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 in  geringer  Entfernung  jenseits  dieses  Dorfes  sich  hinzieht.  
 Seine  Passage  sollte  zur  Zeit  sehr  schwierig  sein,  wenigstens  
 für  uns,  die  wir  einen  ansehnlichen  Tross  bei  uns  hatten.  
 Es  war  sonderbar,  dass  diese  Leute  behaupteten,  der  Fluss  
 sei  jetzt  höher,  als  er  vor  10  Tagen  gewesen;  jedoch  fand  
 ich  am  folgenden  Morgen  bei  der  Passage  diese  Angabe  
 keineswegs  bestätigt,  indem  das  Wasser  deutliche  Spuren  
 der  Abnahme  zeigte,  und  diese  . Beobachtung  stimmte  
 genau  damit  überein,  was  ich  bei  früherer  Gelegenheit  in  
 Bezug  auf  die  Natur  dieses  „komädugu”  bemerkt  habe;  
 Der  Fluss  hatte  hier  eine  bedeutende  Breite  und  es  kostete  
 uns  einige  Mühe,  ihn  zu  passiren.  Die  grösste  Tiefe  betrug  
 nicht  mehr  als  4  Fuss,  aber  diese  geringe  Tiefe  war  
 eben  die  Folge  davon,  dass  der Fluss  sieh  hier  so  weit , ausbreitete, 
   und  nur  aus  dem Grunde  war  er  überhaupt  passirr  
 bar.  Weiter  abwärts  dagegen,  zwischen  dieser  Stelle  und  
 Sengin,  konnte  man  ihn  nicht zu Fuss passiren,  während  das  
 Wasser  andererseits  doch  schon  zu  seicht  war,  um  di& eih>  
 heimischen  Boote  gebrauchen  zu  können. 
 Wir  passirten  weiterhin drei  kleinere Flussarme und Hessen  
 das  Dorf  Kindjeberl  zur  Seite,  das  einst  eine  grosse  umwallte  
 Stadt  gewesen  war.  Wir  nahmen  dann  unser Nachtquartier  
 in einem armseligen Weiler, der seinen Namen Margua  
 Scheriferi  von  einem Scherif erhalten  hat,  der  hier  vor mehreren  
 Jahren  angesessen  war.  Es  war  allerdings  noch  früh  
 am Tage,  aber  um mir  nach  den  grossen  politischen Wirren,  
 die Bömu  zerrissen  hatten,  eine  gute Aufnahme  vom Landesherrscher  
 zu  verschaffen,  hielt  ich  es  für  gerathen,  einen  
 Boten  vorauszuschicken  und  ihm  meine  Ankunft  anmmigen.  
 Um  meinem  früheren  Beschützer  meinen  Brief  wohlgefällig  
 zu  machen,  brauchte  ich  nur  meinen  wirkliehen  Gefühlen  
 vollen  Ausdruck  zu  geben;  denn  wie  mich  die  
 Nachricht von rAbd e’ Rahmän’s  gewaltsamer Thronbesteigung  
 erschreckt hatte, so war auch meine Freude bei der Nachricht, 
 Ankunft  in  Kiikaua. 387 
 dass  der  gesetzmässige  und  gerechte  Scheich  'Omar  wieder  
 zur . Herrschaft  gelangt  sei,  sehr  gross  gewesen. 
 Während  mein  Bote  vorauseilte,  verfolgte  ich  langsam  
 meinen  Weg  durch  den  Distrikt  Koiäm  mit  seinen  weit  
 auseinander  liegenden  Dorfschaften,  seinen  schönen  Kameel-  
 heerden  und  seinen  tiefen  Brunnen,  von  denen  einige  mehr  
 als 40  Klafter  Tiefe  habend  und  als  ich, mich  so  am  Ilten  
 Dezember  der  S tad t1 näherte,  fand  ich  'Abd  e’  Nebl,  den  
 ersten  Eunuch  des  Scheichs,  mit  30  Reitern  beim  Dorfe  
 Kaliluä  aufgestellt,  um  mir  einen  ehrenvollen1 Empfang,, zu  
 erweisen.  So  den  gerade  vollen Marktplatz durchziehend,  betrat  
 ich  denn  wieder  die Stadt Kiikaua,  von wo aus ich meine  
 gefährliche Beise  nach Westen begonnen  hatte,  in  stattlichem  
 Aufzuge  und  war  beim  Eintritt  in  mein  altes  Quartier  angenehm  
 überrascht,  die  beiden  Sappeure,  den  Korporal  
 Church  und  den  Gemeinen Macguire,  zu  treffen,  die  in  Begleitung  
 des  Herrn  Dr.  Yogel  von  England  ausgesandt  
 worden  waren,  um  mir  Beistand  zu  leisten.