hielt, obwohl dieser Mann keineswegs so freundlich und mittheilsam
war, als Uorhda. Ssäul’s stolzer Rinn entsprach
seiner hohen, stattlichen Gestalt. Er blieb den grösseren
Theil der Nacht bei uns und hatte eine sehr lebhafte Um
terhaltung mit dem Scheich über die unruhigen politischen
Zustände des Landes. Er stellte sich auch am folgenden
Morgen, während wir unser Gepäck ordneten, in Gesellschaft
eines anderen Häuptlings Namens Ghasslb wieder ein, um
mir seine Aufwartung zu machen, und sass eine lange Zeit
schweigend neben mir, um mich zu beobachten.
Endlich waren wir wieder auf dem Marsche, indem wir
den Windungen des Flusses folgten, der sich zu Zeiten zü
einem schönen Wasserbecken erweiterte und dann wioder
hinter den Sanddünen verbarg. Zu unserer Linken , hatten
wir mittlerweile eine wohlbewaldete Landschaft, die dann
und wann einem niedrigen Sumpfboden Platz machte und
von Perlhühnern belebt war. An dieser Stätte begegneten
wir einem schönen, hoch gewachsenen Amö-scharh, .welcher
auf einem der höchsten „mehära” ritt, die ich je gesehn
habe. Es war Uorhdugu, der Tapferste von allen südlichen
Tuareg — Auelimmiden, Iguadaren und Tademekket zusammengenommen
— und ein treuer Freund des Scheicbs^El
Bakäy.. .Uorhdugu war ein schöner, breitschultriger Mann
von 6 Fuss 4 — 5 .Zoll Höhe und augenscheinlich von gewaltiger
Muskelkraft, wiewohl er zur Zeit keineswegs fleischig
war und selbst angab, dass seine Gesundheit nicht
vom besten sei.
Zahlreiche Thaten der Tapferkeit werden von diesem
Manne erzählt, die uns an das beste Zeitalter Christlichen
oder Arabischen Ritterthumes erinnern. So soll er zur Zeit,
als die Tuareg den Fulbe Gündam wieder abnahmen, vom
Rücken seines Pferdes auf die Mauer des Städtchens ge*'
sprangen sein und, indem er alle Speere der dort aufgestellten
Feinde mit seinem Schilde auffing, seinen Kameraden
freien Weg geöffnet haben. Wenige Tage früher, als ich ihn
sah, war er, als .er gerade nicht einen einzigen'Waffengefährten
bei sich hatte, von einer Schaar von 10—12 seiner
persönlichen Feinde; Anhängern E’ Teni’s, überfallen worden,
aber er vertheidigte sich gegen Alle und erreichte bo^ indem
er all’ ihre eisernen Speere mit seinem Schilde ’auffing," den
Saum des Flusses, von wo aus er glücklich in einem Boote
entkam.
In Uorhdugus Gesellschaft befand sich ein' jüngerer Brü*
döi desselben; ^Namens Mohammed, und von diesen beiden
Männern angeführt, erreichten wir bald einen Platz Namens
Iseberen oder Iseberäten* der seinen Namen von zwei Sanddünen'
h a t, die von einem flachen Ufer aufsteigen und 'zuzeiten
ganz und gar isolirt sind. Auch nach der Land*
seite zu zieht sich ein grosses' suittpfiges Hinterwasser hin
und lässt nur einen schmalen Landrücken trocken.