VIII. Kapitel.
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durchschnittene offene, grasreiche Ebene, und indem wir uns
mit Mühe einen Weg durch diesen „Erärar” genannten
Sumpfboden bahnten, erreichten wir gegen Eintritt der Dunkelheit
ein Lager der Kel-e’-Ssük, am Bande eines offenen
Armes des Flusses gelegen, der hier etwa 600 Schritt breit
war. Die Stelle heisst Tabqrak und dieser Name ist von dem
gleichnamigen Baume hergenommen, obgleich man zur Zeit
nicht einen einzigen Baum irgend welcher Art hier sieht;
der ganze Bezirk heisst auch hier noch Elia. Der offene
Fluss bot einen recht freundlichen Anblick dar im Vergleich
mit dem Charakter der Landschaft während der letzten fünf
Tage, wo ich nichts als sumpfige Nebenarme gesehn hatte
Nach Südosten w a r' die wasserreiche Ebene vom Berg Tön-
dibi begrenzt, der in Gestalt eines Vorgebirges von bedeutender
Erhebung in den Fluss vortrat Die Örtlichkeit
war jedoch so äusserst ungesund, dass ich die frische Luft
draussen ‘nicht lange gemessen konnte, sondern mich gezwungen
sah, mich zu früher Stunde in mein Zelt zurückzuziehen.
[ßonnaäenrf, 17^** s/wm'.J Als wir am Morgen unser Lager
verliessen, hatten wir zwei kleine Kanäle zu durchschneiden
und fanden uns dann, als wir uns in der sumpfigen Ebene
entlang hielten, bald an einem grösseren Wasserbecken,
das sich am Fusse des Beiges Tondibi hinzog und unsere
Passage unterbrechen zu wollen schien. Wir hielten es daher
für besser, diesem Sumpfboden auszuweichen, der an dieser
Stelle voller Wasserlilien war und ohne Zweifel mehrere Monate
des Jahres hindurch eine ununterbrochene Wasserfläche
darbietet Nachdem wir dann die Sanddünen erstiegen hatten,
passirten wir einen anderen „ämasägh” der Tin-ger-dge-
desch und befanden uns somit auf den nördlichen Vorhügeln
des Berges Tondibi. Sie bestanden aus gewellten Sanddünen,
die sich vom Fusse der Felshöhe vorstreckten und mit Düm-
gebüsch reich bewachsen waren; auf der anderen Seite bilde»
Der Berg Tdndibi. 207
ten sie wiederum einen Abhang in eine grasreiche Sumpfebene,
die augenblicklich im Ganzen trooken, aber von Zeit zu Zeit
von einem Wasserarm durchschnitten war. Der Fluss selbst
war hier in ansehnlicher Entfernung.
Eine Meile jenseits erreichten wir ein aus Rohrhütten bestehendes
Lager der Kel-e’-Ssük, machten bei der Abwesenheit
des Scheichs auf Anrathen des Wadauers Halt und
nahmen die Lasten von unseren Kameelen, als wir plötzlich
Gegenbefehl erhielten und daher mit grossem Eifer unsere
Kameele wieder beluden und unseren Marsch fortsetzten.
Die Ebene war hier von mehreren gewundenen Kanälen
durchzogen und wir bemerktet zahlreiche Rinder- und Schaaf-
heerden, das Eigenthum der Sklaven Ghosématen’s, welche
gleich allen übrigen Tuäreg im Begriff standen, den Flusè
zu verlassen, und die Wüstengegend und die Berglandschaft
Aderär zu betreten, wo nun in Folge der Regengüsse frische
Weide aufschoss*).
Hier erstiegen wir die Sanddünen, indem wir uns hart am
grünen Rande der Bot-hä entlang hielten und zwei kleine
Lagerstätten passirten, bis wir wiederum vom höheren Boden
in den grünen Thalboden hinabstiegen. Er war hier etwa
3 Meilen breit und bildete kleine inselartige Erhebungen
oder Sanddünen, reich mit Dümgebüsch überwachsen und
dazwischen mit dér blauen „daman-kädda” und der auch
hier nicht fehlenden „turscha” (Äsclepias gigaritea). Aber
wir erhielten bald wieder'eine ernste Warnung, uns diesem
flachen Sumpfboden nicht anzuvertrauen; plötzlich bemerkten
1L
*) loh füge hier eine Liste der berühmtesten Brunnen .und W.eide-
gründe in A'derSr bei', von denen einige in früheren Zeiten die Stätten
wohlhabender Orte Waren: Amässin, A'raba, Tin-dar&n, Yfnhan oder öün--
han, Ssük oder E’ Ssttkj Idjensohisohen, A'sel-adär, KIdal (ein sehr schöner.
Bezirk), En - desohedäit, Tagheiib, Marret, Taläbit, Tadakket, A'ssuai, Auemeiles
» An-ssättefen, AsoherObbak, Tin-säuaten, T&djemart, BMwi, Dohenlal,
Tin-adjüla, fin-rar, Edjärak, A'sohu, A'lkit, TakelhÜt/Dafelliätia, fin-äfara.