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 Strabo  giebt  folgenden  Bericht  von  dieser  alten  Stadt,  
 X. S.  445.  fin.:  „Die  Stadt Histiäa  selbst  liegt  unter  dem Berge  
 „Telethrios,  in  dem  sog.  Drymos,  neben  dem  Fluss  Kallas  
 „und  ist  auf  hohen Felsen  gebaut,  daher  nannten  sie  auch wohl  
 „die  Elopier,  da  sie  Bergbewohner  waren  (uQsiovs),  ihre  
 „Stadt  Orea.” 
 Eine  Viertelstunde  von  der  Rhede  südlich  hebt  sich  ein  
 oben  breiter Hügel,  der  nicht  hoch  ist,  aber  ganz  isolirt  steht  
 und  daher  weit  gesehen  wird.  Auf  ihm  zeigt  sich  noch,  besonders  
 an  der  Westseite,  das  unterste  der  Ringmauer  aus  
 behauenen  Quadern.  Die  später  darauf  erbaute Mauer  besteht  
 aus  Bruchsteinen,  die  mit  gutem Mörtel,  voll  gebrannter  Ziegelstücke, 
   verbunden  sind.  Die  Spuren  der  äussern  Mauer  
 zeigen  sich  rings  herum  und  die Ruinen  sind  gross  genug,  um  
 auch  vom  Meere  noch  gesehen  werden  zu  können.  Der  innere  
 Raum  ist  bedeutend,  er  liegt  voll  schöner  schwarzer  Gartenerde, 
   in  welcher  einige  Felder  vorgerichtet  waren.  Westlich  
 unter  dem  Abhange  des  Hügels  stehen  ungefähr  20  zerstreute  
 Häuser,  die  ein  Dorf  ausmachen.  Die Ebene  unter  dem Hügel  
 bis  an  das Meer  liegt  voller  Ziegelstücke  und  nah  am  Strande  
 finden  sich  noch  viele  alte  Mauerreste.  Die  Stadt  war  bedeutend  
 gross,  sie  dehnte  sich  von  dem  Hügel,  auf  welchem  die  
 ältere  Stadt,  die  Akropolis,  stand,  bis  an  das Meer.  Die Bauern  
 finden  auf den  Feldern  oft  noch Münzen.  Auch  soll  ein  Bauer  
 Statuen  in  seinem  Grund  gefunden,  aber  sie  gut  mit Erde  bedeckt  
 haben,  weil  er  besorgte,  man  werde  dort  Nachgrabungen  
 anstellen  und  ohne  Entschädigung  sein  Feld  verderben. 
 Die  waldige  Ebene  längs  dem  Strande  östlich  von  Oreos  
 bis  zum  nördlichsten  Vorgebirg  von  Euböa,  an  dem  ein  Tempel  
 der  Artemis  (Diana)  stand,  war  ihr  heilig,  weil  es  sonst  dort  
 gute  Jagd  gegeben  haben  mag.  Jetzt  giebt  es  nur  Hasen  
 an  den  Vorbüschen  wilde  Enten  und  Schnepfen  in  den  
 Sümpfen. 
 X   e  r  o  e  li  o  r  i, 
 14ten  Nov.  Erst  gegen  10  Uhr  kamen  die  Pferde.  Wir  
 hatten  eine  gute  Stunde  nach  Xerochöri  im  Schritt  zu  reiten.  
 Der  Weg  führt  an  der  Westseite  des  Hügels,  auf  welchem  
 die  Burg  von  Oreos  lag,  durch  das  erwähnte  kleine  Dorf  und  
 die  grosse  nach  West  und  nach  Ost  sich  ausdehnende  Ebene,  
 deren  köstlicher  Boden  nicht  zum  sechsten  Theil  benutzt  war.  
 Oestlich  längs  dem Meere  hin  ist  freilich  nur  ein  breiter  sumpfiger  
 Landstrich,  er  kann  aber  entwässert  werden. 
 Xerochöri  nimmt  sich  in  der Ferne  ganz  hübsch  aus,  die  
 grosse  Ruine  des  sonst  hier  wohnenden  Bey  tritt  besonders  
 hervor.  Es  liegt  eine  starke  Stunde Weges  vom Meere,  da  wo  
 die  grosse  Ebene  sich  zu  einem  flachen  Thale  zusammenzieht.  
 Nahe  hinter  Xerochöri  heben  sich  hohe  waldige  Gebirge  und  
 begrenzen  den  Horizont.  Bei  dem  Orte  fliesst  ein,  oft  im  
 Frühjahr  reissender  Giessbach,  der  Kallas  der  Alten,  den  man  
 jetzt Xera  nennt,  weil  er  im  Sommer  ganz  vertrocknet;  er  geht  
 bei  Oreos  westlich  vorbei  und  ergiesst  sich  ins  Meer,  nachdem  
 er  vorher  alles  versumpft  hat.  In  Xdrochöri  finden  sich  
 noch  mehrere  antike  Ueberreste  von  Gebäuden. 
 1 5 1en.  begab  ich  mich  nach  dem  Meere,  um  den  dort  
 befindlichen  feinen  Quarzsand  zu  untersuchen,  der  reichlich  
 Magneteisen-  und  Chromeisen-Sand  enthält  und  roth,  auch  
 grün  gefärbte  Quarzkörnchen.  Er  gehört  grösstentheils  dem  
 zerstörten  Serpentingebirg  an,  ich  beschloss  ihn  später  in  grösserer  
 Menge  und  auch  die  Alluvion  hinter Xe'rochöri  zu  untersuchen, 
   was  selbst  bei  schlechtem Wetter  geschehen  konnte,  
 und  benutzte  das  wieder  günstig  gewordene Wetter,  die Westseite  
 von  Euböa  zu  untersuchen. 
 Am  l ö t e n   verliessen  wir  Xerochöri  und  begaben  uns  
 ans  Meer  bis  dahin,  wo  wir  gelandet  hatten,  von  da  zogen  
 wir  westlich  längs  dem  Strande  hin.  Wo  man  ein  kleines  sich  
 nördlich  ins  Meer  vorstreckendes  Vorgebirg  zu  passiren  hat,  
 sieht  Glimmerschiefer  zu  Tage,  er  enthält  viel  lagerartige