und mit der Rechten das Boot erfasst hatte, in welches man
mir dann hineinhalf, freute sie jetzt noch. Sie sangen schwer-
müthig, wie ich dem Lande Nützliches anfzuiinden, technica
zu verbreiten, herumreise, in meinem Vaterlande nicht so
vieles ungewohntes, beschwerliches erdulden müsse und auch
im Meere meine Waffen nicht von mir gelassen hätte und wie
alle getrauert haben würden, wenn ich im Grunde des Meeres
geblieben wäre u. s. w.
Die Nacht war heiter, der Wind ziemlich gut, wir liefen
bei Limeni ein; denn ich wollte hier den Major Feder (jetzt
Oberstlieutenant) besuchen, den die Mainotten im Kriege in
der Maina 1834 kennen lernten, und seit der Zeit hochschätzen.
Sein muthiges, offnes Wesen gewann auch die Feinde
für ihn. Er empfing mich herzlich. Auch den altritterlichen
Obersten Katschäko Mawromichalis besuchte ich in seinem
thurmartigen Hause. Nach Tisch segelten wir zwar ab, wurden
aber in der Nacht durch heftigen Gegenwind genöthigt,
wieder in den Hafen von Limeni zurückzukehren. Ein Paar
Stunden nach Mitternacht wurde Wind und Wetter wieder
günstig, wir segelten dah^r ab und kamen ohne Unfall glücklich
gegen Abend an die grosse offne Rhede von Kalämäta.
Auf dem zurückgelegten Wege sieht man die westliche
Abdachung des Taygetos, lauter ödes, kahles Kalkgebirge,
zwischen diesem haben sich nun die Mainottendörfer angesiedelt,
die kaum das nöthige Trinkwasser .in kleinen Cisternen
sammeln, und nur spärlich ein wenig Getreide und Zwiebeln
auf dem dürren Boden erbauen können. Nach dem Gestade
zu sieht man einige Mal kleine Olivenwäldchen, die sehr gutes
Oel liefern. Wein kann nur an wenig Orten als Seltenheit
erbaut werden. Diese öden, unzugänglichen Klippen, die
überall anderswo unbewohnt, vielleicht kaum von Hirten besucht
werden würden, dienten in den Zeiten, wo allgemeiner Krieg
Griechenland verheerte und besonders als die Türken sich des
Landes bemächtigten, Familien aus der Nähe, also Lakedä-
moniern, und Familien aus den verschiedensten Gegenden Griechenlands,
zur Zuflucht und jetzt liebt sie der Mainotte und
will sie nicht verlassen, um herabzuziehen in das fruchtbare
Eurötas - Thal, was seinen geliebten Klippen doch so nahe ist
und die lOOfache Bevölkerung des Gebirges ernähren könnte.
Trotz dem kümmerlichen Zustande sass der vornehmere
Mainotte in seinem Thurme, oft im steten Kriege mit dem
nächsten Thurme, von welchem Jahre, ja man kann sagen,
Generationen hindurch gegenseitig Feuer gegeben wurde, wenn
sich ein Bewohner blicken liess, weil einer der Vorfahren von
der ändern Familie getödtet oder beraubt, oder ihm eine Beleidigung
zugefügt worden war. Es herrschte Blutrache. So
wurden Mädchen zu 20jährigen Jungfrauen erzogen, weil sie
sich nicht aus ihrem Thurme wagen durften, sie wären sonst
vom nächsten Thurme aus erschossen worden. Die meisten
dieser Thürme waren mit kleinen eisernen Kanonen versehen.
Jetzt sind die gefährlichsten ausser Vertheidigungszustand
gesetzt oder zerstört und die Mainotten o können selbst nicht
mehr begreifen, wie sie sich so thöricht fortwährend anfeinden
konnten. Sonst war es nur möglich, mit Empfehlung von einem
Gastfreund sicher zum ändern zu reisen, jetzt kann man
auch ohnedem die ganze Maina ruhig durchreisen und man
wird mit aller Gastfreundschaft aufgenommen.
Leider erlaubte mir die Zeit nicht einen Ausflug in das
Innere der Maina zu machen, wo ich nichts mineralisches zu
hoffen hatte. Erst in Patras erfuhr ich später, dass auf dem
Gebirg Milllä, 6 Stunden von Limeni, von den Alten eine
rothe Erde gewonnen worden sei, welche man jetzt noch die
Erde des Lykurg nennt, es soll Diarghyro, wie es die Leute
nennen, sein , was wohl Lithargyro heissen soll; es könnte
vielleicht eine mit Eisenoxydhaltigem Thon verbundene Bleierde
sein. Doch glaube ich mehr, dass es die rothe, gewöhnliche
thonige Erde ist, wie sie auf dem Kalk hier gewöhnlich
vorkommt und z. B. hei Piadda und bei Limnaes
weggeholt worden war, wie ich früher beschrieb und dass
sie unter Lykurg, der alles Einfache liebte, als Farbe benutzt
wurde, da bei Sparta keine ähnliche Erde vorkommt.
Ferner liegt im hohen Gehirg der westlichen Maina Si