dimensionen
hat, worauf bei Aufnahme dieses Stollens alle
Rücksicht zu nehmen ist; wenn jedoch die vorhin genannten
Katawothren wieder fortwährenden Abzug gewähren, so wird
der Stolln, wenn er aufgewältigt und gehörig durchschlägig
gemacht is t, für den Anfang vollkommen hinreichen und die
noch fehlende Höhe kann in der trocknen Jahreszeit nachgeholt
werden.
Es haben die Alten eine ihrer würdige grosse Arbeit betrieben
und b ewi e s e n , das s s i e mehr auf e inen s i ch
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