[Sonntag, 6*™ Augttst^ Ehe wir auf brachen, schickte mir
A.'bü el Hassan ein Kameel zum Geschenk, aber ich gab es
meinen Timbuktuer Freunden, obwohl meine eigenen Thiere in
überaus schwächlichem Zustände waren. Dann brachen wir
mit Zurücklassung zweier unserer Gefährten, die von hier
aus zum Scheich El Bakäy zurückkehren sollten, auf. Der
Pfad, den wir verfolgten, zeigte eine grosse Strecke angebauten
Landes, aber die Unregelmässigkeit, mit der die
Saaten aufgeschossen waren, schien eben keinen bedeutenden
Grad von Sorgfalt und Betriebsamkeit zu beweisen. Meine
Deute entschuldigten jedoch die. Bewohner von Tämkala in
dieser Hinsicht und meinten, ausgehungerte Menschen, wie
die bedrängten Bewohner dieser Stadt, besässen nicht hinreichende
moralische Kraft, um ihren Boden genügend zu
bebauen.
Wir hielten im Ganzen eine südliche Richtung ein und
rückten .allmählich näher an den Rand des Dallul oder
Räfi, dessen Oberfläche abwechselnd höheren und niedrigeren
Boden darstellte, während die Einsenkungen einen sumpfigen
Charakter hatten. Nach Osten ward das Thal von einer
Hügelkette begrenzt, die ^bedeutender Erhebung aufstieg
und auf ihrem Gipfel bezeichnete ein vereinzelter Baobab
die Stätte eines früheren menschlichen Wohnsitzes Namens
G&ö, über den die Strasse von Tämkala nach Djundju
führt Allmählich nahm der Anbau ab und eine Weile trat
Dumgebüsch an seine Stelle, während ein sehr schöner, aber
vereinzelter Gamdjibaum darüber hervorragte. Jedoch verbesserte
sich das Land weiterhin und fing an, Spuren grösserer
Betriebsamkeit aufzuweisen, in Saatfeldern und kleinen
Dörfern. . Die letzteren gaben wohl über die Hälfte durch
ihre Namen den* Ursprung , von Sonrhay zu erkennen; am
dere wiesen auf Haussa hin. ; V
Die Dörfer waren insgesammt .mit schönen Saaten-umgeben
und eines von ihnen, Namens Bommo-högu, hatte’ auch einen
kleinen Marktplatz. Es war ein erfreulicher Umstand, dass
ein Bewohner des Dorfes Gätara, das wir weiterhin zur Seite
legen Hessen, sich durch kein Gefühl der Grossmuth gedrungen
fühlte, mir ein Geschenk von 50 Muscheln zu machen, und
ich gewann es nicht über mich, es auszuschlagen, überliess
es -aber meinen Gefährten/ An dieser Stelle‘'begegneten wir
auch den einzigen Reitern, die wir in dieser Provinz sahen;
sie hatten ein ganz energisches und stattliches Aussehen. ;
Nachdem wir darin^einen -kleinen, aber zur Zeit unbesuchtött
Marktplatz inmitten der Saatfelder zur Seite gelassen hatten,
erreichten' wir das Dorf Bäschi. Hier erwarteten wir Quartier
für uns bereit; zu ;finden, waren aber nur nach1 langem
"Verzugdm Stande, uns ein sehr unbedeutendes Nachtlager
zu verschaffen,1--' jj'
Es gewährte uns einiges Vergnügen, hier einen einheimischen
I Reisenden'-fr- „ mai-falke ” — von Wurno zu treffen,
der uns 'die neuesten*Nachrichten' aus Haussa und Kehbi
mittheilte;^ aber wenig Rühmlches Hess sich von den ritterlichen
Thaten der grossen Fellani- Häuptlinge -Allu und
Ghaiilu sagen, die-beide den Verfall der Macht. ihrer Landsleute
und'1 Unterthaneh mach Kräften beförderten. Auch eine
ühdere; noch interessantere -Persönlichkeit trafen wir-hier;
einen einheimischen kleinen Gaugrafen, der der Anordnung
des Herrn von Tämkala gemäss die Reise durch die gefährliche
Wildniss von Fögha in unserer Gesellschaft machen
sollte. •• Es. war ‘Abdü sserkl-n-Tschiko, Herr von Tschlko
oder vielmehr^ um der Wahrheit näher zu kommen; Herr- der
Wildniss; sein adeliger Titel— '„räuäni” (wörtlich ShaWl oder
Turban) — war nämlch gerade; ebenso leer und eitel wie so
mancher in Europa, und das Städtchen Tschlko mit; seiner
Grafschaft war schön vor vielen Jahren vom Feinde verheert
worden. Aber wie hohl auch sein-Titel'‘sein mochte, 'er
selbst war von adeliger Geburt,’ der-Schn cAbd e’ Ss'aläm’s,
des wohlbekannten, einst-auf seine Unabhängigkeit trotzenden