386 XIV. Kapitel.
in geringer Entfernung jenseits dieses Dorfes sich hinzieht.
Seine Passage sollte zur Zeit sehr schwierig sein, wenigstens
für uns, die wir einen ansehnlichen Tross bei uns hatten.
Es war sonderbar, dass diese Leute behaupteten, der Fluss
sei jetzt höher, als er vor 10 Tagen gewesen; jedoch fand
ich am folgenden Morgen bei der Passage diese Angabe
keineswegs bestätigt, indem das Wasser deutliche Spuren
der Abnahme zeigte, und diese . Beobachtung stimmte
genau damit überein, was ich bei früherer Gelegenheit in
Bezug auf die Natur dieses „komädugu” bemerkt habe;
Der Fluss hatte hier eine bedeutende Breite und es kostete
uns einige Mühe, ihn zu passiren. Die grösste Tiefe betrug
nicht mehr als 4 Fuss, aber diese geringe Tiefe war
eben die Folge davon, dass der Fluss sieh hier so weit , ausbreitete,
und nur aus dem Grunde war er überhaupt passirr
bar. Weiter abwärts dagegen, zwischen dieser Stelle und
Sengin, konnte man ihn nicht zu Fuss passiren, während das
Wasser andererseits doch schon zu seicht war, um di& eih>
heimischen Boote gebrauchen zu können.
Wir passirten weiterhin drei kleinere Flussarme und Hessen
das Dorf Kindjeberl zur Seite, das einst eine grosse umwallte
Stadt gewesen war. Wir nahmen dann unser Nachtquartier
in einem armseligen Weiler, der seinen Namen Margua
Scheriferi von einem Scherif erhalten hat, der hier vor mehreren
Jahren angesessen war. Es war allerdings noch früh
am Tage, aber um mir nach den grossen politischen Wirren,
die Bömu zerrissen hatten, eine gute Aufnahme vom Landesherrscher
zu verschaffen, hielt ich es für gerathen, einen
Boten vorauszuschicken und ihm meine Ankunft anmmigen.
Um meinem früheren Beschützer meinen Brief wohlgefällig
zu machen, brauchte ich nur meinen wirkliehen Gefühlen
vollen Ausdruck zu geben; denn wie mich die
Nachricht von rAbd e’ Rahmän’s gewaltsamer Thronbesteigung
erschreckt hatte, so war auch meine Freude bei der Nachricht,
Ankunft in Kiikaua. 387
dass der gesetzmässige und gerechte Scheich 'Omar wieder
zur . Herrschaft gelangt sei, sehr gross gewesen.
Während mein Bote vorauseilte, verfolgte ich langsam
meinen Weg durch den Distrikt Koiäm mit seinen weit
auseinander liegenden Dorfschaften, seinen schönen Kameel-
heerden und seinen tiefen Brunnen, von denen einige mehr
als 40 Klafter Tiefe habend und als ich, mich so am Ilten
Dezember der S tad t1 näherte, fand ich 'Abd e’ Nebl, den
ersten Eunuch des Scheichs, mit 30 Reitern beim Dorfe
Kaliluä aufgestellt, um mir einen ehrenvollen1 Empfang,, zu
erweisen. So den gerade vollen Marktplatz durchziehend, betrat
ich denn wieder die Stadt Kiikaua, von wo aus ich meine
gefährliche Beise nach Westen begonnen hatte, in stattlichem
Aufzuge und war beim Eintritt in mein altes Quartier angenehm
überrascht, die beiden Sappeure, den Korporal
Church und den Gemeinen Macguire, zu treffen, die in Begleitung
des Herrn Dr. Yogel von England ausgesandt
worden waren, um mir Beistand zu leisten.