weder den Empfang, den wir ihm jetzt haben zu Theil
werden lassen, noch «die Weise, in der Ihr ihn vorher behandelt
habt, irgendwie tadeln; denn der Gast des Gross-
müthigen verdient grossmüthige Behandlung und Verletzung
des- Güten ist verböten. Auch ist es der Charakter des
■Gutefa und Reinen, “sich hilfreich zu erweisen, gerade wie
Böswilligkeit die Gesinnung des Lasterhaften ist,'und wohlwollende
Handlungen und Absichten sind .sowohl Gott« wie
den Menschen’angettehm. Aber ich-muss Euch dringend ermahnen,
unseren und Euren Gast mit Ehre", Grossmuth und
Billigkeit zu behandeln. Und lasst Euch nicht täuschen von
denen, welche'sagen: „Siehe, er ist.ein Christi erweist ihm
keine Freundlichkeit, lasst es vielmehr als' Gott wohlgefällig
gelten, ihm Leid zuzufügen l”:-‘ Denn solche Grundsätze
sind dem Kurän und der Ssunna zuwider und werden von
verständigen Leuten . verschmäht, p! Es« steht geschrieben:
„Gott verbietet euch nicht, Freundlichkeit und Billigkeit
denjenigen. zu erweisen,- welche nicht eures Glaubens ^illën
Krieg mit euch führen, noch euch von ■ euren Wohnsitzën
vertreiben; denn Gott liebt den Gerechten”*). ■ Und Gótt sagt
(als Antwort für diejenigen; welche sagen: „Wir sind .nicht
gebunden, mit den Heiden nach Billigkeit zu verfahren”):
„Vielmehr, [sollst du nach Billigkeit verfahren] mit Jedem;
der seinem Versprechen treu bleibt und Gott fürohtet; denn
Gott liebt diejenigen, welche ihn fürchten” **). Und wir
haben von den Heiligen gehört in Betreff der Gesinnung
der Propheten, und wie sie Wohlthun gegen alle Menschen
ejngeschärft haben. Der Prophet pflegte zu sagen: „So oft
ehrenwerthe Männer zu euch kommen, empfanget sie in
Ehren I ” und er pflegte allen denen, welche zu ihm • kainen,-
Achtung zu erweisen, mochten sie nun Mosslemln sein oder
Kitäbi’s [d. h. Leute des Buches, Juden oder Christen] oder
Ungläubige. Und er gab Verordnungen in Betreff derer
unter ihnen, welche unter Vertragsbedingungen standen, und
derer, welche Tribut zu zahlen hatten, so dass er sagte:
„Wer immer einen Genossen tödtet*), soll nicht die Wohlgerüche
des Paradieses geniessen und doch dringt ihr Geruch
bis in die Entfernung einer 500jährigen Reise.” Und sein
Ahnherr, Abraham, war freundlich gegen Jedermann, so dass
Gott ihn in seinem Buche erwähnt mit Beziehung auf sein
grossmüthiges Betragen gegen Gäste und seine Milde lobt
in seinem Wortstreite mit den Engeln, die wegen der Ungläubigen
gesandt warep; denn er sagt: „Er stritt mit uns
über die Leute. Lot’s; ach, Abraham ist menschenfreundlich!”**)
Und eine Gesandtschaft von den Christen von Nadj-
rSn kani zum Propheten und er empfing sie ehrenvoll und
liess ihnen Gerechtigkeit angedeihen, wie es seine Neigung
und Gewohnheit zu thun war; dann schloss er einen Vertrag
mit ihnen auf die Bedingung eines zu zahlenden Tribute
und belästigte sie oder ihren Glauben nicht weiter,
nachdem er sie einmal eingeladen hatte, den Issläm anzunehmen,
und nachdem sie seine Sendschreiben erhalten hatten^
und er hielt sein Versprechen mit ihnen. Ebendies war
auch die Art, wie er die Juden von Medina behandelte, ehe
er .Krieg gegen sie unternahm. So spricht Gott: „Du wirst
nicht aufhören, mit wenigen Ausnahmen Betrüger unter ihnen
zu entdecken, aber vergib ihnen und verzeihe ihnen; denn Gott
liebt den Grossmüthigen! ”***) Und sie pflegten ihn mit den
Worten zu begrüssen: cAssiläm alaikalf), das ssln mit der
* •) »U*
, - **) Sur! XI, 7 7.,
■ **#) g,BY V( 16.
,'+) Name irgend eines bitteren Baumes. Diese Gesohiohte wird erzählt
in itiachkSt el MassBbih, Th. n , S. 894, aber dort wird daé Wort assäm
(Zerstörung) gebraucht.
Barth*8 Reisen. V. m