DIE BRAUNKOHLEN BEI GARDIKE.
D e r Weg von Lamia nach Gardlke geht gegen Ost längs
dem nahen Meerbusen (Sinus Maliacus) hin, welcher auch an
dieser Seite weithin mit Snmpf umgeben ist, den Schilf und
Rohr dicht erfüllen; dieser Sumpf erstreckt sich von hier,
immer breiter werdend, am westlichen Rande des Meei'busens,
also quer vor den Ausgang des Spercheios-Thales südlich bis
an den Fuss des Oeta und von da nicht nur bis zum letzten
Ende der Thermopylen, sondern auch noch weiter östlich fort.
In diesem ausgedehnten Sumpfe war schon früher eine grosse
Menge wilder Schweine, zu welchen noch die im letzten Kriege
mit den Türken aus der Stadt und aus den nächsten Dörfern
verjagten und bald verwilderten kamen. Sie vermehren sich
dort ungestört, da ihnen zum Theil gar nicht, zum Theil
nur schwer beizukommen ist. Ein Paar gute Jäger könnten
sich hier, wiewohl mit Gefahr, ein kleines Vermögen zu-
sammenschiessen.
Gleich bei der Stadt Lamia zeigt sich dichter graulichweisser
Kalkstein, massig und voller Höhlen. Nach 1 St. Weges kommt
am Fuss des Kalkgebirges, was sich hier ganz nahe an den
Sumpf vorstreckt, eine starke Quelle hervor. Noch 1 St.
weiter tritt schwarzgrüner Serpentin zu Tage, er ist sehr zerklüftet
und enthält viel Diallage. In der Nähe ist am Meere
bei einem kleinen Kloster, Ajia Marina, ein Hafenplatz, der
Haupthafen ist aber 1 St. weiter bei Stelllda. Vor Stelllda
sind 2 Gräber, in welchen eine Menge Türken, die dort im
Kampfe fielen, begraben sind.
S t e l l l d a war noch vor wenig Jahren ein grösser Ort,
wurde aber von den Türken gänzlich zerstört. Nach dci
Meeresseite zu ist eine Reihe leicht gebauter 1 Stock hoher
Häuser neu errichtet, ausserdem sind nur Schilfhütten da. Ich
hatte von dem Capt. Kourmousi einen Brief an seine dort wohnende
Mutter abzugeben; sie nahm mich gastfreundlich auf
und sagte: sie wisse wohl, dass einem Fremden mit Ceremo-
nieen nichts gedient sei, ich solle ganz nach meiner Weise
leben. Sie war in Constantinopel geboren, erzogen, verhei-
rathet, und lebte dort ruhig und bequem, folgte aber, als
ihr einziger Sohn fortging, um seinem Vaterlande zu dienen,
ihm überall hin, alt und meist aller gewohnten Bequemlichkeit
entbehrend, aber sie war bei ihrem Sohne und konnte
noch für ihn sorgen. Es ist bemerkenswerth, mit welcher
mütterlichen Sorge griechische Mütter, alt und gebrechlich,
ihren Söhnen folgen, in treu ergebener Anhänglichkeit, wie
sie hier zu Lande in keinem ändern menschlichen Verhältnis»
so oft vorkommt.
19- Nov_- Der Weg von Stelllda geht in der Ebene fort,
am Fusse des nahen Gebirges, an welchem überall einiges
Gebüsch steht. Man kommt über flache Hügel von Serpentin.
Nach etwa 3 St. gelangt man zu einer Mühle, nahe am
Strande des Meeres; ihr Aufschlagwasser ist aus der Wasserriese
unterhalb des nahen kleinen Dorfes Echlnos abgeleitet.
Bis zur Mühle gehen 5 bis 6 Fuss Gefälle verloren; wird
alles Wasser des Baches gefasst und richtig hergeleitet, so
bekommt man ein Gefälle mehr. Platz zu Anlagen ist da,
und Fahrzeuge können fast vor. der Hausthüre ein- und aus-
laden. Man sieht hier die Spitze von Euböa und das Dorf
Lithäda, wo ich zwei Jahre früher war.
E c h ln o s liegt am Abhange eines freundlichen Hügels,
auf seiner Höhe sieht man eine zerstörte Befestigung des alten
Echtnos, weiter herab einen altgriechischen viereckigen
Thurm aus mächtigen Quaderstücken, zur Seite desselben