weiten Male zu belästigen; hätte leb aber: eine Ahnung
davon haben können, dass Herr Dr. Vogel so nahe wäre,
so würde ich mich natürlich gern länger aufgehalten haben,
Bin hier m it ihm zusammenzutreffen.
Nachdem ioh am anderen Ende der Stadt mit meinem Packtross
wieder zusammengestossen war; brach ich ohne weiteren
Verzug auf und betrat die Waldwildniss. Von dem- treuen
Gatröner begleitet, war ich dem Zuge etwa 3 Meilen weit
vorausgeritten, als ich 'eine Person> höchst fremdartigen'
Aussehens auf mich zukommen sah; es war ein junger Mann,
dessen überaus helle, mir schneeweis erscheinende Gesichts-*
färbe auf den ersten Blick zeigte, dass seine Kleidung,, eine
Füfiltobe, wie ich sie selbst trug und der um «emo
rothe Mütze in vielen Falten gewundene weisse »"Turban
nicht seine eigenthümliche Tracht sei. Da erkannte ich in
einem seiner schwarzen berittenen Begleiter meinen Diener
Mädi, don ich bei meinem Auf brache von Kükaua als Auf?
seher im Hause zurückgeläsaen hatte, und( sobald er miehr
sah, benachrichtigte er seinen weissen Begleiter, wer ich sei
und nun eilte Herr Dr.. Vogel (denn er war es) vorwärts
und wir hiessen uns einander in höchster-Überraschung
vom. Pferde herab herzlich willkommen. Ich selbst. hatte
in der That nicht die entfernteste Ahnung, dass ich -ihm
begegnen könnte, und er seinerseits hatte erst kurz zuvor
die Kunde erhalten, dass ich noch am Leben und glücklich
aus. dem Westen zurückgekehrt sei Ich hatte ihm.
von Kanö aus einen Brief geschrieben, und der war ihm unterwegs
zugekommen; aber wegen der Arabischen Adresse,
die ich der sichereren Besorgung halber auf den Umschlag
gesetzt, hatte er gemeint, es wäre ein Brief von einem Araber,
und hatte denselben, ohne ihn zu öffnen, zu sieh gesteckt, bis
er Jemanden. träfe, der ihn vorlesen könnte. Es war ein
unendlich erfreuliches, überraschendes > Ereigniss. Inmitten
dieser ungastlichen Waldung stiegen wir nun> vom .‘Pferde
und| setzten uns nieder. Mittlerweile kamen auch meine
Kameele nach und meine • Leute ■ waren höchst erstaunt
darüber, einen weissen Landsmann neben mir zu finden.
Ich Holte einen kleinen Vorrathssack hervor, wir Hessen
uns Kaffee kochen und waren ganz wie zu Haus* Seit länger
als 2 Jahren hätte ich kein Deutsches oder überhaupt Europäisches
Wort gehört, und es war ein unendlicher Genuss für
mich, mich wieder einmal in der heimischen Sprache unterhalten
zu können. Aber unser Gespräch wandte sich bald Gegenständen
zu, die keineswegs so ganz erfreulich waren. So
hörte ich zu < meinem grossen Entsetzen 1 von ' Herrn; Dr.
Vogel, dass in Kükaua keine Mittel vorhanden seien
und dass, • was . er selbst. mitgebracht .hätte, verbraucht-
söir Der Usurpator ;C.Abd e’ Rahman, sagt© er. mir,, habe ihn
sehn schlecht behandelt und - das von mir in Sinder zurück-
gelassene -Eigenthum in Besitz genommen. Er theilte mir auch
mit-; däsB-; er selbst auf dem Wege nach Sinder wäre, theffs
um zu sehn, 'öb: etwa dórt frische Hilfsmittel, angekommen
wären, theils um die Lage jener Stadt durch eine gute astronomische
Beobachtung, zu bestimmen und so meinen Arbeiten
-Aine? festere Grundlage zu rgebens Die Nachricht von
dem i Mangel an Geldmitteln, ■ berührte .mich kaum so-unangenehm
; als die Angabe, dass er nicht- eine .einzige Flasch©
Wein-beate©» Ich war nämlich damals; länger als-3 Jahre
ohne'einen Tropfen irgend eines Reizmittels ausser: Kaffee
gewesen r;und. fühlte, da ich von häufigem Fieber und Dys-.
efiiékierfStaaÉ; gelitten hatte, ein unwiderstehliches Verlangen
nach dem- stärkenden und belebenden ‘Rebensäfte, dessen-
wohlthuende Wirkung ich du5rch frühere • Erfahrungen
kennen -gelernt. ■ So batte ich mir auf- meiner trüberen
Reise .durch- Klein-Asien, in den Sümpfen Lyciens ein ernst-*
liches Fieber zugezogen und gewann ■■ meine Kräfte schnell
wieder durch den. Genuss »von * gutem. Französischen Wein»
Es that mir unendlich leid, dass Herr'-’Dr; Vogel der Nach