in jenen Mord verwickelt. So forschte ich denn auch bei
diesen Leuten nach, ob gar keine Papiere von ’jenem unglücklichen
Reisenden erhalten wären, und erfuhr, dass Alles
verstreut oder fortgetragen worden sei; aber ioh hörte bei
dieser Gelegenheit zu meinem grossen Erstaunen, dass für
«*mich selbst Briefe in A'sauSd lägen, welche von Osten her-
Hpommen wären. Allerdings waren diese Leute nicht im
otande oder auch nicht geneigt, mir volle Auskunft über diesen
Umstand zu geben, der für mich so unendlich wichtig
war. Die Sache selbst erwies sich in der Folge als wahr;
es dauerte jedoch lange, ehe ich diese Briefschaften in meine
Hände bekam.
Die Natur hatte jetzt einen lebensvolleren Charakter angenommen;
denn nach dem geringen Regen, welcher gefallen
war, schien es, als wenn der Frühling zum zweiten Male
eingetreten sei. Die' Bäume setzten junge Blätter an; der
Fluss dagegen hatte jetzt einen ansehnlichen Strich Weidebodens
blossgelegt, und so fand denn das Vieh an „sei--
nen Ufern wieder sein gewöhnliches Futter, das nahrhafte
„b^rgu”, und konnte so seinen Besitzern wieder einen reichlicheren
Vorrath an Milch liefern. Dies war ein wichtiger
Umstand zur Beschleunigung unserer Abreise, indem die
Schüler — „telamld” -— des Scheiohs jetzt mit Grund erwarten
konnten, dass sie auf dem Wege keinen Hunger leiden
würden. Auf der anderen Seite hatte der Umstand,
dass die Stämme, durch welche unser Weg ostwärts führen
musste, zur Zeit ganz ohne Milch waren, einigen Einfluss
auf den bisherigen Aufschub von Seiten meiner Freunde ausgeübt.
Mittlerweile ward die Verwirrung im Lande von Tag zu
Tag schlimmer, seit dem Augenblicke, wo der herrschende
Stamm der Auelimmiden solche Zeichen von Schwäche gegeben
hatte. So ging das Gerücht, die Tin - ger - ^gedesch
wären über den in A'ribinda angesessenen Stamm der Taketakaien
hergefallen und hätten sechs von ihnen getödtet.
Zu eben dieser Zeit machte der Häuptling Ssomki- seinen
blutigen Angriff auf die Kël-hekïkan, und der Zustand
von Fehde und offener Feindschaft unter den Iguddaren
hatte ■ einen ausserordentlichen Grad erreioht Denn neben
der gemeinsamen Feindseligkeit, welche dieser Stamm gegen
seinen früheren Oberherrn Alküttabu an den Tag gelegt
hatte, standen noch zwei verschiedene Parteien einander in
sehr blutiger Fehde gegenüber; die eine derselben ward von
A'chbi und Wórhdugu und die andere von Tëni oder E’ Tëni
angeführt. Mit dem Letzteren aber war dér grössere Theil
der Tarabanässa und Kël-hekïkan verbündet..
Der Häuptling Tëni machte sioh der Partei des Scheichs
besonders dadurch verhasst, dass er eine ansehnliche Menge
Eigenthums, das den Guanin gehörte, zurückbehielt; dahin
gehörten ein Dutzend Sklaven, mehr als 50 Esel und 300
bis 400 Sohaafe. Auf Grund dieser Gewaltthätigkeit ward
am Abend des lsten April innerhalb der Dornenumzäunüng
” —j mit welcher ich mein kleines Lager umgeben
hatte, eine höchst lärmende Versammlung abgehalten.
Alle Guanin versammelten sich um das vor der Thür meines
Zeltes angezündete Feuer und schlugen zur Ordnung ihrer
Angelegenheiten und Unterwerfung des eigensinnigen alten
Tëni verschiedene Maassregeln vor. Einer der Redner zeichnete
sich besonders durch seine Gewandtheit in der Sprache,
sowie durch seine komischen Ausdrücke aus, wiewohl
mir die letzteren für eine ernsthafte Berathung: etwas zu lächerlich
vorkamen. Aber dieser Mann war- kein Berbüschi, .
sondern , ein X'do cAli, und konnte also auch keinen Maassstab
für die Fähigkeiten-dieses Stammes abgeben.
Eben dieser Häuptling Tëni flösste auch mir einige Besorg-
niss ein. Er war nämlich als junger Mann von Mungo. Park
am Beine verwundet worden, und ich konnte daher die Befürchtung
nicht bemeistern, er möchte irgend eine Gelegenheit