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 Letzter  Aufenthalt  in  Kükaua.  1— IVoMthätiger  Einfluss  Europäischer  1 v  
 1111 Gesellschaft.  1' i 
 So  '’hätte  ich  denn  wieder  mein  altes  Standquartier  eT1"  
 reidht,  und  ich  konnte  glauben,  dass  ich^dhrdb-tibeine  
 glückliche  Rückkehr  nach  Kükaua  alle>Sbhwierigkeiten., <-dde  
 sich  einem  vollständigen  Erfolg-  meines  -Unternehmens  in  
 den'Weg  stellen  konnten,"besiegt.'hätte’und  infeh  ntra  an  
 diesem  Platze,  von  wo  aus  ich  meine  Forschungsreisen  im  
 Sudan  begönnen  hatte,  mit Genuss  noch  einige  Zdt  würde'  
 äüfhalten  können,  ehe  ich  die  letzte  Strecke’‘meiner  Heimreise  
 zurücklegte.  Dies  war  jedoch  keineswegs de'r Eääll;  vielmehr  
 war  es  mir bestimmt,  4 -Monate  unter-recht-umerfreUT  
 liehen  Umständen  in  dieser  Stadt  zuzubringen. 
 In  der  Erwartung,  dass  ich  hier  hinreichende-MitteL-vor-  
 finden  würde,  hatte  ich-  die  Übereinkunft  getroffen,  die  
 Summe  von  200 Thalem,  welche mir  der  Fesäner Kaufmann  
 Ghüeldi  in  Kanö  geliehen  hatte,  hier  bezahlen  zuweilen,  
 aber  Wie  mir mein  neuer Kollege  schön im Walde von Bund!  
 zu meinem  grössten  Schrecken  mitgetheilt  hatte,  waren  von  
 den  Vorräthen und  Geldern,  welche  derselbe  mitgenommen,  
 nur  noch Wenige  Thaler  übrig,  und  die Mittel,  welche  ich  
 selbst  in;die  Hände  des  Scherif  el  Fässi  in  Sinder  niedergelegt  
 hatte,  nämlich  400  Thaler  baar  Geld  und  eine  
 Kiste  mit  einer  ansehnlichen Menge  Englischen  Stahlwaaren,  
 waren  während  des  unruhigen  Zustandes,  in  den  das  Land 
 Pekuniäre  Bedrängnisse. 389 
 in  Folge  der  politischen  Umwälzung  .versetzt  war,  gestohlen  
 worden.  Es  ergab  sich  sogar  bei  näherer Untersuchung,  
 dass  von  den Waaren,  .welche  vor Kurzem  nach  Sinder  ge?  
 sandt  und .von  da , aus  auf  Herrn  Dr.  Vogel’s  Anordnung  
 nach  Kükaua  geschafft  worden  waren,  ein  grosser Theil  entwendet  
 worden-war.  Indem  ich m ich   durch  diese  unerfreulichen  
 Umstände  in  Geldnoth  befand  und  die  Überzeugung  
 hatte,  dass,  wenn  man  einen  solchen  Schimpf ungerügt  hingehen  
 Hesse,  ein  friedHcher  Verkehr  der  Europäer mit  diesem  
 Lande unmögKch sein würde,  setzte ich  diese Verhältnisse  
 sogleich  in  der  ersten  Audienz  auseinander,  die  ich  beim  
 Scheich  hatte.  . 
 Indem  !ich  ihm  daher  bei  dieser  Gelegenheit  ein  kleines  
 Geschenk»(jkn Werthe  von  etwas  mehr  als  50  Thalern)  darbrachte  
 und  ihn  abermals  meiner  unbegrenzten  Ereude  ver-1  
 sicherte,  ihn  wieder  in  seine  Herrscherwürde  eingesetzt  zu  
 finden,  ersuchte ich ihn  inständigst,  es  nicht , zu  dulden,  dass  
 Diebe  und  Räuber  mir  auf  diese  Weise  .mitspielten,  und  
 seiner'Macht  zur  Wiedererstattung  meines  Eigenthumes  zu  
 benutzen.  Einen  solchen  Schritt  hielt  ich  in  meiner  Lage  
 für  nöthig,  aber  er  verwickelte  mich  in  eine  Reihe  von  
 Schwierigkeiten  und  regte  auch  den  Zorn  Diggama’s  gegen  
 mich  auf,  zur  Zeit  eines  der  einflussreichsten  Höflinge,  
 aber  dabei  von  niedrigem - Charakter.  Dessen Diener  nämlich  
 oder,  vielmehr  er  selbst  hatte  den  grössten. Theil  des  
 Raubes  in  Beschlag  genommen.  Um  nun  die  Intriguen  dieses  
 Mannes,  zu  hintertreiben,  bemühte  ich  mich,  mir  die  
 Freundschaft Yüssuf’s, des nächstältesten Bruders des Scheichs  
 und  eines  einsichtsvollen,  aufrichtigen Mannes,  zu  sichern.  
 Ich  machte  ihm  also  ein  anständiges  Geschenk  und  erklärte  
 ihm  in  unzweideutigen  Ausdrücken,  dass  ein  .freund-  
 schaftHcher  Verkehr  zwischen  ihnen  und  den  Engländern  
 nur  dann  bestehen  könnte,  wenn  sie  auf  eine  gewissenhafte  
 Weise  handelten.  \