Feldarbeit gegangen. Aber im Laufe des Nachmittags ward
die Scenerie angenehm belebt durch die Ankunft einer zahlreichen
Rinder- und Schaafheerde, die hierher zur Tränke
gebracht wurde; sie war das Eigenthum in. der Umgegend
angesiedelter Fulbe.
Allmählich kehrten auch die Dorfbewohner selbst von ihrer
Feldarbeit heim und trugen viel zur Belebung der Landschaft
bei, indem Bie in kleinen Kanoe's nach ihrer inselartig
abgesonderten Wohnstätte zuruderten. Andere dagegen
statteten uns, angeführt von ihrem Oberhaupt, einen Besuch
ab. Dieser Herr von Kendädji war ein Mann von hohem
Wüchse und wohlgenährtem Körper, aber er besass eben
keinen sehr geistreichen Gesichtsausdruck und schien auch
nach dem, was ich nun erfuhr, keineswegs von sehr freigebiger
und gastfreundlicher Gesinnung zu sein. Er nahm
nämlich die gewandte Anrede jjueines edlen und gelehrten
Freundes, des Wädauers, welcher alle Ansprüche, die er und
seine Genossen auf des Häuptlings Gastfreundschaft hätten,
der Reihe nach aufzählte, mit grosser Kälte auf, indem er
seine Antwort durch den Mund eines Pullo-Fski gehn liess,
der sich hier schon seit längerer Zeit auf hielt. So machte
er denn selbst Anspruch auf ein hübsches Geschenk , anstatt
die Forderungen, welche meine frommen Gefährten wegen
gastlicher Behandlung an ihn stellten, irgendwie anzuerkennen.
Das Interessanteste an diesem kleinen Häuptling war
jedenfalls sein Name, der midi an die ruhmreicheren Zeiten
des Sonrhay-Reiches erinnerte; er nannte sich nämlich
„Farma-firkesu is-se” („farma” ist, wie wir gesehn haben,
der vom Melle-Reiche überkommene fürstliche Titel eines
Statthalters und „is-se” heisst auf Sonrhay „Sohn”; £rkesu
ist-der Name seines Vaters).
Es war mir auch von grossem Interesse, zu beobachten,
dass diese Sonrhay, sowobl die Bewohner von Kendädji wie
(he von Ayöru, sich in ihrer eigenen Sprache „Kädo” (im Plur.
„Hßbe”) nannten, und es scheint eben dieser Name zu sein,
dem die Fulbe eine allgemeinere und weitere Bedeutung gegeben
haben, um die Köhelän (4i h. die .einheimische schwarze
Bevölkerung) aller der von. ihnen eroberten Gegenden , zu
bezeichnen. Es scheint fast, als ob dieser Name eben von
jenem Stamme hergenommen sei.
Ausser von diesen Sonrhay empfingen wir auch einen Besuch
von einem Tärki-Edelmanne Namens Mi-ssach, einem
Sohne Ellekken’s und Neffen Ssinnefel’s, des Häuptlings der
Tmelfggisea von A'ribinda. Diese Stammabtheilung lebt mit
ihren Brüdern in A'ussa, wo der volkreiche Gau Amära liegt,
auf feindlichem Fusse; dies ist jedoch ein günstiger . Umstand,
da sie auf diese Weise ihre eigene Kraft untergraben,
die sie ja. doch nur zu Unheil henutzen. Aber dessenungeachtet
sind sie noch immer stark genug, den armen Sonrhay-
Bewohnern dieser so sehr mitgenommenen Niger- Gegenden
harte Steuern aufzuerlegen. So hatten sie im verflossenen
Jahre von den Bewohnern von Kendädji einen Tribut von
vier Pferden erhoben und von denen von Ayöru ein Karneol,
sowie eine Menge Korn. Die Nachbarschaft dieser Tuäreg
flösste uns indess ebenso wenig Vertrauen ein, wie das Betragen
der .Sonrhay auf der Insel, obgleich unser Gast, der
junge Mi-ssach, ein anständiger Mann war; wir hielten
daher strenge Wacht, indem wir die ganze Nacht hindurch
schossen. Glücklicherweise wurde unsere nächtliche Ruhe
bei solcher Wachsamkeit nicht weiter gestört; aber nichts
ist wahrscheinlicher, als dass Park einen ernstlichen Streit
mit .diesen Inselbewohnern hatte.
So brachen wir zu früher Stunde von unserem Lagerplatz
auf, um einen guten Tagemarsch zu machen; aber erst
mussten wir uns nach einem Führer umseben, der uns
am vergangenen Tage versprechen worden war. Wir suchten
jedoch in den beiden dein Inseldorfe gegenüberliegenden
Weilern, von denen .sieb einer hart an den Fuss der
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