scher Abkunft. Auch zeigte mir der Scheich im Laufe dès
Tages einige werthvolle goldene Zierathen, die seiner Frau
gehörten und in Waläta verfertigt waren. Dies war das ein-*
zige Mal, wo ich Gelegenheit hatte, diesen Goldschmuok genauer
zu besehen. Er bildete eine Art von Diadem, und wenn
ich nicht irre, so sagte mir mein Beschützer, dass es seine
Absicht sei, ein ähnliches fiir die Königin von England fertigen
zu lassen^ worauf ich ihn versicherte, dass ein solches
Geschenk,; wenn auch an sich keineswegs reich, doch ohne
Zweifel von.den Europäern als ein Beispiel von. der. Ge-^
Schicklichkeit seines Volkes geschätzt werden würde.
Während unseres Aufenthaltes bei den Zelten belästigte
uns ein starker Wind, der. dicke Staubwolken auftrieb und
das Lederzelt, worin sich Fandaghümme auf hielt, niederwarf.
Im Allgemeinen war ich recht froh, dass wir am 13t®n
in. die Stadt zurückkehrten. Hier tauchte denn die Nachricht
von der Ankunft des „tabu” zum zweiten Male auf und
Jeder ward wieder in einen Zustand der-Aufregung versetzt;
die Ergägeda, ein Stamm von gemischtem Araber- undBen-
berblute, zogen vor- und rückwärts und alle armen und unterdrückten
Stämme der Umgegend suchten mit ihren Bindvieh
und Schaafheerden Zuflucht im Lager des Scheichs.
So kamen die .Stammgenossen der Kël e’ Scheria, dié Kël-
antsär, die Tdenän und die Kêl-ulli dahin. Als in Folge dieser
Bewegung und in Erwartung der endlichen Ankunft des
„tabu” mein Beschützer selbst am Morgen' des 15*8“ nach den
Zelten zurückkehren wollte, entspann sich eine ernste Verhandlung,
indem die Fullän mit grosser Hartnäckigkeit darauf
bestanden, dass ich an diesem Tage die Stadt verlassen
sollte, indem sie mich sonst sicherlich tödten würden; denn
sie wollten, wie sie sagten, lieber sehn, wie der „tabu” sie
Alle vernichte, als dass ich auch nur noch einen Tag länger
in der. Stadt bliebe-.
Wirklich schien die Gefahr für mich jetzt einen ernsteren
Charakter anzunehmen, und die Kaufleute aus dem Norden
versammelten sich im Hause Mohammed el Férredji’s,- um
allen Ernstes zu berathen, welche Mittel anzuwenden seien,-
mich aus der. Stadt zu entfernen, bis sie sich endlich durch
einen Eid verpflichteten, dass ioh die .Sonne nicht wieder.
über ihrer Stadt aufgehen sehn sollte; Hämedu, der
Sohn Mohammed Lebbö’s, der Anführer,- der vor Kurzem in
die Stadt eingerückt war, ging selbst so weit, dass er sich
in der Versammlung erhob und- schwur, mich mit eigener
Hand tödten zu wollen, wenn ich einen Augenblick länger, in
der Stadt bliebe. Der Alarm, welchen diese Angelegenheit
in derselben verursachte, war sehr gross, obgleich derartige
Verhältnisse in 'diesen eigenthümlichen Zonen niemals so
ernster Natur sind, wie in Europa. "Als Ssidi Alauäte den
Vorgang erfuhr, trat er in die Versammlung und legte einen
förmlichen Protest ein; der so weit führte, dass ich zwar den
'Untergang und Aufgang der Sonne in der Stadt noch sehn,
aber, wofür er-sein Wort .verpfändete, dieselbe-verlas-*
sen söB% ehe die Sonne jene Höhe erreicht hätte , welche
von den Arabern „ dähar ” genannt • wird (gegen 9 Uhr.
Morgens); wenn ich. nach jener Stunde noch in der Stadt
wäre,: so. möchten sie mit mir verfahren, wie es ihnen gut
dünkei >%*
■ '^Freitag, 17*»n März^\ Vor Sonnenaufgang, als ich noch
im Schlafe lag, weil ich mich zu später- Stunde niedergelegt
hatte,'-sandte Ssidi Mohammed die Botschaft an mich, dass
ieh zu Pferde steigen und .ihm zur Stadt hinaus folgen solle,
und benahm sich sehr unhöflich, als ich und meine‘Leute
Einwendungen machten und meinten, dass es besser sei-, El
Bakäy zu erwarten. Bald darauf ritt er dann in Person an
meine Thür heran und liess mich durch einen-der treuesten
und vertrautesten 'Schüler seines Bruders ersuchen, ohne
Zögern zu Pferde zu steigen und ihm zum £ Grabmale
— „xödha” Ssidi Muchtär’s zu folgen; denn dort würde