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 dass  hier  der  felsige  Charakter  des  Gaues,  durch  ’den  er  
 weiterhin  seinen  Lauf  nimmt,  zuerst  bemerkbar  wird.  So  
 wird  das  westliche  Ende  einer  kleinen  Insel  ganz  von  grossen  
 Granitblöcken  umgeben  und  sie  hat  daher  den  bemer-  
 kenswerthen  Namen  „Tahönt-n-eggisch”  erhalten,  ~   ein  
 deutlicher  Beweis,  dass  die  Berberischen  Anwohner  selbst  
 diese  Stelle  als  den  „Eingangsfels”  oder  den Anfang  der  felsigen  
 Passage  für denjenigen betrachten,  der den Fluss herabkommt. 
 Die  Insel  Samgoi  liegt  naher  am  südlichen  Ufer  und  ist  
 allem  Anscheine  nach  von  bedeutender  Ausdehnung,  mit  
 dichtem Baumwuchs  und  mit  einem  kleinen  Weiler —  „äda-  
 b&i” —  besetzt.  Ausser  der Zerstreuung ,  die  mir  der Anblick  
 des  Flusses  gewährte,  und  einem  gelegentlichen  Spaziergang  
 über  den  Wüstenstrich  in  unserer  Nachbarschaft,  
 wo  ich  Ruinen  von  einigen  Steinbehausungen  bemerkte,  gab  
 mir  auch  die  Unterhaltung  mit  den  Eingeborenen  während  
 der  drei  folgenden  Tage,  die  wir  hier  liegen  blieben,  hinreichende  
 Beschäftigung. 
 Ssadaktu  selbst  war  sehr  unwohl  und  bedurfte daher  meines  
 ärztlichen  Beistandes;  aber  nachdem  ich  ihn  die  ganze  
 Wirksamkeit  meiner  Arzneien  so  stark  hatte  fühlen  lassen,  
 dass  er  erklärte,  jedes  Übel  sei  aus  seinem  Magen  entfernt,  
 belohnte  er  meinen  Eifer  nicht  einmal  mit  einem  Tropfen  
 Milch.  Ich  konnte  es  daher  nicht  unterlassen,  zum  grossen  
 Vergnügen  seiner  Unterthanen  die  Bemerkung  zu  machen,  
 dass  er  der  knauserigste  Häuptling  wäre,  den  ich  je  auf  
 meinen  Reisen  angetroffen  hätte.  Es  gab  jedoch  hier  andere  
 Leute,  welche,  wenn  auch  nicht  gerade  freigebiger  als  
 Ssadaktu,  doch  geselliger  und mittheilsamer  waren.  Da war  
 zuerst  ein  wohlhabender  und  gut  aussehender  Mann  Namens  
 Djemll,  der  zu  den  Kel-Burrum  (d. i.  Bewohner von Burrum)  
 gehörte,  und  wie  seine  Landsleute  augenscheinlich  aus  einer 
 Mischung  freier  Sonrhay  und  Imö-scharh  hervorgegangen  
 sind,  so  schien  auch  er  selbst  in  gewissem  Grade  die  Eigenschaften  
 dieser  verschiedenen Nationen  in  sich  zu  vereinigen,  
 und  seine  reiche  Kleidung,  sowie  seine  Beleibtheit  legten  
 hinreichenden  Beweis  ab,  dass  er  eben  kein  strenger  und  
 ascetischer  Bewohner  der Wüste  war.  Viel  Mühe  und  Noth  
 verursachte  mir  ein  anderer  Mann  Namens  Ssimssim,  ein  
 Sohn  Ssidi  A'mmer’s  und  zwar  der  älteste  von  sieben  Brüdern, 
   ein  sehr  wohlhabender  Imö-scharh,  welcher  mir  bei  
 gänzlicher  Blindheit  zumuthete,  dass  ich  ihm  sein  Gesicht  
 wiedergeben  sollte;  und  es  hatte  wirklich  den  Anschein,  
 als  wenn  ihn  mein  Freund  El  Bak&y  in  seinem  Glauben  bestärkte, 
   um  von  ihm  auf  diese  Weise  einige  hübsche  Geschenke  
 für  sich  selbst  zu  erhalten. 
 Auch  Ssimssim  hatte  das  allen  diesen  östlichen  Tu®  
 eigenthümliche  stattliche  Aussehen;  denn  diese  Leute  scheinen  
 sich  mit  dem  Raube  der  einheimischen  Sonrhay-Be-  
 völkerung  bereichert  zu  haben ,  indem  die  Letztere  in  grossem  
 Maasse  zu  Leibeigene  herabgedrückt  worden  ist.  Fast  
 insgesammt  hatten  sie  eine  sehr  stolze  Haltung,  aber  dennoch  
 zeigten  sie  bei  näherer  Bekanntschaft  eine  recht  herrliche  
 Gemüthüchkeit  und  grosse  Freundlichkeit,  und  'obwohl  
 von  wildem  Charakter  und  kriegerischen  Gelüsten,  
 haben  sie  doch  ein  umgängliches  Wesen  und  sind  nicht  
 schwer  zu  leiten. 
 Die  armen Bewohner von Bamba,  denen Ssadäktu  70 Kühe  
 und  10 Sklaven  abgenommen  hatte,  stiessen  hier  zu  uns,  um  
 es zu Versuchen, ihr Eigenthum  wiederzuerhalten.  Sie wandten  
 sich  auch  an mich  mit  der  angelegentlichen  Bitte;  den  Vermittler  
 zwischen  ihnen  und  jenem  feindlichen  Häuptling  abzugeben, 
   und  ich  war  recht  froh;  als Ssad&ktu nach  heftigem  
 Streite  endlich  die  Hälfte  des  Raubes  zurückgab.  Es  war  
 ebenfalls  an  diesem Lagerplatze,  wo ich die Nachricht erhielt,  
 dass  die Kël-fadaïe  oder  vielmehr  die  gesammte Bevölkerung