war schon Abend; lieblich wäre es gewesen, die Nacht hier zu
bleiben, aber die Mauithiere sollten zertretenes Stroh zum
Abendfutter bekommen und mein Begleiter sehnte sich nach
Kaffeesatz; so eilten wir in den Schutt eines Dorfes und übernachteten
in dem nahen, kleinen Dorfe Stura auf einem Felde;
ein verdrüsslicher Democheronte verschaffte uns ein wenig
Holz zum Feuer, mehr bedurften wir diessmal nicht.
Oestlich nahe bei Stura erhebt sich eine steile Felskuppe,
auf welcher alte Marmorbrüche sind, der Marmor ist auch
hier weiss und grün gestreift.
Den l ö t e n begab ich mich 1^ St. nördlich von Stura,
wo nah am Meere Serpentin hervortritt, der einige Lagen Asbest
enthält. Dieser ist aber nur an einigen Stellen feinfaserig
(Amiant, Bergflachs); im Verlauf von ^ Stunde hatte ich
den kleinen brauchbaren Vorrath einsammeln lassen. Wenn
man diese Lagen weiter bearbeitete, so findet sich schon noch
einiger, doch kann er niemals hier in bedeutender Menge gewonnen
werden; im Fall des Bedarfes könnte Anaphe hinreichend
liefern. Im verflossenen Jahre war grosse Wichtigkeit
auf die Entdeckung dieses Asbestes gelegt worden, dessen
schon Strabo X. S. 446 erwähnt, als er von Karystos, Mar-
marion und Styra spricht: „Hieselbst wird ein Stein gefund
e n , welchen man spinnen und weben kann; es werden aus
„ihm allerhand Kleidungsstücke verfertigt, welche man, wenn
„sie schmutzig geworden, in’s Feuer wirft, wo sie durch die
„Flamme eben so, als das Leinenzeug durch Waschen, gep
e in ig t werden.”
Dass die Alten die aus Asbest verfertigte unverbrennliche
Leinwand gebrauchten, Todte darinn zu verbrennen, um kein
Stäubchen von ihnen zu verlieren, ist bekannt, allein jetzt
wäre solche Leinwand für diesen Zweck zu theuer und ist
auch aus der Mode gekommen; es ist allerdings oft besser,
wenn von Vielen selbst der Staub nicht aufgehoben wird.
Der jetzige Verbrauch von Asbest ist sehr beschränkt;
zu Kleidungsstücken, welche mit der Haut in Berührung kommen,
kann man ihn nicht brauchen, da er Jucken und Entzündung
verursacht, also nur zu chemischen Feuerzeugen und
etwa zu unverbrennlichen Dochten, die man freilich, wenn
sie nur von Zeit zu Zeit vom angesetzten Russ gereinigt werden,
sehr lange brauchen kann; es ist aber mehr zu wünschen
Baumwolle zu verbrennen, wenn auch deshalb nur ein kleines
Stückchen Land mehr angebaut werde.
Auch bei dem Dorfe Melissone soll im Serpentin Asbest
Vorkommen.
Ich wandte mich von jenem Asbest nordöstlich, wo man
mir schwarze, sclwere Steine zeigen wollte; es war schwarzgrüner
Serpentin. Wir begaben uns in das nahe, aus 8 Häusern
bestehende Dörfchen Sadchäus, um hier die Mittagsstunden
zuzubringen.
Von Karysto bis beinahe nach Stura fällt das Gebirg in
Süd, von Stura bis östlich gegenüber an’s Meer in Ost. Ueber-
all bis hierher herrscht Glimmerschiefer, oberhalb Marmor
führend, mit dichtem graulichen Kalkstein bedeckt.
Von Sadchäus begab ich mich zurück, da mein Zweck Untersuchung
des mächtigen Gebirgsstockes bei Karysto war. Wir zogen
daher, als wir an das massig aufsteigende Gebirg kamen,
in ein enges Thal östlich, in welchem wir an einer etwas
breitem, einsamen Stelle die Nacht zubrachten.
Ich fand unter den Gerollen der Thalschlucht ein Stück
feinkörniges Schwarz-Braunsteinerz, dessen Körnchen mit kleinen
Quarzkörnern verwachsen sind; es gehört einer nur einige
Zoll starken Lage an.
Am 1 7 ten mussten wir und sogar auch das Packpferd
sehr steil das hohe, massige Gebirg erklimmen; es zeigte
sich Glimmerschiefer, der viel Quarznieren enthält. Kaum
hatten wir die Höhe des Berges erreicht, so mussten wir
wieder einen sehr beschwerlichen Weg den Abhang hinab.
Wir kamen zu einigen Häusern, bei welchen Wasser genug
war und daher die üppigste Vegetation. Weinreben schlangen
sich überall herum und grosse Feigen- und Maulbeerbäume
standen um die Häuser. Von hier stiegen wir noch die andere
Hälfte des Abhanges hinab in’s Thal, in welchem
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