bald wir 68 g6tödt6t hatten, in grösster Eile mit ihren
Schwertern fortschleuderten, so dass ich es nicht wieder sah;
aber sie versicherten mich, dass es das gefährlichste und
scheuslichste von allen Geschöpfen in dieser ganzen Land*
schaft sei.
Die ausserordentliche Hitze machte ein Gewitter, das uns
am Nachmittag des zweiten Tages unseres hiesigen Aufenthaltes
befiel, äusserst annehmbar, besonders da es diesmal
nicht bei der heftigen Windsbraut blieb, sondern ein
leichter Regen darauf folgte, der die brennende Hitze des
glühenden Sandbodens sehr milderte. Es gewährte mir einige
Erheiterung, auch diesmal zu bemerken, dass, obgleich ein
grosses Lederzelt für den Scheich aufgeschlagen war, dennoch,
wie das jedesmal der Fall war, wenn ein Unwetter sich
erhob, ein Jeder sich beeilte, seine Schätze, besonders die
Sättel und Bücher, unter das Obdach meines kleinen Europäischen
Zeltes zu schaffen, das nun seit mehr als 4 Jahren
dem wechselvollen Wetter der Tropen ausgesetzt gewesen
und in solcher Weise ausgebessert und geflickt war, dass man
den eigentlichen Stoff kaum noch erkennen konnte.
[jFVeüa^r > 5<e« Juni.] Endlich verliessen wir diesen Platz,
aber nur um uns 7 oder 8 Meilen weiter vorwärts zu bewegen,
nach einem Zeltlager eines wohlhabenden Mannes Namens
Ssidi I'lemin, der, obgleich ursprünglich zum Stamme der
Fulbe gehörig, dennoch unter den Tuäreg lebte und seit
einer Reihe von Jahren an dieser Stätte angesiedelt war.
Der Gegensatz zwischen der offenen Flusslandschaft, umsäumt
von den schönen grasreichen Niederungen, die zur Zeit von
den sinkenden Gewässern des Stromes blossgelegt worden
waren, auf der einen und der nackten, dürren Wüste, die
hart an den Saum der befruchtenden Wasserfurche herantrat,
auf der anderen Seite war höchst auffallend. Zumal machte
sich dieser Gegensatz bemerklich eine kurze Strecke vor
der Lagerstätte Ssidi Ilemln’s, wo eine ausgedehnte sandige
Anhöhe eine Weile lang den Fluss den Blioken entzog und
mit den wenigen einzelnen Büschen des giftigen „femän” und
des kurzen, „ellob” genannten Krautes den Beschauer in das
Herz der Wüste versetzte.
Längs des ersteren Theiles unseres Weges war das niedere
Flussufer mit einem Reichthum an vortrefflichem „bjfrgu” bekleidet
gewesen, aber hier fehlte er gänzlich und die Kameele
waren wiederum sehr übel daran; denn in dieser ganzen, mit
nur spä rlichem Baumwuchs versehenen Landschaft ist das Ka-
meel ganz auf „bjfrgu” beschränkt; wiewohl dieses saftreiohe,
nahrhafte Gras ganz und gar Thieren nicht zusagt, die an
das Laub junger Akazienbäume und das trockene Kraut der
Wüste gewohnt sind. So war es denn nur zu natürlich, dass
sioh meine Kameele in schlechtem Zustande befanden, und
mein freundlicher Beschützer hatte guten Grund, sich nach
einigen frischen Thieren umzusehn, um mich so in den Stand zu
setzen, mehr begünstigte Gegenden zu erreichen. Der Scheich
beschloss daher, von diesem Punkte aus die nächste seiner
Kameelheerden — „kissib” — zu besuchen, während wir in
einer vor uns gelegenen Landschaft Namens Tin-soherlfen
bis zu seiner Rückkehr warten sollten.
Der Fluss, der in seinem augenblicklichen Zustande etwa
1400 Schritt von unserem Lagerplatz entfernt war, hatte
hier ein sehr seichtes und keineswegs grossartiges Aussehen;
aber wenige Meilen unterhalb kömmt er in einen sehr felsigen
Distrikt, wo er von steilen Felsufern eingeschlossen und durch
Inseln und Klippen unterbrochen ist. Unser Platz hiess
Igömaren und 4 Boote lagen hier am Ufer.
Das Lager Ssidi Ilemin’s war gross und bestand aus sehr
geräumigen Lederzelten,' wo Tuäreg und Fulbe, sowie auch
einige Araber in freundschaftlicher Gemeinschaft beisammen
lebten. Sie sind ziemlich wohlhabend, haben aber
doch nur Esel, keine Pferde. Mehrere Tuäreg stiessen hier
am Tage unserer Ankunft zu uns und ich gab den Angese-
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