Lakonien dem Erdbeben gar sehr unterworfen sei, lind sogar der
Gipfel des Taygetos einstmals dadurch abgerissen worden sei.
Niemand in Mistra kannte Wetzsteine vom Taygdtos. Im Bericht
der Expedition scientifique de Morde ist im Allgemeinen
angegeben: am Taygetos fänden sich die besten Wetzsteine von
Morca; was wohl möglich ist, aber dieses Gebirge ist sehr
ausgedehnt, die tiefen Schluchten desselben aber zu durchsuchen,
ist der Gegenstand nicht wichtig genug, auch war ich
vom Fieber noch zu schwindlig und angegriffen, um sie dort
aufzusuchen.
In Magüla fanden wir bei unserer Rückkehr ein gutes
Mittagmahl, ganz einfach aus Hühnern bestehend und zum
Nachtisch vom nächsten Baum gepflückte Feigen. Meine
freundlichen Begleiter hatten e s, ohne lange Vorbereitungen,
im Herausreiten bei einer ihnen bekannten Bauernfamilie bestellt,
wir nahmen es in einem kleinen Grasgarten unter ein
Paar grossen Citronenbäumen ein und waren recht vergnügt,
aber bald liessen die zwei Brüder in makedonischer Kleidung
(Fustanel), gegen ihren Vetter in europäischer Tracht, sich
deshalb unwillig aus, und sagten ihm: sie erkennten ihn nicht
als einen Spartiaten, ja nicht als ihren Landsmann an. Er
erwiederte ihnen, dass auf das Kleid nichts ankäme, wenn es
nur das Gefühl nicht verletze; dass ja nur der innere Mensch,
wie er denke, spreche und handle, zu schätzen sei. Dass
man allerdings den Grad der Bildung einer Nation auch in
der Kleidung erkenne, wenn sie dem Lande und dem Klima
angemessen und dabei bequem sei. Dass ihn ein Hut mit
breiter Krempe v or Sonne und vor Regen schütze, was beides
ein Fes gar nicht abhalte, dass im Pantalon er sich leicht
durch Gebüsch bewegen könne, während er früher, als er noch
Fustanel (Fustani, ein Weiberrock, Fustanel, ein kleiner Weiberrock)
trug, im Gebirg und auf der Jagd an jedem Gestrüpp
hängen blieb und im Regen durchnässt fast nicht mehr
gehen könnte (weil das nasse Fustanel sich an die Beine legt),
der Insekten nicht zu gedenken, die sich in den tausend
Falten oft verbergen; dass überdiess das zweckmässige Chiton
der alten Griechen, ein leichtes Kleid, was mit einem Gurt
gehalten wurde, kein Fustanel war; dass endlich Halbstiefel
oder hohe Schuhe ihn vor den so gewöhnlichen Dornen und
grade den giftigsten Schlangen schützen, während ein niederer
Schuh und eine Art Kamasche Knöchel und Fussblatt offen
und unbeschützt lasse u. a. m. Ich bat, dass wir wenige
Personen doch einig sein und uns den schönen Tag nicht verderben
sollten, vermochte aber nicht diese alten Bekannten
und nahen Verwandten zu einigen.
Am 30sten August verliess ich Mistra. Der dort com-
mandirende Hauptmann gab mir 2 Mainotten mit; sie waren
lebhaft und munter und wünschten, es möge etwas vorfallen,
um mir zeigen zu können, wie sie mit den Räubern fertig
werden wollten.
Wir zogen am Fuss des Taygdtos hin. Man erblickt die
kahle Kuppe des St. Eliasberges (Taleton), die sich 2409
Metres über das Meer erhebt, sie ist sehr beschwerlich zu
ersteigen. Nördlich von ihr sieht man eine andere Höhe, Euo-
ras, um welche sich sonst viele wilde Ziegen aufhielten. Die
Mitte zwischen beiden hiess Theras. Der Taygdtos hatte
ausser wilden Ziegen sonst auch Schweine, Hirsche und Bären.
Es finden sich an dieser Seite des Taygetos bis zum
Meer hinab wenig und unbedeutende Quellen. Zum Abend
kamen wir nach Lebetsöwa.
Hier steht Glimmerschiefer zu Tage, seine Schichten
fallen in S.O. Von Lebetsöwa sieht man den Taygetos sehr
gut und noch in seiner Erhabenheit, weiter südlich wird er
niedriger; seine obern Bänke fallen in N. N. W.