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 durchschnittene  offene,  grasreiche Ebene,  und  indem  wir  uns  
 mit  Mühe  einen  Weg  durch  diesen  „Erärar”  genannten  
 Sumpfboden  bahnten,  erreichten  wir  gegen Eintritt  der Dunkelheit  
 ein  Lager  der  Kel-e’-Ssük,  am  Bande  eines  offenen  
 Armes  des  Flusses  gelegen,  der  hier  etwa  600  Schritt  breit  
 war.  Die Stelle heisst Tabqrak  und  dieser Name  ist  von  dem  
 gleichnamigen  Baume  hergenommen,  obgleich  man  zur  Zeit  
 nicht  einen  einzigen  Baum  irgend  welcher  Art  hier  sieht;  
 der  ganze  Bezirk  heisst  auch  hier  noch  Elia.  Der  offene  
 Fluss  bot  einen  recht  freundlichen  Anblick  dar  im  Vergleich  
 mit  dem  Charakter  der Landschaft  während  der  letzten  fünf  
 Tage,  wo  ich  nichts  als  sumpfige  Nebenarme  gesehn  hatte  
 Nach  Südosten  w a r' die  wasserreiche  Ebene  vom  Berg  Tön-  
 dibi  begrenzt,  der  in  Gestalt  eines  Vorgebirges  von  bedeutender  
 Erhebung  in  den  Fluss  vortrat  Die  Örtlichkeit  
 war jedoch  so  äusserst  ungesund,  dass  ich  die  frische  Luft  
 draussen  ‘nicht  lange  gemessen  konnte,  sondern  mich  gezwungen  
 sah,  mich  zu  früher  Stunde  in  mein  Zelt  zurückzuziehen. 
 [ßonnaäenrf,  17^**  s/wm'.J  Als  wir  am Morgen  unser Lager  
 verliessen,  hatten  wir  zwei  kleine  Kanäle  zu  durchschneiden  
 und  fanden  uns  dann,  als  wir  uns  in  der  sumpfigen  Ebene  
 entlang  hielten,  bald  an  einem  grösseren  Wasserbecken,  
 das  sich  am  Fusse  des  Beiges  Tondibi  hinzog  und  unsere  
 Passage  unterbrechen  zu  wollen  schien.  Wir hielten es daher  
 für  besser,  diesem  Sumpfboden  auszuweichen,  der  an  dieser  
 Stelle  voller Wasserlilien  war  und  ohne  Zweifel  mehrere Monate  
 des  Jahres  hindurch  eine  ununterbrochene Wasserfläche  
 darbietet  Nachdem  wir  dann  die  Sanddünen  erstiegen  hatten, 
   passirten  wir  einen  anderen  „ämasägh”  der  Tin-ger-dge-  
 desch  und  befanden  uns  somit  auf den nördlichen Vorhügeln  
 des Berges Tondibi.  Sie  bestanden  aus  gewellten  Sanddünen,  
 die  sich vom Fusse  der Felshöhe  vorstreckten  und  mit  Düm-  
 gebüsch  reich  bewachsen  waren;  auf  der anderen Seite bilde» 
 Der  Berg  Tdndibi. 207 
 ten sie wiederum einen Abhang in eine  grasreiche Sumpfebene,  
 die  augenblicklich  im  Ganzen  trooken,  aber  von Zeit  zu  Zeit  
 von  einem Wasserarm  durchschnitten  war.  Der  Fluss  selbst  
 war  hier  in  ansehnlicher  Entfernung. 
 Eine  Meile  jenseits  erreichten  wir  ein  aus  Rohrhütten  bestehendes  
 Lager  der  Kel-e’-Ssük,  machten  bei  der  Abwesenheit  
 des  Scheichs  auf  Anrathen  des Wadauers  Halt  und  
 nahmen  die  Lasten  von  unseren  Kameelen,  als  wir  plötzlich  
 Gegenbefehl  erhielten  und  daher  mit  grossem  Eifer  unsere  
 Kameele  wieder  beluden  und  unseren  Marsch  fortsetzten.  
 Die  Ebene  war  hier  von  mehreren  gewundenen  Kanälen  
 durchzogen und wir bemerktet zahlreiche Rinder-  und Schaaf-  
 heerden,  das  Eigenthum  der  Sklaven  Ghosématen’s,  welche  
 gleich  allen  übrigen  Tuäreg  im  Begriff  standen,  den Flusè  
 zu  verlassen, und  die Wüstengegend  und  die  Berglandschaft  
 Aderär  zu  betreten,  wo  nun  in  Folge  der Regengüsse  frische  
 Weide  aufschoss*). 
 Hier  erstiegen wir  die Sanddünen,  indem  wir  uns  hart  am  
 grünen  Rande  der  Bot-hä  entlang  hielten  und  zwei  kleine  
 Lagerstätten  passirten,  bis wir  wiederum vom höheren Boden  
 in  den  grünen  Thalboden  hinabstiegen.  Er  war  hier  etwa  
 3 Meilen  breit  und  bildete  kleine  inselartige  Erhebungen  
 oder  Sanddünen,  reich  mit  Dümgebüsch  überwachsen  und  
 dazwischen  mit  dér  blauen  „daman-kädda”  und  der  auch  
 hier  nicht  fehlenden  „turscha”  (Äsclepias  gigaritea).  Aber  
 wir  erhielten  bald  wieder'eine  ernste  Warnung,  uns  diesem  
 flachen Sumpfboden  nicht anzuvertrauen;  plötzlich bemerkten 
 1L 
 *)  loh  füge  hier  eine  Liste  der  berühmtesten  Brunnen  .und  W.eide-  
 gründe  in  A'derSr  bei',  von  denen  einige  in  früheren  Zeiten  die  Stätten  
 wohlhabender  Orte  Waren:  Amässin,  A'raba,  Tin-dar&n,  Yfnhan  oder  öün--  
 han,  Ssük  oder  E’  Ssttkj  Idjensohisohen,  A'sel-adär,  KIdal  (ein  sehr  schöner.  
 Bezirk),  En - desohedäit,  Tagheiib,  Marret,  Taläbit,  Tadakket,  A'ssuai,  Auemeiles 
 »  An-ssättefen,  AsoherObbak,  Tin-säuaten,  T&djemart,  BMwi, Dohenlal,  
 Tin-adjüla,  fin-rar,  Edjärak,  A'sohu,  A'lkit,  TakelhÜt/Dafelliätia,  fin-äfara.