AlauHte zu uns, der uns aus der Stadt entgegenkam. Da
mittlerweile Dunkelheit eingetreten war und wir nicht wussten,
wo* wir den Scheich selbst treffen sollten, gingen wir
nach einigem Zögern etwas vorwärts und hielten Angesichts
der Stadt wieder auf einer Anhöhe. Von hier aus sandten
wir nun einen zweiten Boten an den Scheich, der, wie wir
von den Tauätern hörten, welche hier zu uns stiessen, die
Stadt mit einer .zahlreichen • Schaar von Anhängern verlassen
hatte, ohne dass in der Verwirrung irgend Jemand darnach
fragte, wohin er sich gewandt hätte.
Mittlerweile amüsirten sich die Tu®, welche sich in unserer
Gesellschaft befanden, in ihrer üblichen wilden Weise damit,
ihre Schilde an einander zu schlagen und das Schlachtgeschrei
zu erheben; die Nacht war überaus dunkel und ich feüertö
zuletzt meine Flinte ab, um unseren Freunden ein Zeichen
zu geben, wo wir wären. Wir fanden den Scheich ganz nahe
bei der Stadt, südlich von der Rödha, mit einem ansehnlichen
Gefolge 1— Tuäreg sowohl wie Araber, Sonrhay und
sogar einige Fullän. Unter Anderen war auch der Fütäui
Issmääil anwesend, der mir durch seine Kenntniss des Koloniallebens
in St. Louis — „Nder” — eine beständige Quelle
der Unterhaltung gewährte, mich aber auch andererseits oft
ärgerte, indem er allerlei in jenem kleinen Handelsplätze gewonnene
Idee’n auf mich anwandte; so sah er fast mit Geringschätzung
auf mich herab, weil ich die Börsenleute jener
Hafenstadt, die er für die Herren der Welt hielt, ihrem
Namen nach nicht kannte. Bei dieser Gelegenheit bewill-
kommte er mich mit einem Gesang und alle Leute sammelten
sich in wilder Verwirrung um uns her.
Der Anblick dieser bunt gemischten Schaar, wie sie sich
im falben Mondenschein auf den Sandhügeln umherdrängte,
war höchst interessant, würde aber ungleich anziehender gewesen
sein, wenn ich ruhiger Beobachter der Scene hätte
bleiben können; aber ich war ja die Hauptursache dieser
Wirren und darum natürlich auch das Ziel von Nachstellungen.
Mehrere meiner Freunde, vor; Allen aber der Imäm
Hadj el Muchtär, den ioh schon in B6rnu gekannt hatte,
drängten sich desshalb zu mir und baten mich dringend, mich
vor Verrath in Acht zu nehmen. Auch der Scheich- selbst
entsandte seinen vertrautesten Diener, um mir sagen zu lassen,
dass ich besser thäte, mich inmitten der Tuareg aufzuhalten
; denn obgleich selbst zu einem der Stämme dieser
südlichen Mauren gehörig, freilich dem reinsten und am wenigsten
erniedrigten, hielt er doch die Tuäreg oder Imör
scharh bei all’ ihren räuberischen Gelüsten für zuverlässiger
als seine Landsleute. So bildeten denn die Kel-ulli sofort
ein Viereck um mich her, machten aber zugleich einen
Scherz daraus, indem sie den Muth meines Pferdes auf die
Probe stellten. Sie rückten nämlich mit einer Seite des Vierecks
unter Zusammenschlagen der Schilde gegen mich an, bis
sie mich auf die entgegengesetzte Seite zurückgedrängt hatten;
da, aber spornte ich meinen Hengst an und trieb sie in
ihre frühere Stellung zurück. Dabei ward mein edles Thier
so feurig erregt, dass es vor lauter Behagen zu wiehern
anfing, was denn diesen wildeh Gesellen unendlich, viel
Spass machte.
Mittlerweile waren die verschiedenen Mitglieder der grossen
Familie des Scheichs Muchtär abgestiegen und verloren
ihre Zeit in unnützer Berathung mit ihren vertrauten Rathgebern,
während sich mehrere Fullän-Reiter in der Nähe
umhertrieben und mich zwangen, auf meiner Hut zu sein.
Einer der Letzteren ward jedoch ganz wider Erwarten aus
dem Sattel geworfen; sein Pferd erhielt nämlich eine Wunde
r- ob nun von einem Baumstamme oder einem Speere —
und ward so das einzige Opfer dieses ruhmvollen und denkwürdigen
nächtlichen Feldzuges.
Nachdem wir einige Zeit auf den Sanddünen hin- und
hergezogen waren, rückten wir endlich näher an die äussere
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