DER OY PS BEI ZAROUKLA.
I l t e n . Das Wetter war wieder leidlich; ich zog Erkun-
digungen ein, ob niemand wisse, wo in der Nähe Gyps vor-
käme, erfuhr es aber eben so wenig, wie die französische Expedition
unter Oberst Bory de St. Vincent, beschloss daher
die Gegend bis nach und um Phonia herum zu untersuchen.
Aon Peristera gellt man den steilen Abhang hinab in
das Thal über den angeschwollnen Giessbach, der vom Styx-
gebirg herabkommt und nochmals über den von Süden her—
fliessenden Krathis. Nach ungefähr | St. zogen wir unter einem
hoch am Abhange liegenden Dorf Wounäki vorbei, der
Weg führt noch immer im Thale aufwärts, nach 2 St. sieht
man rechts am Abhange ein Dorf Zaroukla liegen, es hat 2
viereckige Thürme und ein Paar grosse Gebäude. Am Wege,
der bei dem Dorfe vorbei führt, stehen Kastanienbäume, ein
Alter schlug eben Kastanien ab, ich rief ihm zu: ob er mich
wohl zu dem Gyps führen wolle, seine Kastanien würden
nicht kalt. Er lachte und sagte: gehen wir.
Neben dem Wege befindet sich in einem niedern Hause
ein Ergastirion mit allerhand Waaren, auch rezinirtem Wein
und Raki, ich liess meine Leute mit dem Alten vorausgehen
und fragte in diesem Kaufladen: ob wohl in der Gegend Gyps
zu finden sei? Ich weiss nichts davon, erwiederte der Krämer.
Df geht anfänglich vom Dorfe südlich, dann nach
4 St. östlich in einer ändern breiten Wasserriese hinauf, an
deren Ende man vier weisse Felskuppen hervorragen sieht.
Es war der bisher geheim gehaltene Gyps. Diese Kuppen
sind einige Lr. hoch, die ganze Breite aller vier beträgt etwa
15 Lr. Sie treten hervor, weil das sie mächtig überdeckende
aufgeschwemmte, zerstörte Gebirg, da sich hier eine Wasserriese
gebildet hat, abgcspiilt ist. Es besteht meist aus Thonschieferbrocken,
die mit Säuren etwas brausen, unter ihnen
finden sich auch Stücke Glimmerschiefer mit Quarz verwachsen
und einzelne Quarzstückchen; alles liegt in einer grauen
kalkig-thonigen, durch die Zerstörung des Gebirges gebildeten
Masse.
Zu oberst auf dem hinter dem Gyps ansteigenden Berge
zeigen sich zerrissne Felsmassen, die jedenfalls dichter, grauer
Kalkstein sind. Etwas weiter herab, unterhalb des Gypses
liegt Conglomérat, was aus zerstörtem Glimmerschiefergebirg,
in einer kalkig-thonigen, erhärteten Grundmasse besteht; noch
ein wenig weiter abwärts, etwa 20 bis 30 Lr. vom Gyps entfernt,
streicht regelmässig geschichteter Glimmerschiefer, flach
gegen Ost fallend, zu Tage aus. Er braust etwas mit Säuren.
Dem Gyps gegenüber westlich, am Ende der breiten,
langen Wasserriese, in welcher man zum Gyps gelangt, sieht
man am steil abgerissnen Gebirgsabhange zu unterst Thonschiefer
in Ost fallend, darüber dichten Kalkstein.
Es ist nicht zu bezweifeln, dass der Gyps auf dem gegen
ihn einfallenden Glimmerschiefer ruht, das Verhältniss
ist hier dasselbe, wie an der Kéléphïna bei Sparta.
Dieser Gyps ist weiss, schuppig-körnig, rein in seiner
Masse, er enthält zuweilen eingewachsene Körnchen gelblich-
weissen, späthigen Gyps. Leider liegt er so zwischen Gebirgen,
dass sein Transport in jeder Richtung beschwerlich ist,
er kann nur auf Lastthieren weggeführt werden, am besten
wohl auf dem leidlichsten und kürzesten Wege an den Meerbusen
von Korinth.
Das hiesige Gebirge spricht den Bergmann an, er hofft
Kupfererze, wohl gar silberhaltige Geschicke zu finden, aber
die späte Jahreszeit war zu weit vorgerückt und Romelien
sollte noch untersucht werden, so war es für jetzt nicht thun-
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